„Wir sind Teil der Kollektion“ und „Lila-General“ heißen die beiden Kulturevents, mit denen die neuesten Ausstellungsflächen in der bulgarischen Hauptstadt Sofia den Bürgern vorgestellt wurden. Die Galerie selbst befindet sich im einstigen Wasserturm des Wohnviertels „Losenetz“.
Der Wasserturm stammt aus dem Jahre 1929. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Einwohner des Viertels „Losenetz“ an seine Silhouette gewöhnt und er ist ihnen ans Herz gewachsen; sie sehen in ihm eine Art Wahrzeichen ihres Viertels, so dass alle bisherigen Versuche, das seit vielen Jahren nicht mehr als Wasserturm dienende Bauwerk abzureißen, scheiterten. Schließlich wurde eine Lösung gefunden, mit der sich alle einverstanden erklärten – das Gebäude wurde in eine Galerie umfunktioniert, die den ungewöhnlichen Namen „+359“ trägt. Hinter dieser Zahl verbirgt sich die internationale Vorwahl für Bulgarien.
Die offizielle Eröffnung fand mit einer Jahresausstellung für zeitgenössische Kunst statt, die von der Österreichischen Botschaft in Sofia arrangiert wurde. Sie heißt „Wir sind Teil der Kollektion“ und wurde von der Malerin Borjana Ventzislavova, die in Österreich lebt und arbeitet, gestaltet. Ihr Projekt betrachtet die Underground-Kultur der Jugendlichen in Bulgarien am Ende des Sozialismus und zu Beginn der demokratischen Umwälzungen. Kuratorin der Ausstellung ist Wera Mletschewska, die bei ihrer Arbeit von der Stiftung „Doma Art“ unterstützt wurde.
„Das Projekt „Wir sein Teil der Kollektion“ ist eine poetische und fragmentierte Erzählung über die Jahre des Reifungsprozesses. Die Widersprüche und Kontraste dieser Periode besitzen ihre eigene hybride Ästhetik“, sagt Wera Mletschewska. Auf dem Weg in die oberste Etage des einstigen Wasserturms kommen die Besucher an Installationen, Fotos, Liedertexten und Zeitungsausschnitten aus den 80ern und dem Beginn der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vorbei. Der Titel der Ausstellung ist einem Liedtext der Dark-Web-Gruppe „Neue Generation“ entlehnt, deren Songs sich durch Offenheit und freien Geist kennzeichnen.
Um auf die Ausstellung und die neue Galerie aufmerksam zu machen, gab die Gruppe „Lila-General“ ein Konzert. Die Gruppe selbst ist Teil der „Neuen Welle“ in Bulgarien und steht seit mittlerweile 23 Jahren auf der Bühne. Die Tatsache, dass die Galerie knacke voll war, zeugt vom großen Interesse, das der Avantgarde-Musik weiterhin entgegengebracht wird. Das nächste Konzert des „Lila-Generals“ wird übrigens an diesem Freitag in der südbulgarischen Stadt Plowdiw sein. Dort wird die Gruppe im Rahmen des Mini-Festivals „Electric Orpheus“ auftreten.
Die Exposition „Wir sind Teil der Kollektion“ kann noch bis Ende dieser Woche gesehen werden. Die neueröffnete Galerie „+359“ verspricht, sich in einen der interessantesten Kulturtreffs der bulgarischen Hauptstadt zu verwandeln.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Alexander Markow und "+359"
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