Ein Museum hat längst nicht mehr ein langweiliges Gebäude zu sein, mit langweiligen, über Jahrhunderte zusammengetragenen Sammlungen und Exponaten, die von einer Generation an die nächste vermacht werden, weil sie von der historischen, kulturellen, ethnographischen und natürlichen Entwicklung zeugen. Die Museen warten zwar immer noch mit reichen Sammlungen auf, doch werden diese auf eine zeitgemäße, interessante und kurzweilige Art den Besuchern näher gebracht. Und so tut sich ihnen die Welt der Wissenschaft auf, die ihre Neugierde und ihren Wissensdurst entfacht. Ein solches Museum ist das Bienenmuseum in Sofia, das weder groß noch spektakulär ist. Sollte es einen Contest für das kleinste Museum der Welt geben, könnte ihn das Sofioter Bienenmuseum schlichtweg gewinnen.
Es stellt ein kleines Lehmhäuschen dar, das die sechseckige Form einer Zelle in der Bienenwabe besitzt. Der Lehm korrespondiert zum einen mit dem Wunsch der Begründer des Museums, die Menschen maximal ihrer natürlichen Umwelt anzunähern. Seine Farbe wiederum erinnert an das Wachs der Waben, die nicht nur mit Honig und Blütenpollen gefüllt werden, sondern wo die Brut aufgepäppelt wird. Das Dach des Museums ist mit unterschiedlichen Blumen bepflanzt, so dass die Bienen direkt vor ihrer Haustür Blütenstaub und Nektar sammeln können. Der Ein- und Ausgang in den Bienenstock, der sich im Inneren des Museums befindet, sind hoch oben, so dass die Bienen während ihrer emsigen Arbeit nicht durch die Besucher und Passanten gestört werden. Direkt neben dem Häuschen, hinter einem Zaun in knalligen Farben, wachsen duftende Kräuter.
Das Lehmhäuschen des Bienenmuseums befindet sich neben einer zentralen U-Bahnhaltestelle in Sofia, inmitten eines wahren Pflanzenmeeres, das den Bienen als Futterquelle dient. Innen hängen Fotos und Tafeln mit ausführlichen Informationen über das Leben und Verhalten der Bienen. Die wissensdurstigen Besucher können auch das rege Treiben im durchsichtigen Bienenstock verfolgen und sehen, wie sich die Bienen um die Brut kümmern, aus der die Arbeiterbienen schlüpfen. An ihr kann man den Zustand des gesamten Bienenschwarms erkennen. Denn genau hier entwickeln sich einige Krankheiten, unter denen Honigbienen zuweilen leiden. Ganz unten im Bienenstock wird der Honig gelagert, oben der Blütenpollen. Erklärt wird auch die Rolle der Drohnen, die nicht unterschätzt werden sollte, denn sie befruchten nicht nur die Bienenkönigin, sondern halten auch die Brut warm.
Von der Decke des kleinen Raums hängt ein Bienenkorb aus Lehm, wie zu Zeiten des Alten Ägyptens. Eine der Wände schmückt ein Zitat von Albert Einstein: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“
Mehr über die Idee, die Einwohner und Gäste der bulgarischen Hauptstadt aus unmittelbarer Nähe über das Leben und den Nutzen der Bienen aufzuklären, erfahren wir von Petar Waltschowski von der Vereinigung „Biograd“ (dt. „Biostadt“) Sofia:
„Als NGO bilden wir informell Kinder im Vorschul- und Schulalter über städtische Biolandwirtschaft aus. Wir haben bereits in einer Reihe von Schulen, Kindergärten und anderweitig Biogärten eingerichtet. Wir haben festgestellt, dass es in den Vierteln, in denen wir Kinder unterrichten, viele Bienen gibt und die Kleinen sich vor ihnen fürchten, weil sie sie nicht kennen. Das ist aber ein wichtiges Thema, vor allem weil wir wollen, dass sich die Menschen nicht noch weiter von der Natur abrücken. Für uns ist es wichtig, die Kids über die Biovielfalt aufzuklären. Es Erstes haben wir beschlossen, eine Galerie mit allen Infos rund um Bienen, Bienenprodukte und Bestäubung zu eröffnen. Später kam uns die Idee, ein Bienenmuseum einzurichten. Das ist ein Projekt in Entwicklung. Obwohl der Raum im Museum nicht groß ist, können darin im Rahmen von 40-50 Minuten Vorlesungen abgehalten werden, dank der Bildungstafeln an den Wänden und dem durchsichtigen Bienenstock, wo man das Treiben der Bienen verfolgen kann."
Der langjährige Drucker Ing. Ljudmil Sawow meint: „Bienen sind überall nötig, egal ob in Gebieten mit Honig spendenden Pflanzen oder in der Stadt, denn auch die Flora in den Parks und Grünanlagen muss bestäubt werden. Allerdings ist es eine echte Herausforderung, Bienen unter schweren Umweltbedingungen zu halten, da der Blütenstaub und der Tau, der den Bienen als Wasserquelle dient, durch die vielen Giftstoffe verseucht sind.“ Bienen sind imstande, den Nektar zu filtern und so die Schadstoffe darin zu neutralisieren, doch kostet sie das eine kürzere Lebensdauer. In der Regel leben sie in den Sommermonaten ca. 35 Tage und während der kalten Jahreszeit mehrere Monate.
Der Chefredakteur der Zeitschrift „Ptschela“ (dt. „Biene“) Mladen Kotlarski bezeichnet die Idee vom Bienenmuseum als vital und vielversprechend, sieht sie aber eher als ersten Schritt in Richtung Schaffung eines großen und reichen Bienenmuseums, weil „im derzeitigen viele Imkerei-Utensilien fehlen. Zumal Bulgarien in dieser Branche zu den Vorreitern in der Region gehört.“
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Bienen-Museum Sofia
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