Der Nordosten Bulgariens ist reich an Höhlenklostern aus dem Mittelalter – in unzugänglicher Höhe in die Felsen gehauen, ein Symbol wahrer Abgeschiedenheit und Nähe zu Gott. Heutzutage haben diese Felsenklöster den Status von Kulturdenkmälern. Das einzige noch tätige Höhlenkloster in Bulgarien ist das Kloster „Hl. Demetrios von Basarbowo“. Es befindet sich unweit vom Dorf Basarbowo, am Flusslauf des Flusses Russenski Lom. Wir wollten vom Direktor des Regionalen Geschichtsmuseums Prof. Nikolaj Nenow den Grund für die Vielzahl an Höhlenklostern in Bulgarien erfahren.
„Hauptgrund ist die Religion. Im einem Text aus dem Mittelalter heißt es: „Wer eine Höhle hat, der wird Rettung finden“. In diesem konkreten Fall ist von einer Kirche im Felsen die Rede. Und die Karsthöhlen in dieser Gegend sind hervorragend für solche Felskirchen geeignet. Oft vergleichen wir unser heutiges Dasein mit dem Leben im Mittelalter. Doch beide unterscheiden sich grundlegend voneinander. Einst konnte man ohne die Religion nicht leben. Gemeint ist aber nicht die Religion, wie wir sie heute kennen, sondern der strenge Glauben“, erläutert Prof. Nikolaj Nenow.
Was die früheste Erwähnung des Höhlenklosters „Hl. Demetrios von Basarbowo“ angeht, meint er: „In diesen Höhlen haben die Forscher menschliche Spuren aus den ersten Jahrzehnten des Christentums in Bulgarien entdeckt, sprich aus dem 9. Jahrhundert. In einigen Felsennischen sind Hirsche, Sonnen und Kreuze abgebildet, gepaart mit kleinen Inschriften – den sogenannten Graffiti. Manche sind vorchristlicher, andere christlicher Herkunft. Bereits in den ersten Jahrzehnten nach der Christianisierung in Bulgarien, also im 9.- 10. Jahrhundert, hat es an der Stelle des heutigen Höhlenklosters „Hl. Demetrios von Basarbowo“ Kirchen gegeben, später auch ein Kloster“, ist Prof. Nenow überzeugt.
Erforscht wurde das Felsenkloster „Hl. Demetrios von Basarbowo“ unter anderem auch vom tschechisch-bulgarischen Archäologen Karel Škorpil.
„Er war ein wahrer Titan und hat die Grundlagen der bulgarischen Archäologie gesetzt. In neueren Zeiten hat sich Prof. Todor Mollow von der Universität in Weliko Tarnowo mit dem Kloster und natürlich mit dem Heiligen Demetrios befasst und hat etliche Schriftquellen analysiert und ausgewertet“, sagt Prof. Nenow. Seinen Worten zufolge sind in der Kirche keine originellen Wandmalereien erhalten. Als Karel Škorpil das Kloster Ende des 19. Jahrhunderts besuchte, fand er dort unbemalte Wände vor. 1937 wurde das Kloster vom Mönch Chrissan wieder eingeweiht, die Wände der Kirche wurden neu ausgemalt, es kamen Ikonen dazu.
„Dem Kloster „Hl. Demetrios von Basarbowo“ kommt eine besondere Rolle in der bulgarischen Geschichte zu. Es reiht sich unter viele weitere Höhlenklöster entlang des Flusses Russenski Lom. Zu den bekanntesten unter ihnen gehören die Felskirchen von Iwanowo. Es handelt sich hier um ein Patriarchenkloster mit einem Skriptorium, wo gebildete Menschen lebten und wirkten. Davon zeugen auch die zahlreichen Inschriften an den Wänden der einstigen Mönchszellen. Als der spätere Zar Iwan Alexander die valachische Prinzessin Teodora heiratete, erhielt sie als Mitgift von ihrem Vater unter anderem ein Kloster mit einem Dorf. Die Klöster im bulgarischen Mittelalter waren die einzigen echten Feudalherren. Sie besaßen eigene Dörfer, wo die Menschen für das jeweilige Kloster arbeiteten und aufkamen. Basarab ist der Name des Dorfes und des Klosters hier. Dieses Kloster hielt sich bis Ende des 16. Jahrhunderts am Leben.“
Das Höhlenkloster „Hl. Demetrios von Basarbowo“ wurde zum archäologischen Kulturdenkmal erklärt.
„Sichtbare archäologische Funde, wie sie die Besucher vielleicht erwarten, gibt es hier heutzutage keine“, erklärt Prof. Nenow. „Kostbar ist das Kloster an sich wegen seiner Felsenarchitektur. Karel Škorpil schildert, wie hier Münzen aus der Antike gefunden wurden sowie Votivtafeln von Diana und Bacchus“, so Prof. Nenow.
Im Laufe der Jahre wurde das Kloster erneuert und ausgebaut. Einst spielten die Stifter eine große Rolle beim Bau von Kirchen und Klöstern in Bulgarien. Auch heute ist es nach Worten von Prof. Nenow nicht viel anders:
„Stifter waren einst die Reichen und hier im Tal des Russenski Lom auch die Zaren. Die neue Kirche wurde dank der Stiftungen zahlreicher Bürger und Familien aus Russe und mit Unterstützung des Staates erbaut, das gilt auch für die Räumlichkeiten im Kloster“, sagte abschließend der Direktor des Regionalen Geschichtsmuseums Prof. Nikolaj Nenow.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Swetlana Dimitrowa
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