Ende Mai beginnt die Rosenernte und damit die Zeit der Traditionsfeste der Rose. Zur industriellen Rosenölherstellung wird in Bulgarien die Kazanlaker Ölrose angebaut, eine Nachfolgerin der Damaszener Ölrose. Erstmals in unseren Breiten urkundlich erwähnt wird der Ölrosenanbau eingangs des 18. Jahrhunderts. Bereits vor der Befreiung unseres Landes von der osmanischen Fremdherrschaft werden auf knapp 1.000 Hektar Ölrosen angebaut. Als bester Standort erweist sich das Rosen-Tal mit seinen leicht sandigen humusreichen lockeren Böden und seinem günstigen Klima mit milden Wintern sowie einer mittleren Jahrestemperatur von 10,6 °C. Der Handel mit bulgarischem Rosenöl beginnt Anfang des 19. Jahrhunderts. Es wird u.a. nach Edirne, Paris, Dresden, Wien und London verkauft.
Die heute meist verbreiteten Sorten der Kazanlaker Ölrose sind Züchtungen des Instituts der Rose und ätherischen Ölkulturen in Kazanlak, erfahren wir von der Institutschefin Ganka Baewa. Diese Sorten zeichnen sich durch die Intensität der Blüten aus, aus denen das Rosenöl gewonnen wird, durch Frostbeständigkeit und einen hohen Gehalt an ätherischen Ölen. So hält beispielsweise die Sorte Eleina Temperaturen bis -30°C stand.
"Eine weitere Sorte ist die Weiße Rose, die insbesondere zur Herstellung der teuersten Parfüme der Welt verwendet wird", erzählt Ganka Baewa. "Ihr Ertrag liegt deutlich höher, als bei den anderen Sorten."
Zu den Errungenschaften des Instituts zählt beispielsweise auch eine Technologie zur Vermehrung der Kazanlaker Rose durch das Ziehen von Stecklingen in Gewächshäusern. Jeder Steckling wächst zu einer neuen Pflanze heran, die die gleiche Qualität aufweist, wie die Mutterpflanze. Auf diese Weise wird die Sortenechtheit der Ölrose gewährleistet. Die Vorteile dieser Methode sind, dass sie einen hohen Vermehrungskoeffizient sowie eine verkürzte Herstellungsdauer aufweist. Die Jungpflanzen können bereits nach vier Monaten ausgepflanzt werden.
"Derzeit belaufen sich die Rosenanbauflächen in Bulgarien auf etwas 3.700-3.800 Hektar", erzählt Ganka Baewa weiter. "Tendenz steigend. Ein Hauptproblem der Branche ist jedoch der Mangel an Rosenpflückerinnen."
2016 wurden rund 17.000 Tonnen Rosenblüten geerntet, bei einem Durchschnittsertrag von 4500 Kilogramm pro Hektar. Wie ist das bulgarische Rosenöl international aufgestellt, wollen wir weiter von der Chefin des Roseninstituts in Kazanlak Ganka Baewa wissen.
"Bei der Herstellung von hochwertigem Rosenöl ist Bulgarien weltweit führend", ist Dozentin Ganka Baewa überzeugt. "Das bulgarische Rosenöl weist über 200.000 Inhaltsstoffe auf und ist damit für die Parfümerie geeignet. Ein hochwertiges Rosenöl braucht neben geeigneten Sorten auch ein entsprechendes Klima, was im Rosental gegeben ist. Das meiste Rosenöl exportieren wir nach Frankreich für die Parfümindustrie und nach Deutschland, wo es in der Pharmazie beispielsweise zur Herstellung von antiallergischen Medikamenten Anwendung findet. Darüber hinaus beliefern wir den japanischen Markt. Rund 95 Prozent unseres Rosenöls gehen ins Ausland."
An den Weltmärkten kostet ein Kilogramm Rosenöl zwischen 5.000 und 6.000 Euro. Für dessen Herstellung ist etwa eine Tonne Rosenblüten erforderlich, bei ungünstigen Witterungsverhältnissen können es gut und gerne auch mal drei bis vier Tonnen sein.
Übersetzung: Christine Christov
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