Vom 2. Mai bis 23. Juli findet in Sofia das Festival für moderne Fotografie „Fotofabrik“ statt. Die Fotofabrik ist eine Foto-Plattform für das breite Publikum, die die Fotografie als Kunst und soziale Zone, als Bestandteil der modernen städtischen Kultur präsentiert.
"Wir wollten, dass unser Festival ein spezifisches Gesicht und seine eigene Marke hat", erklärt die Festivalchefin Emi Baruch. "Deshalb beschlossen wir, die sozialpolitische und visuelle Lexik zu bündeln. Das erste Fotofabrik-Festival vor vier Jahren war dem Protestler gewidmet. Die zweite Ausgabe – dem marginalen Menschen, die dritte – dem Thema Konflikte und die diesjährige Ausgabe steht unter dem Motto Hautnah. Die Fotografie als meist demokratische Massenkunst, die auf Sofias Straßen, an den Fassaden von Schulen zu sehen ist, ist in der Lage, den Passanten zum Innehalten und Nachdenken zu bewegen. Oder wie es so schön heißt, ein Foto sagt mehr als hunderte Worte. Dazu braucht es keine Erklärung, was die Fotografie zu einem ausgesprochen starken Medium macht. Genau das macht unser Festival aus", meint die Festivalchefin Emi Baruch.
Auch der Kunstwissenschaftler Georgi Lozanow zieht eine Parallele zwischen Kunst und Fotografie und hebt die Vorteile dieser visuellen Sphäre hervor:
"Die Fotografie regiert am einfachsten und schnellsten auf die Ereignisse in unserem Umfeld und macht sie zu einer Botschaft, die uns informiert und zum Nachdenken anregt. Die Fotografie ist ein Spiegel, der die Menschen so zeigt, wie sie sind. Die Fotofabrik hat sich als Festival mit eigener Marke etabliert. Bis vor nicht allzu langer Zeit lag die Fotografie den bulgarischen Galeristen, den Kuratoren und Kunstschaffenden eher wenig am Herzen. Sie fehlte in den Galerien. Sehr zu unserer Freude hält sie jedoch seit einigen Jahren stürmisch Einzug in das Kulturleben unserer Hauptstadt."
Bis 14. Mai ist im Art Center Bankja die Ausstellung 1/320 von Stojan Nenow zu sehen. Nenow ist Fotoreporter von Reuters und der erste bulgarische Pulitzer-Preisträger. Er hat u.a. das Drama von Flüchtlingen festgehalten, ihre Ankunft in Europa und ihre Schicksale.
„Für mich ist die Fotofabrik die größte Plattform für die Kunst der Fotografie. Hier präsentieren sich international renommierte Namen. Für mich ist es eine Ehre dabei zu sein“, sagte Stojan Nenow und weiter:
„Mein preisgekröntes Foto stammt aus dem mazedonischen Gevgelijaan der Grenze zu Griechenland“, erzählt der Fotoreporter. „Dort wurden jeden Tag zwei-drei Züge eingesetzt, mit denen alle mitwollten, was natürlich unmöglich war. Jedes Mal, wenn ein Zug losfuhr, gab es Menschen, die die mazedonische Polizei zurückzuhalten versuchte.“
Bereits Tradition hat die Freilichtausstellung von Aufnahmen der Agenturen Reuters und Getty Images auf der Brücke der Verliebten hinter dem Kulturpalast in Sofia. Gezeigt werden ausgewählte Aufnahmen beider Mediengiganten zum Thema der Fotofabrik 2017. Sondergäste der diesjährigen „Fotofabrik“ sind die beiden Preisträger für Fotojournalismus – Alex Majoli und Cristina Garcia Rodero.
Bis zum 23. Juni stehen drei große Ausstellungen und zehn Begleitevents auf dem Festivalprogramm. Vom 9. Mai bis 18. Juni wird in der städtischen Kunstgalerie in Sofia erstmals die Ausstellung „Ich, meine Wenigkeit und die EU“ (Me Myself and EU) von Alex Majoli gezeigt. Speziell dafür hat der italienische Fotograf emblematische Orte für die Transformation in Bulgarien aufgesucht und festgehalten.
Die große Überraschung der diesjährigen „Fotofabrik“ ist die Ausstellung des französischen Fotografen Robert Doisneau, einem Vertreter der „humanistischen Fotografie“. Sie ist ab 15. Mai im Museum der Geschichte von Sofia zu sehen und präsentiert 30 seiner bekanntesten Aufnahmen aus den Jahren 1945-1978.
Vom 15.-28. Mai wiederum wird in der Galerie „Vaska Emanuilowa“ das provokative „Selbstportrait mit Zwillingen und einer Brust“ von Prof. Linn Schröder gezeigt, den das Publikum am 20. Mai in der Galerie persönlich kennenlernen kann.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Sevda Dükkancı und fotofabrika.org
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