Der Zustand der Medienlandschaft in Bulgarien wirft zunehmend mehr Fragen auf. Die Eigentumsverhältnisse sind unklar, wie auch die Interessen, denen etliche Medien gehorchen. Und das nagt am Vertrauen der Bürger an dem, was verbreitet wird. Eine Gruppe junger Menschen rief eine Aktion namens „Remission Nachrichten“ ins Leben, mit der sie sich den vielen Fällen von unkorrekten und zuweilen sogar manipulierenden Nachrichten und Menschenschicksalen widersetzen wollen.
„Wir richten uns an anspruchsvollere und besser informierte Zuschauer, die sich nicht mit dem abfinden wollen, was ihnen im Fernsehen serviert wird und eher das Programm wechseln, anstatt sich weiter anöden zu lassen“, sagt der Hauptinitiator der Idee Wenelin Dobrew. „Ich muss betonen, dass es nicht um die Darstellung negativer Ereignisse geht, sondern darum, wie sie übermittelt werden. Als sich das Bahnunglück in Hitrino ereignete, fielen mir zwei Reportagen auf. Bei der einen lehnte es der Journalist ab, zu den Betroffenen zu gehen und sie auszufragen; bei der anderen fand das Gegenteil statt und die Leidtragenden wurden selbst in ihrem Unglück geradezu belästigt. Wir wollen erreichen, dass die Zuschauer, die so etwas im Fernsehen mitverfolgen, entweder das Programm wechseln oder den Fernseher abschalten. Wenn das zureichend viele Menschen tun, wird das Fernsehen seine Politik und die Art und Weise seiner Berichterstattung ändern. Alle Reporter sind schließlich Menschen, deren Gehälter von den Einschaltquoten abhängen. Ich bin davon überzeugt, dass wenn man schockierende und sensationsgierige Berichterstattungen ablehnt, sich die Nachrichten ändern werden. Alles hängt eben von der Nachfrage ab.“
Die Aktion „Remission Nachrichten“ startete bereits im August vergangenen Jahres mit einem Appell an alle Medien, eine Nachrichtensendung mit ausschließlich positiven Nachrichten zu gestalten. Heute, 8 Monate danach hat sich ein populärer Nachrichtenkanal einverstanden erklärt, einmal wöchentlich eine solche Sendung zu bringen. Nun sind all die anderen Medien an der Reihe. Die Mühe der Journalisten wird nicht umsonst sein – sie werden einen Nutzen daraus ziehen und auch die Einschaltquote ihres Programms wird steigen.
Um gut informiert zu sein, benötigt man den richtigen Riecher für die Medien. Man muss lernen, zwischen Pseudonachrichten und wichtigen Meldungen unterscheiden zu können. Man darf sich von den Sensationsmeldungen nicht von den bedeutenden Themen ablenken lassen. Die Medien vernachlässigen zusehends ihre Funktion in der Gesellschaft, nämlich zuverlässig und unvoreingenommen zu informieren. Stattdessen sind sie in die Rolle des Unterhalters geschlüpft. Mittlerweile findet man das normal und es fällt nur wenigen Menschen auf. Die wirklich bedeutenden Themen werden von den Seelenqualen der Helden der neuesten Reality-Show in den Hintergrund gedrängt. Doch damit werden die Probleme keineswegs weniger, sondern sogar um eines mehr – nämlich den Neid auf den falschen Glanz. Ihm stehen alle Türen offen, führt man sich den finanziellen Zustand des Gros der Bevölkerung des ärmsten europäischen Landes vor Augen. Die allgemeinen Charakterschwächen sollten die Medien nicht schüren, sondern überwinden helfen, indem in den Sendungen und im Internet positive Nachrichten gebracht und vor allem gute Beispiele vorstellt werden. Natürlich wird es immer Neider geben, doch wenn die Medien über den Erfolg und das Glück von Mitmenschen berichten, werden sie zumindest das verlorene Vertrauen wiedererlangen.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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