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Geschichte in Bildern – das Fotoarchiv von Todor Slawtschew

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Todor Slawtschew, 1985

Die Fotografien von Todor Slawtschew sind vielgesichtig wie das Leben selbst – Politiker, Sportler, Künstler und Bauern… Bilder für die nachfolgenden Generationen. Die Fotos zeigen Persönlichkeiten, die bleibende Spuren hinterlassen haben, aber auch ganz gewöhnliche Menschen.

Todor Slawtschew lebte von 1900 bis 1992. Seine aktive Tätigkeit als Fotograf begann 1930 und dauerte bis fast an sein Lebensende. Sein Archiv wird heute von seiner Enkeltochter Jana Usunowa gehütet. Sie hat es nach Themen sortiert und ins Internet gestellt (http://photoarhiv-todorslavchev.com). „Das Archiv hat sich meiner bemächtigt“ gesteht sie und erzählt uns mehr darüber:

Es sind die verschiedensten Themen enthalten, die das Leben des Fotografen begleitet haben. Mein Großvater hat sich von den Gesichtern der Menschen, ihrer Ausstrahlung, den Ausdruck ihrer Augen, der Arbeit und den Gefühlsregungen angezogen gefühlt.

Der große bulgarische Maler Wladimir Dimitrow, genannt „Der Meister“
Leider wurde ein Teil des Fotoarchivs von Todor Slawtschew gegen Ende des Zweiten Weltkrieges bei den Bombenabwürfen über Sofia am 30. März 1944 vernichtet. Der Großteil blieb jedoch zum Glück erhalten.

Es konnten viele Aufnahmen beispielsweise aus Mazedonien bewahrt werden“, erzählt weiter die Enkeltochter Jana Usunowa. „Als 1941 Mazedonien unter die Verwaltung Bulgariens gestellt wurde, reise mein Großvater sofort dorthin und blieb einige Monate. Ich habe die Negative aus jener Zeit gefunden, sie abgelichtet und ins Internet gestellt. Sie riefen in den sozialen Netzen großes Interesse hervor, wo sie weiterverbreitet wurden. Mir ist die Reaktion der Menschen auf die Fotos meines Großvaters sehr wichtig. Selbst im heutigen Mazedonien fanden die Fotos großen Anklang. Die Einwohner von Kratowo beispielsweise konnten sehen, wie ihre Stadt vor 70 Jahren ausgesehen hat.

Begrüßung des Fallschirmjägerbataillons, November 1944
Am Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde Todor Slawtschew als Fotoreporter nach Ungarn entsandt. Seine Erinnerungen von damals werden in unserem Tonarchiv aufbewahrt. In einer dieser Tonbandaufnahmen erzählt er folgendes:

Es war die Zeit des Vaterländischen Krieges“, erinnerte sich der Fotograf. „Die Einen beteiligten sich mit dem Gewähr, die Anderen – Schriftsteller und Journalisten, mit der Feder in der Hand; ich filmte und fotografierte. Man hatte angeordnet, am Armeestab an der Front ein Fotolabor einzurichten. Ich meinerseits schlug vor, mein persönliches Labor in Sofia an die Front zu verlegen. Man stimmte zu und ich verpackte alles – den Entwicklungsapparat, Schalen, Chemikalien, Fotopapier und einen Siebdrucker für die Feldzeitung. Es wurde alles in das Flugzeug verstaut und bis zum Abflug blieb noch ein wenig Zeit. Als Fotoreporter konnte ich aber nicht einfach so herumstehen, also machte ich auch Aufnahmen, wie das zweite Flugzeug für die Front mit Zeitungen, Briefsäcken und Paketen beladen wurde.

Hinter all den Fotos verbergen sich ganze Geschichten. Einige davon hat der Fotograf auch seiner Enkeltochter erzählt:

Mein Großvater war nicht allzu gesprächig“, sagt Jana Usunowa. „Ich erinnere mich aber daran, was er zwischen Tarnowo und Arbanassi erlebt hat. Es war in den 30er Jahren, also noch vor dem Zweiten Weltkrieg. Mitten auf der Straße hat eine Großmutter auf einem Stein Kaffee für die Reisenden zubereitet. Mein Großvater musste sie einfach fotografieren, denn das war fast schon eine Attraktion. Das ist eine unbedeutende, aber rührende Geschichte, die uns das Leben von damals näher bringt.

Großmutter Elena kocht Kaffee für die Reisenden, 30er Jahre des 20. Jhs.
Im Archiv von Todor Slawtschew kann man neben Fotos aus dem Alltag auch viele Aufnahmen entdecken, die die Geschichte dokumentieren, darunter sind Fotos von der Machtergreifung der Kommunisten am 9. September 1944, dem sogenannten Volksgerichtshof, der viele Intellektuelle zum Tode verurteilt hat, wie auch vom Zeltlager von 1990 im Zentrum Sofias, das unmittelbar nach der Wende zur Demokratie in Bulgarien aufgeschlagen wurde. Auch die Geschichte des bulgarischen Rundfunks hat der Fotograf Todor Slawtschew festgehalten.

Die erste Radiosendung, die vom Tscherni-Wrach-Gipfel ausgestrahlt wurde, Juli 1940
Erhalten geblieben ist beispielsweise ein Streifen vom Juli 1940, der die erste Radiosendung dokumentiert, die vom Tscherni-Wrach-Gipfel des Witoscha-Gebirges „ausgestrahlt wurde“, erzählt Jana Usunowa. „Zu sehen sind Sprecher, Schauspieler und unbekannte Personen; es ist schwer, alle zu identifizieren, denn es sind viele Jahre vergangen und es sind fast keine Augenzeugen mehr am Leben. Ich unternehme jedoch alles, um die Aufnahmen zu deuten. Mir helfen dabei Bekannte, wie auch viele unbekannte Menschen“, sagte abschließend Jana Usunowa, die sich der schweren Aufgabe angenommen hat, das Erbe ihres Großvaters, des Fotografen Todor Slawtschew zu bewahren, das wertvolle Einblicke in die Vergangenheit Bulgariens gewährt.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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