Fortschritt. So definierte Cheftrainer Joel Soler die Lage in unserer Box-Nationalmannschaft im Vorfeld des ältesten Boxturniers in Europa. Für das Strandscha-Turnier vom 21.-26. Februar in Sofia haben über 280 Athleten aus 35 Ländern gemeldet. Soler, der im November 2015 die bulgarische Nationalmannschaft übernommen hat, äußerte sich zufrieden über die Arbeit mit den bulgarischen Athleten.
"Wir bauen auf den bulgarischen Boxtraditionen auf, die seit jeher ein hohes Niveau haben", meint Soler. "Seit über einem Jahr arbeiten wir an der Technik und Taktik unserer Boxer. In den ersten Monaten unserer gemeinsamen Arbeit mussten wir uns erst einmal aufeinander einstellen. Die Boxer haben sich bereits an die neuen Techniken gewöhnt. Zudem haben wir die Unterstützung des gesamten Trainerstabs und des Präsidenten des bulgarischen Boxverbands Krasimir Ininski", betont der Cheftrainer. Über den neuen Stil der Trainingsarbeit in der Mannschaft sagte er:
"Im Großen und Ganzen setzen die Boxer in Europa auf Kraft. In Lateinamerika baut man verstärkt auf die Beinarbeit und zwar nach dem Prinzip, einen Treffer setzen, ohne vom Gegner getroffen zu werden. Mein Ziel ist es, beide Stile zu kombinieren. Dieser Ansatz zeigt gute Ergebnisse. Anfangs war es für die Athleten schwierig, den neuen Boxstil in Training und Wettkampf umzusetzen. Es war eine interessante Herausforderung. Ein Beispiel für unseren Erfolg ist Daniel Assenow in der Gewichtsklasse bis 52 kg. Er siegte beim Qualifikationsturnier für die olympischen Spiele in Baku. Dabei gewann er all seine Kämpfe mit einem sehr eleganten Stil und sehr viel Beinarbeit und wurde dafür von allen bewundert."
Als Jahrgang 1981 hat Joel schon viele Erfahrungen gesammelt. Nachdem er sich in anderen Sportarten versucht hatte, kam er als Elfjähriger zum Boxen. Mit dem Erfolg kam die Leidenschaft für diesen Sport, der zu seinem Lebensinhalt geworden ist. 2009-2014 arbeitete er als stellvertretender Technik-Chef der kubanischen Nationalmannschaft.
"In jenen Jahren machte die kubanische Nationalmannschaft eine schwere Zeit durch. Viele unserer Olympiasieger waren im Ausland geblieben. Wir begannen, mit Trainer Rolando Asebal zusammenzuarbeiten. Das Ergebnis waren u.a. zwei Olympiasieger in London 2012 sowie drei Weltmeister."
In Bulgarien arbeitete Joel zuerst als Trainer beim Sportverein Lokomotive.
"Unser Team erzielte sehr gute Ergebnisse auf nationaler und internationaler Ebene. Gemeinsam mit Weselin Todorow bereiteten wir die Mädchen der Alterklasse 15-16 auf die Europameisterschaften in Ungarn vor. Emi-Mari Todorowa gewann dort Gold, ein anderes Mädchen Bronze. Später trainierten wir mit Borislaw Georgiew die Mädels der Altersklasse 13-14 für die EM in Russland, wo wir vier Medaillen holten. Danach bot mir der bulgarische Verband die Arbeit als Cheftrainer an. Die Athleten haben sich bereits an den neuen Trainingsstil gewöhnt. Auch der Teamgeist in der Mannschaft ist sehr hoch", erzählt Joel.
Mit wie vielen Medaillen kann Bulgarien beim Strandscha-Turnier rechnen, wollten wir vom Cheftrainer der bulgarischen Nationalmannschaft wissen.
"Ich bin ein sehr positiver Mensch. Deshalb würde ich sagen, wir sahnen alle Medaillen ab. Aber Spaß beiseite. Zuweilen treffen die Ringrichter Entscheidungen zu unserem Nachteil. Wie auch immer, unsere Athleten sind gut vorbereitet. Auch bei den Europameisterschaften erwarten wir bessere Ergebnisse als bei den letzten Titelkämpfen, bei denen Daniel Asenow den Titel in seiner Gewichtsklasse holte. Jetzt könnten es vier Medaillen werden, davon mindestens eine goldene. Auch bei den Weltmeisterschaften versprechen wir uns einiges."
In der Vorwoche ist die Nationalmannschaft aus dem Höhentrainingslager Belmeken zurückgekehrt, wo sie sich auf die anstehenden Aufgaben vorbereitet hat.
"In diesem Jahr geht der Verband mit Krasimir Ininski an der Spitze neue Wege", erzählt der Cheftrainer der Box-Nationalmannschaft Joel Soler. "Das Nationalteam war gemeinsam mit jungen aussichtsreichen Talenten für Tokio 2020 im Trainingslager auf den Belmeken. Dort konnte der Nachwuchs mit seinen Vorbildern Daniel Asenow, Simeon Tschamow, Tinko Banabakow, um nur einige zu nennen, trainieren. Das hat sehr positive Wirkung gezeigt", betont Joel.
Zu Abschluss des Gesprächs betont der Cheftrainer der bulgarischen Box-Nationalmannschaft, wie wichtig Sport für den Nachwuchs sei. Sport stärkt nicht nur Körper und Geist, sondern bildet auch Nationalstolz heraus. Denn wenn man bei einem internationalen Wettkampf in den Ring trete, sei man nicht allein, sondern habe ganz Bulgarien hinter sich.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Privatarchiv
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