Nach alter Tradition begehen heute die Bulgaren den Tag des Weinheiligen Trifon. Es ist der Tag der Weinbauern und Winzer. Mit dem symbolischen ersten Schnitt der Rebstöcke wird das Ende des Winters angekündigt und man freut sich auf den nahenden Frühling. Dieses Fest geht auf alte heidnische Traditionen zurück und wurde bereits von den alten Thrakern gefeiert. Wir wollen diesen Tag zum Anlass nehmen und ein wenig über den bulgarischen Wein plaudern.
Unlängst wurde Bulgarien vom renommierten US-amerikanischen Wein-Magazin „Wine Enthusiast“ in die Liste der 10 weltbesten touristischen Wein-Destinationen aufgenommen. Bulgarien reiht sich unmittelbar nach den klassischen Weinländern Frankreich, Italien und Spanien ein. Die Journalisten Mike DeSimone und Jeff Jenssen hatten vor zwei Jahren die Gelegenheit, sich über die bulgarische Weinproduktion und dem reichen Kulturerbe unseres Landes vor Ort vertraut zu machen – die Bulgarische Winzerkammer hatte beide nach Bulgarien eingeladen, die hiesigen Weinkeller zu besichtigen und Weine zu verkosten. Jenssen und DeSimone saßen ferner in der Jury des „Concours Mondial de Bruxelles“, der im vergangenen Jahr zum ersten Mal in der südbulgarischen Stadt Plowdiw veranstaltet wurde. Laut den Wein-Journalisten habe Bulgarien die hohe Wertschätzung wegen seiner Weingüter und die ausgezeichnet ausgerüsteten Keltereien verdient, die entsprechend qualitativ hochrangige Weine produzieren. In Bulgarien gibt es insgesamt 204 Weinunternehmen. Wir fragten die Weinexpertin Adriana Srebrinowa über die hiesigen Weine aus.
„Wenn man über Wein spricht, der eine vollkommene Schöpfung ist, muss man weit ausholen“, meint die Önologin. „Die mannigfaltige Geographie Bulgariens und speziell der Nordwesten unsers Landes bietet eine große Vielfalt an Böden. Die Böden der Region von Belogradtschik beispielsweise sind um die 240 Millionen Jahre alt und unwahrscheinlich reich an den verschiedensten Mineralien und Nährstoffen. Diese wiederum verleihen den Trauben einen ganz spezifischen Geschmack, der im Wein zum Ausdruck kommt. Die Region klagt über das Fehlen von Industrie, was jedoch wiederum ein großes Plus für die Pflanzenhersteller ist. Hier sind Luft und Böden einwandfrei. Das schlägt sich in der Reinheit der Produkte nieder – die Trauben weisen ausgewogene Kennwerte auf. Wir sagen nicht, dass unsere Weine die Besten sind. Sie sind aber einzigartig und haben ihren eigenen Charakter. Man kann sie wiedererkennen. Und all das ist vor allem der Natur zu verdanken.“
Im vergangenen Jahr wurden in Bulgarien rund 160 Millionen Liter Wein gekeltert. Angebaut werden neben verschiedenen ausländischen Sorten auch einheimische Reben, die den anderen in Nichts nachstehen.
„Die heimische Wissenschaft hat den Weinbauern einige Hybridsorten, insbesondere unter den roten Weintrauben, zur Verfügung gestellt“, erzählt weiter die Weinexpertin Adriana Srebrinowa. „Nennen will ich Rubin, Donau-Kadarka und Bouquet. Das sind ausgezeichnete Sorten, die sich in Nordwestbulgarien sehr gut fühlen. Die aus ihnen hergestellten Weine gelingen vortrefflich. Es ist natürlich nicht schlecht, den hiesigen Geschmack um ausländische Sorten zu bereichern. Unser Ziel besteht jedoch darin, bulgarische Sorten zu züchten, ihre genetische Charakteristik zu zeigen und die Welt davon zu überzeugen, dass sie den französischen Sorten in Nichts nachstehen, an denen man über 400 Jahre gezüchtet hat. Diese Aufgabe ist eine Herausforderung und bindet uns an speziell diese Region.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: bulgariatravel.org und bulgariawinetours.com
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