Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Bulgarien mit EU-Ratspräsidentschaft und Kommissions-Monitoring?

БНР Новини
Foto: BGNES

Dem Wirbel um den Regierungswechsel in Sofia gesellte sich in der ausgehenden Woche auch der Trubel um den Bericht der Kommission über die Reformen der letzten zehn Jahre im Lande hinzu. Das Kernfazit des Dokuments bescheinigt Bulgarien keine grundlegenden Fortschritte bei der Korruptionsbekämpfung in den oberen Machtetagen. Auch auf niedrigerer Ebene ist in der staatlichen Verwaltung Korruption nach wie vor ein Thema. Im Bericht wird jedoch nicht erwähnt, dass Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bis 2019 die Aufhebung des Monitorings für Bulgarien anvisiert. Offiziell heißt es, dass Monitoring werde erst dann wegfallen, wenn alle Auflagen erfüllt sind, d.h. in naher Zukunft ist nicht damit zu rechnen. Damit wird in der ersten Jahreshälfte 2018 erstmals ein Staat den EU-Ratsvorsitz übernehmen, der unter Beobachtung steht.

Das Parlament hat dem Bericht große Aufmerksamkeit geschenkt. Allerdings wurde das Thema in der Debatte im Hinblick der anstehenden Wahlen aufgegriffen. GERB betonte die positiven Schlussfolgerungen, die Sozialisten bezeichneten die gescheiterte Aufhebung des Monitorings als Misserfolg der GERB-Partei, die Partei der ethnischen Türken DPS fuhr eine gemäßigte Schiene. Immerhin habe die Kommission Fortschritte bei der Umsetzung der Empfehlungen aus dem vorangegangenen Bericht konstatiert und für die Aufhebung des Monitorings plädiert. Meinungsumfragen belegen jedoch, dass die Bürger da ganz anderer Meinung als die Parteien sind. Laut Eurobarometer-Studie sind 72 Prozent der Bulgaren für die Beibehaltung des Kooperations- und Kontrollverfahrens der Kommission für Bulgarien, da Bulgarien ernsthafte Probleme mit Korruption, organisierter Kriminalität und Mängeln im Justizsystem habe. Es wird sich zeigen, inwieweit die 17 Empfehlungen des Fortschrittsberichts der Kommission für Bulgarien bis zu Beginn des EU-Ratsvorsitzes umgesetzt werden. Mancher hält das für möglich, andere nicht. D. h. Bulgarien könnte gleichzeitig den Ratsvorsitz führen und seitens der Kommission unter Beobachtung stehen. Der Erste Vizepräsident der Kommission Frans Timmermans kommentierte, das sei kein Problem, da das Monitoring kein System zur Bestrafung sei, sondern zur Zusammenarbeit mit den Mitgliedsländern.

Übersetzung: Christine Christov



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Der Wahlkampf zu den Europawahlen in Bulgarien im Schatten einer weiteren vorgezogenen Parlamentswahl

Bulgarien wählt am Sonntag, den 9. Juni, das 50. Parlament des Landes. Es sind die sechsten vorgezogenen Parlamentswahlen innerhalb von zweieinhalb Jahren. Dieses Mal fallen sie mit der Wahl des neuen Europäischen Parlaments zusammen, für das Bulgarien..

veröffentlicht am 06.06.24 um 12:10

Blickpunkt Balkan

Griechenland identifiziert 83 Jahre später 18 NS-Opfer Achtzehn Zivilisten, die während des Zweiten Weltkriegs auf der griechischen Insel Kreta hingerichtet wurden, konnten 83 Jahre später durch DNA-Analysen im Labor für Paläogenomik und..

veröffentlicht am 31.05.24 um 12:48
Erzbischof Stefan

Blickpunkt Balkan

Die mazedonisch-orthodoxe Kirche steckt im Streit um den Namen Mazedonien und die Erzdiözese Ochrid fest Die mazedonisch-orthodoxe Kirche hat sich in den Streit um den Namen „Mazedonien“ eingeschaltet. Das Oberhaupt der Kirche, Erzbischof Stefan,..

veröffentlicht am 23.05.24 um 13:22