Ein kecker Sonnenstrahl kämpft sich ins Zimmer vor, während sich draußen der Winter von seiner märchenhaftesten Seite zeigt. Aus der Küche dringt der verführerische Duft von frischgebackenen Mekitzi und lässt uns eilig aus dem warmen Bett schlüpfen. Wir sind in der Öko-Art-Pension von Welitschka und Entscho Gankowski im Balkandörfchen Draschkowa Poljana.
Sie ist Fotografin, er - Kunsttöpfer, der früher an der Kunstschule in Trojan unterrichtet hat. Gott gibt zwar, doch ohne Fleiß kein Preis. So bündeln sie 2003 ihr Wissen und Können im Kunstgewerbe mit der Vorliebe für Tourismus und neue Bekanntschaften und machen sie zu ihrem Lebensinhalt und Broterwerb. Seitdem begrüßen sie ihre Gäste mit: "Herzlich willkommen zu Hause. Wir sorgen dafür, dass ihr euch gut erholt und neue Kräfte tankt." Die gastfreundliche Hausherrin erzählt uns, wie alles angefangen hat:
"Mein ganzes Leben lang war ich in den Bergen unterwegs. Ich habe an verschiedenen Studien und Expeditionen teilgenommen. In unsere Atelier-Villa auf dem Land kamen immer viele Freunde zu Besuch. So kam die Idee auf, unbekannte Menschen als Gäste zu empfangen, mit denen wir Freundschaften schließen können."
Die initiativreichen Hausherren sind Mitglieder der bulgarischen Vereinigung für Alternativtourismus, beteiligen sich an europäischen Projekten und bieten stets ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm. Für ihr Umweltengagement und ihre ureigene Gastfreundschaft wurde ihre Pension mit dem Zertifikat "Grünes Haus" ausgezeichnet. Sie heißen Gäste aus dem In- und Ausland willkommen. "Zu den Töpferkursen kommen selbst Kunststudenten aus Großbritannien. Sie sind sehr lernbegierig. In den Bergen pflücken wir Kräuter und Pilze. Auch bulgarische Lieder und Reigen bringen wir ihnen bei", erzählt Welitschka. Über ein Projekt der Vereinigung für Alternativtourismus organisieren sie Urlaub für Gäste aus aller Welt. Im Rahmen ihres siebentägigen Aufenthalts im Dorf beschäftigen sie sich mit Töpferei, Ikonenmalerei, Holzschnitzerei und Fotografie und sind natürlich auch in den Bergen unterwegs. Draschkowa Poljana ist zwar nur ein beschauliches Dörfchen, dafür sind seine Bewohner um so herzlicher und fröhlicher und helfen einander.
"Gegenwärtig leben hier 50-60 Leute in fünf Weilern, die zwei Kilometer voneinander entfernt liegen. Sie sind problemlos über die Landstraße zwischen Trojan und Apriltzi erreichbar."Die Gegend bietet zahlreiche Möglichkeiten für Wanderungen und Entspannung.
"Unser Dorf liegt im s.g. Apriltzi-Talkessel - also an einem sonnigen Ort im Herzen des Balkans. Wir haben sehr viele Sonnentage. Das Trojan-Kloster liegt nur anderthalb Stunden Fußmarsch entfernt. Der Weg führt durch den wunderbaren Weiler Baba-Stana-Mahala, der seit kurzem mit zwei Hotels aufwartet, die allmählich Fahrt aufnehmen. Die historischen Altbauten stammen aus der Wiedergeburtszeit. Von dort geht es bergab ins Zentrum von Oreschak. Seit 1971 findet hier alljährlich eine Kunsthandwerkmesse statt, wo Handwerksmeister aus dem ganzen Land ihre Werke präsentieren.
Danach geht am Fluss Tscherni Osam oder auf der Straße zum drittgrößten Kloster Bulgariens. Das Trojan-Kloster wurde eingangs des 17. Jahrhunderts gegründet. Die nächsten Stationen sind das Dorf Tscherni Osam und das Steneto-Reservat, das in das UNESCO-Programm "Der Mensch und die Biosphäre" aufgenommen wurde. In unmittelbarer Nachbarschaft erstreckt sich zudem das Reservat Severen Dschendem. Häufig bin ich mit meinen Gästen in den Bergen unterwegs, denn viele von ihnen sind Naturfreunde. Für Fotografen-Gruppen organisieren wir Pleinairs. Zuerst wird fotografiert und dann über die Fotos diskutiert."
Damit seien die Freizeitmöglichkeiten in der Region jedoch längst nicht erschöpft, betont Welitschka Gankowska und weiter:
"Ganz in der Nähe liegt das Dorf Gumoschtnik, das für seine Nikolauskirche berühmt ist, die zu den schönsten in der Region zählt", schwärmt Welitschka Gankowska. "Im Kirchenhof wurde einem Einheimischen ein Denkmal gesetzt, der beim Untergang der Titanic ums Leben kam. Die Ikonostase stammt von Kunstschnitzern, die am Novo-Selo-Aufstand beteiligt waren. Die restaurierte Kirche beherbergt eine Zellenschule von Anfang des 19. Jahrhunderts und eine Museumssammlung. Von hier hat man einen herrlichen Ausblick auf die Berge. Da kommt bei unseren Gästen mit Sicherheit keine Langeweile auf."
Übersetzung: Christine Christov
Foto: Privat
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