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Nadeschda Hwojnewa: „Das Rhodopenlied ist ein sicherer Hafen vor dem Schmerz“

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Foto: Archiv
„Ihr Lied durchwandert das Weltall, während sie hier auf der Erde sowohl auf dem Feld, als auch in den Konzertsälen von Stockholm bis Madrid, von New York bis Los Angeles und von London bis Tokio singt. Alle applaudieren ihr im Stehen, hingerissen von ihrer zauberhaften Stimme, die die geheimsten Winkel des Herzens erreicht. Ihr Lied ist ein Symbol von Liebe und Ewigkeit.“ Mit diesen Worten hielt Prof. Dr. Dora Christowa, Leiterin des Chores „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“, ihre Eindrücke von der unvergessenen Rhodopen-Sängerin Nadeschda Hwojnewa fest. In diesem Jahr wäre die Sängerin 80 Jahre alt geworden. Geblieben sind uns ihre unzähligen Aufnahmen, die keinen Zuhörer gleichgültig lassen. Zu Lebzeiten bezeichnete man sie als „grellen Stern am Folklore-Himmel“; ihre Stimme sei ein „Wunder Gottes“; 1988 stufte sie die amerikanische Musikkritik als die „bedeutendste Altistin des Planeten“ ein.
 



Nadeschda Hwojnewa begann bereits als Kind den Bewohnern ihres Heimatdorfes Lewotschewo bei Smoljan in Südbulgarien vorzusingen. 1956 folgten erste Preise auf Wettbewerben für Laienkünstler und schon bald darauf erklang ihre Stimme auch im Äther. Als sie der Folklorekomponist Philipp Kutew zum ersten Mal hörte, sagte er über sie “Sie ist eine geborene Sängerin!

Gleich zu Beginn ihrer Laufbahn gab Nadeschda Hwojnewa im ganzen Land Konzerte. Sie sang zusammen mit den bedeutenden bulgarischen Volksliedsängerinnen und Sänger Mita Stoitschewa, Gjurga Pindschurowa, Boris Maschalow und Radka Kuschlewa im Musikverein “Unser Lied”. 1958 wurde die Sängerin in das Ensemble für Volkslieder und Tänze des Bulgarischen Nationalen Rundfunks aufgenommen. Hier, bei uns im Hause, begann ihre eigentliche große Karriere.

In einem Interview hatte Nadeschda Hwojnewa einst gesagt, dass sie stets dem treu geblieben sei, was sie von den älteren Sängerinnen und Sängern gelernt habe. Sie verändere die Lieder kaum, und wenn, dann bereicherte sie einzig die Ornamentierung. “Man muss die Volkslieder sehr lieben, um sie mit seinem Herzen zu spüren und Kraft und Güte aus ihnen schöpfen zu können“, sagte die Sängerin, die in glücklichen, wie auch in schweren Stunden immer gesungen hat.





Nadeschda Hwojnewa hat Hunderte Lieder der Rhodopenregion neu für die Hörer entdeckt. Eines davon ist das Lied über den Haiducken Deljo, das die Volksliedsängerin Walja Balkanska international bekannt gemacht hat. Nadeshda Hwojnewa hatte dieses Lied von ihrem Vater gelernt. Zum ersten Mal aufgenommen hat sie es 1959 mit dem Orchester des Kosta Kolew. Als sie ihm zum ersten Mal dieses Lied vorsang, sagte er zu ihr: “Das ist ein Lied, in dem deine Stimme richtig zur Wirkung kommen kann.”

Nadeschda Hwojnewa empfand nie Neid, dass es in einer Interpretation einer anderen Sängerin im Jahre 1977 mit den Raumsonden Voyager I und Voyager II in den Weltraum startete. Sie freute sich, dass ein bulgarisches Volkslied fremde Welten erreichen wird. Dieses Lied nahm übrigens Ennio Morricone in den Soundtrack zum Film „Die Schöpfung“ auf. 2001 nominierte das Biographische Institut Nadeschda Hwojnewa wegen ihrer besonderen Verdienste auf dem Gebiet der Kunst zur „Frau des Jahres“. Seit 2002 findet in ihrem Heimatdort ein Wettbewerb auf ihren Namen statt, der junge Talente ausfindig macht und fördert.





Anlässlich des 80jährigen Jubiläums der unvergessenen Sängerin sagte uns ihre Tochter Elitschka Krastanowa, die gemeinsam mit ihrer Mutter im Chor „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“ sang, folgendes:

Als aller erstes muss ich sagen, dass meine Mutter ein wunderbarer und hingebungsvoller Mensch war; obwohl sie eine vielbeschäftigte Künstlerin war, hat sie immer Zeit für mich gefunden“, erzählt die Tochter. „Sie riet mir, die Familie und die Freunde zu lieben und den Menschen Gutes zu tun. Was die Arbeit anbelangt, meinte sie, dass man ausgesprochen ehrbar und ehrlich sein müsse. Man müsse loyal gegenüber den Kollegen sei, ihre Erfolge achten und sich über sie von Herzen freuen… Alle in unserer Familie waren musikalisch begabt: der Onkel meiner Mutter, er hieß Asparuch, war ein begnadeter Fiedelspieler. Ein Vetter wiederum, Todor Borissow, spielte Akkordeon. Todor Hwojnow, der Sohn von Onkel Asparuch, spielte ebenfalls wunderbar Akkordeon. Alle Bewohner der Rhodopen singen; ihre Lieder kommen aus dem Herzen. Für mich war es stets ein ausgesprochen großes Erlebnis, wenn meine Mutter als Solistin des Chores auftrat. Sie machte zwei, drei Schritte nach vorn; für eine Sekunde trat Stille ein, in der eine seltsame Verbindung zwischen Sängerin und Zuhörer zustande kam. Alle hielten den Atem an und wenn meine Mutter zu singen begann, machten die meisten die Augen zu. Am Ende des Vortrages setzte wieder eine kurze Pause ein, bevor dann der stürmische Applaus ausbrach“, erinnert sich Elitschka Krastanowa.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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