Meistens hat er Informationen, die seine Kollegen nicht haben. Meistens ist er der erste, der von einem Tatort berichtet – sei es Raub, Mord oder Massenkarambolage. Er setzt Maßstäbe in einem Berichterstattungsbereich, wo man sich sehr leicht der Sensation hingeben könnte. Er heißt Nikolaj Hristow und ist der Kriminalreporter im Hauptprogramm des Bulgarischen nationalen Rundfunks.
„Es gibt einfach Grenzen, die man nicht überschreiten darf“, sagt Nikolaj Hristow. Dazu gehört auch, dass er viele Backgroundinformationen für sich behält. Doch, das aller Wichtigste ist und bleibt, vom Tatort zu berichten, ohne seine eigene Meinung zu äußern. Und das möglichst schnell.
„Die Schnelligkeit kommt mit der Erfahrung“, sagt der Reporter, der seit 15 Jahren auf diesem Gebiet arbeitet. „Nach so vielen Jahren im Nacken kennt man das System in- und auswendig. Die Kontaktpflege ist in unserem Job sehr wichtig“, sagt Nikolaj Hristow.
In seinen ersten Reporterjahren hatte er nicht daran gedacht, eines Tages von Tatort zum Tatort zu eilen. Er bereut es ganz und gar nicht.
„Mit der Zeit merkte ich, dass mir das Thema viel mehr Emotionen bietet, als andere Berichterstattungsbereiche“, sagt Nikolaj Hristow. „Als Kriminalreporter bin ich nonstop erreichbar. Alles läuft schnell ab, aber man gewöhnt sich daran“, sagt der Reporter.
„In diesem Job ist es sehr wichtig, abschalten zu können, denn sonst wird man sich sehr schnell in einer Anstalt wiederfinden“, sagt Nikolaj Hristow weiter. „Am Tatort sehe ich manchmal Dinge, die nicht jeder verkraften kann. Ich begleite die Kriminalbeamten und würde meinen Job nicht gut machen können, wenn ich jede Geschichte persönlich nehmen würde“, erzählt der Reporter.
Wie hat sich die Kriminalität in den Jahren verändert? Bulgarien hat leider immer noch große Probleme mit dem organisierten Verbrechen. Kann das ein Insider, wie Nikolaj Hristow, bestätigen?
„In den Großstädten sieht es mittlerweile anders aus, als in den 1990er Jahren, als man überall protzige Mafiabosse in Trainingshosen und mit Baseballschlägern in der Hand sehen konnte. In den Kleinstädten hat sich aber nichts geändert“, behauptet Nikolaj Hristow.
In der Tat – die Underground-Bosse tragen heute teuere Anzüge und gehen abends nicht in die Disko, sondern in eine Piano-Bar. Dieser Lifestyle lässt sich teilweise aus dem Drogenschmuggel bezahlen, der in Bulgarien nach wie vor blüht.
„Besonders gefragt sind Besitzer von Yachten, die helfen, bestimmte `Pflanzen` über den Atlantik zu transportieren“, schmunzelt Nikolaj Hristow. „Bulgarien mischt in den großen Verbrechernetzen mit. Die großen Drogenmengen, die man immer wieder an bulgarischen Grenzen sicherstellt, gehören aber nicht der bulgarischen Mafia. Bulgarien ist ein kleines Land und entsprechend klein sind auch seine Verbrecher – hier kann sich niemand leisten, einen Schmuggelkanal für Dutzende Kilogramm Kokain aufzubauen und zu unterhalten. Vielmehr helfen die Bulgaren bei der Logistik aus“, meint der erfahrene Kriminalreporter.
Was muss sich tun, um das organisierte Verbrechen und allgemein die Kriminalität in Bulgarien einzuschränken?
„Das größte Problem in Bulgarien ist die weit verbreitete Überzeugung, dass man unbestraft davon kommt“, sagt Nikolaj Hristow. „Diese Überzeugung hat sich sowohl bei den Tätern durchgesetzt, als auch bei den Opfern. Wohin man auch schaut – ob es sich um einen Diebstahl in einem Dorf handelt, oder um eine Schlägerei unter Teenagern, oder um Finanzbetrug im Bankensektor – überall gilt, dass die Täter unbestraft davon kommen. Eine weit verbreitete Erklärung ist, dass die Polizei dermaßen korrupt ist, dass sie deshalb entweder nicht ermittelt oder gegen Bezahlung untaugliche Beweise fürs Gericht sammelt. Ob das stimmt, kann ich nicht sagten“, sagte abschließend der Kriminalreporter beim Bulgarischen Rundfunk Nikolaj Hristow.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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