Die südbulgarische Stadt Plowdiw gehört zu den ältesten Städten Europas. Entsprechend reich ist ihr historisches Erbe, das Archäologen Schritt um Schritt aufdecken. Und jedes Mal gibt es Überraschungen, die aber ihrerseits weitere Fragen aufwerfen und die Neugier auf kommende Ausgrabungen schüren. Eines der Objekte, das in diesem Jahr von der Spaten-Wissenschaft näher erforscht wurde, ist die große Basilika des alten Philippopolis, wie Plowdiw in antiker Zeit hieß. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts errichtet und Ende des 6. Jahrhunderts bei einem schweren Erbeben zerstört. Der Standort des einstigen Bauwerks galt weiterhin als geweihter Boden und Jahrhunderte lang diente er als Friedhof – bis in das 12. Jahrhundert hinein.
Die Archäologen haben bisher 36 Gräber freigelegt, die in den Umrissen der einstigen Basilika angelegt wurden. Entgegen der Annahmen, wurden jedoch nicht hohe Würdenträger der Kirche beigesetzt, sondern gewöhnlich, ja sogar arme Bürger. Die Grabbeigaben sind mehr als dürftig; zum Vorschein kamen einige Reliquienkreuze und gläserne Armreifen. Unter den Beigesetzten waren auch Kinder.
Von der Basilika konnten im diesjährigen Ausgrabungssommer rund 200 Quadratmeter freigelegt werden. Neben der Größe des Bauwerks beeindrucken vor allem die Mosaiken, die den gesamten Boden schmückten. Die Archäologen waren jedoch überrascht, als sie auch vor der Basilika auf Mosaiken stießen. Die Ausgrabungsleiterin Jeny Tankowa teilte uns Einzelheiten mit:
„Es handelt sich um Räume und Plätze, die zur Basilika gehörten“, erzählt die Archäologin. „Wir legten ein Mosaik frei, das unmittelbar vor der Westfassade den Boden schmückte. Es besitzt einen hohen künstlerischen Wert. In einem quadratischen Feld ist ein Pfau dargestellt. Das Mosaik zeigt weitere sechs Darstellungen mit verschiedenen Vögeln und lenkte einst die Kirchenbesucher zum Haupteingang der Basilika.“
Im Inneren erwarteten sie weitere, sicher nicht minder prächtige Mosaiken. Doch auch hier gab es eine große Überraschung. Dazu Jeny Tankowa:
„Das Bauwerk war fast 57 Meter lang und 39 Meter breit, wobei der Boden gleich zwei Mal mit Mosaiken ausgestattet wurde“, erzählt die Ausgrabungsleiterin. „Das ursprüngliche Niveau des Bodens wurde aus bisher unbekannten Gründen angehoben. Dazu wurde auf den bestehenden Mosaiken ein Kalkmörtelgrund aufgetragen und ein zweiter Mosaikboden gestaltet. Obwohl beide Mosaiken nicht vollständig erhalten sind, haben wir mehr als 2.400 Quadratmeter Mosaiken, was eine atemberaubend große Fläche ist.“
Wie wird man sie künftig ausstellen, fragten wir die Archäologin.
„Ein Teil der Anlage, an dem wir gegenwärtig noch arbeiten, soll überdacht werden; dort sollen die älteren Mosaiken gezeigt werden“, sagt Jeny Tankowa. „Die Mosaiken des zweiten Bodens wurden größtenteils abgenommen und an ihnen laufen derzeit Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten. Danach können sie in Tafelform senkrecht aufgestellt werden. Der nördliche Teil der einstigen Anlage gehört heute zum Grundstück der katholischen Kathedrale von Plowdiw. Er soll künftig in eine Fußgängerzone verwandelt werden. Fenster sollen Einblicke in die alte Basilika gewähren, während man über spezielle Eingänge diese archäologische Stätte besichtigen kann. Die Anlage wird die neuste Sehenswürdigkeit von Plowdiw sein, die sich mit ihrer einzigartigen Gestaltung auch landesweit in einen Besuchermagneten verwandeln wird“, sagte abschließend die Archäologin Jeny Tankowa.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES und Wikipedia
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