Stellen Sie sich vor, Sie könnten all ihr Wissen in der Hosentasche mitnehmen. Falls Sie meinen, dies sei unmöglich, dann werden wir Sie gleich eines Besseren belehren. Es gibt nämlich eine Online-Plattform, die allen Interessenten Zugang zur Bildung verschafft, ganz egal ob es sich dabei um Schüler, Lehrer oder Eltern handelt. Die Rede ist von der „Khan Academy“ – dem weltweit größten Bildungsportal mit über 8.000 Videos und 100.000 interaktiven Übungen, die bereits von über 26 Millionen Usern genutzt werden. Gründer und Geschäftsführer des kostenlosen Lernportals ist Salman Khan, Unternehmer und Analyst von der Silicon Valley in Los Angeles.
Die Verbindung zu Bulgarien wurde während eines Treffens der „Sprachanwälte“ in Sofia hergestellt, das der weltweiten Übersetzung und Anwendung der Plattform gewidmet war. Bulgarien wurde bei diesem Treffen von Iwan Gospodinow repräsentiert. Er hat die Übersetzung der „Khan Academy“ ins Bulgarische initiiert und ist Vertreter des Netzwerks „Bildung ohne Grenzen“. Auf unsere Frage, ob die bulgarische Bildung überholt ist und moderner Technologien bedarf, um neu durchzustarten, antwortete Iwan Gospodinow.
„Das einzige, das sich ändern würde, falls wir in den Schulen Laptops und Tablets einführen, wäre, dass die Kinder elektronische Notizen machen, was keinen nennenswerten Mehrwert darstellt“, ist der Experte überzeugt. „Wir müssen von Grund auf unsere Auffassungen ändern, was wir von der Bildung erwarten und was die Kinder während des Unterrichts tun sollten. Das Lehrprogramm sollte darauf ausgerichtet sein, den Schülern nicht nur Wissen, sondern auch Können zu vermitteln. Eine Lernplattform wie diese sollte auf realen Lehrer-Praktiken fußen. Ein möglicher Schritt in diese Richtung wäre die zusätzliche Autonomie der Schulen, so dass die Lehrer auf der Suche nach einem erfolgreichen Lernmodell die Freiheit haben zu experimentieren“, meint Iwan Gospodinow.
Welche Rolle könnte das Lernportal „Khan Academy“ hier spielen, das sich vor zehn Jahren global durchzusetzen begann. Das Portal basiert auf einem komplizierten System, das Aufschluss darüber liefert, welche Bildungsformen die User bevorzugen und was für Lernfortschritte sie verzeichnen, so dass der Lernprozess optimiert werden kann.
„Das ist eine Plattform, die nicht nur kostenlosen Unterricht anbietet, sondern auch digitale Instrumente, mit deren Hilfe die Lehrer ihre Klasse online steuern können. So bekommen sie real mit, ob die Kinder Fortschritte verzeichnen, was ihnen Schwierigkeiten bereitet und wie man den Unterricht verbessern könnte. Es macht Sinn, moderne Technologien in der Bildung zu nutzen, wenn man die Dateien auswertet und diese Informationen nutzt, um alte Fehler nicht neu zu wiederholen“, ist Iwan Gospodinow überzeugt.
Die Plattform registriert die Fortschritte der einzelnen User und bietet ihnen individuell zugeschnittene Lernmodelle an. Iwan Gospodinow und sein Team arbeiten seit fünf Jahren an der Übersetzung der „Khan Academy“ und hatten die ganze Zeit über Kontakt zu allen Kollegen in der Welt, die ebenfalls mit der Übersetzung der Inhalte beschäftigt sind. In Absprache mit der Akademiezentrale in der US-amerikanischen Stadt Mountain View wurde beschlossen, das Treffen der „Sprachanwälte“ in Bulgarien zu organisieren. Beim ersten offiziellen Treffen fanden sich Übersetzerteams aus 14 Ländern ein. Sie tauschten sich über künftige Möglichkeiten der Zusammenarbeit, über Schwierigkeiten bei der Anwendung der Plattform und eine bessere Umsetzung des Projekts aus. Vertreter der „Khan Academy“ präsentierten neue Instrumente, die die Arbeit der Übersetzer erleichtern können. Gäste aus aller Welt teilten ihre Erfahrungen im Bereich der Bildung und betonten, dass solche Plattformen einen wichtiger Stellenwert im Unterricht haben. Wie weit ist man mit der Übersetzung der bulgarischen Fassung des Lernportals „Khan Academy“ gekommen, wollten wir von Iwan Gospodinow wissen.
„Bislang wurden 2.500 Videos mit Untertiteln übersetzt, ein Großteil der Videolektionen wird dubliert. Über 200 Lektionen sind bereits fertig, doch die Massen-Dublage steht uns noch bevor. Bei der bulgarischen Fassung des Portals handelt es sich immer noch um eine Beta-Version, doch wir hoffen, in den kommenden Monaten alle Engpässe zu überwinden, um letzten Endes guten Gewissens sagen zu können, dass die Plattform vollständig auf Bulgarisch übersetzt und startklar ist“, sagte abschließend Iwan Gospodinow, Vertreter des Netzwerks „Bildung ohne Grenzen“.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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