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Geschichte zum Anbeißen oder wie kann die schulische Pflicht zum Vergnügen werden

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Foto: Archiv

Christina Boschidarowa ist 26 Jahre alt, von Beruf Lehrerin und sehr ehrgeizig. Sie ist davon überzeugt, dass sie die Welt zum Besseren bekehren kann. Um das zu erreichen, müsse jedoch jeder angesprochen werden. Christina fand, dass das Programm „Gemeinsam im Unterricht“ ideal dafür sei. Es vereint junge Menschen, die im Bildungswesen neue Chancen entdecken. Sie bewarb sich und unterrichtet nun Geschichte.

СнимкаDie ganze Plattform motiviert mich“, erzählt Christina Boschidarowa. „Jedes Kind hat ein Recht auf eine angemessene Ausbildung, unabhängig vom Beruf und den Einkommen der Eltern. Die Ausbildung ist ein Wert und nicht ein Privileg.“

Seit Beginn des neuen Schuljahres unterrichtet sie an der Fachschule für Landwirtschaft und Ernährung in der nordbulgarischen Stadt Lom an der Donau. Eine Herausforderung für sie sind nicht nur die Teenager, sondern auch deren Eltern. Sie lässt aber nicht locker und ist nach wie vor enthusiastisch.

Meine Schüler stammen aus Problemfamilien, in denen kein Wert auf Ausbildung gelegt wird“, sagt Christina Boschidarowa. „Ein Großteil der Eltern arbeitet im Ausland, was die Kommunikation zusätzlich erschwert. Meine Kollegen sind sehr ehrgeizig. Sie holen die Kinder buchstäblich von der Straße und führen sie zur Schule. Da alle ihre Arbeit gern tun, können wir die Kinder halten. Sie sind eigentlich wunderbar. Jedes Kind will ein wenig Aufmerksamkeit und in meinen Stunden bekommen sie sie auch.

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Im Umgang mit den Schülern muss man offen sein, meint die Lehrerin und setzt fort: „Man muss die Dinge beim Namen nennen und aufrichtig sein. Die Kinder bekommen es sofort mit, wenn jemand ehrlich zu ihnen ist. In meinem Unterricht sprechen wir nicht nur über Geschichte, sondern schneiden alle Probleme an, die die Kinder interessieren. Mir ist wichtig, die Kinder kennenzulernen. Die Offenheit ist, denke ich, der richtige Weg.“

Laut Angaben des bulgarischen Bildungsministeriums haben die diesjährige Reifeprüfung in bulgarische Sprache und Literatur fast 9 Prozent nicht geschafft. Das sei das schlechteste Ergebnis seit es Reifeprüfungen gibt. In Bulgarien gibt es laut Aussagen der ehemaligen Bildungsministerin Prof. Anelia Klissarowa mittlerweile eine ganze Armee ungebildeter Menschen. Wie kann man jedoch diesen Bildungsmissstand beheben?

Die Bildung muss an den Interessen der Schüler ausgerichtet werden“, meint Christina Boschidarowa. „Die neuen Technologien müssen entsprechend den Anforderungen des 21. Jahrhunderts ebenfalls Eingang finden. Außerdem muss großer Wert darauf gelegt werden, das Potential jedes Kindes zu entfalten. Erst dann werden sich Ergebnisse einstellen.

Christina hat sich zur Aufgabe gestellt, die Kinder zur Team-Arbeit und zu eigenem Denken zu erziehen. Um ihr Interesse an der Geschichte zu wecken, hat sie sich etwas Besonderes einfallen lassen:

Ich unterrichte an einer Fachschule für Landwirtschaft und Ernährung; die Kinder wollen sich eines Tages auch beruflich mit den Dingen beschäftigen, die sie bei uns gelehrt bekommen“, erzählt die Lehrerin. „Die Geschichte besteht nicht nur aus Jahreszahlen und Ereignissen – sie ist viel mehr! Man muss die Kinder nur zum Nachdenken bewegen. Sie können sich die Geschichte mittels ihrer speziellen Interessen erschließen. Man kann nämlich die Geschichte auf verschiedene Weise vermitteln. Einer meiner Kollegen beispielsweise erteilte einem Schüler die Hausaufgabe, ein Rap-Lied über den Ersten Weltkrieg zu dichten. Ich gehe ähnlich an die Sache heran. Meine Schüler können entsprechend ihren Begabungen ihr Geschichtswissen äußern.

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Am Ende des Schuljahres wird in der Fachschule für Landwirtschaft und Ernährung traditionell ein Festival der Nahrungsmittel veranstaltet. In diesem Jahr sollen die angefertigten Speisen jedoch aus dem Blickwinkel der Geschichte gewählt werden. Nehmen wir z.B. den Kalbsfilet mit Pilzen und Rahmsoße. Dieses Gericht wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom französischen Koch des russischen Grafen Stroganoff kreiert. Im Zweiten Weltkrieg und später in der Zeit des Kalten Krieges wurde dieses Gericht als Bœuf Stroganoff in den USA, Japan und vielen anderen Ländern populär. Die Schüler lernen also nicht nur die Zubereitung dieses Gerichts, sondern über seine Entstehungsgeschichte auch verschiedene geschichtliche Ereignisse, die damit in Verbindung stehen. Und so wird aus der schulischen Pflicht ein Vergnügen.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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