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„Galerie berühren“: Blinde „sehen“ Kunst

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Foto: Boschidar Janew

In der Nationalen Kunstgalerie „Quadrat 500“ in Sofia wurde jüngst der erste Ausstellungssaal für sehbehinderte Menschen eröffnet. Die Exposition nennt sich „Galerie berühren“ und wurde von der Stiftung „Graphia“ verwirklicht.

Vorgestellt werden Bilder, die zum erfühlen sind, d.h. herkömmliche Bilder sind speziell für Sehbehinderte aufbereitet, die sie sich mit ihrem Tastsinn verinnerlichen können. Bei der Eröffnung konnten Schüler der Sehbehindertenschule in Sofia „Louis Braille“ als erste die Kunstwerke mit ihren Fingerspitzen ertasten.

Slawa Iwanowa, Direktorin der Nationalen Kunstgalerie, sagte uns, dass speziell für die Ausstellung markante Bilder bulgarischer Künstler ausgesucht worden seien. Sie gab weitre Informationen:

Die sogenannten „tastbaren Bilder“ werden durch entsprechende Audios ergänzt“, führt Slawa Iwanowa aus. „Die gesprochenen Begleittexte enthalten Beschreibungen auf Bulgarisch und in Englisch, so dass die Exposition auch für ausländische Besucher geeignet ist. Informationen werden nicht nur über die Bilder, sondern auch über die Maler und die Epoche, in der sie lebten, gegeben.

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Wer kam auf die Idee, speziell einen Saal für sehbehinderte Menschen einzurichten? Mit dieser Frage wandten wir uns an Alberto Stajkow, Grüner der Stiftung „Graphia“. Wir wollten von ihm auch wissen, wie man herkömmliche Bilder zum Ertasten aufbereitet.

Obwohl es in Bulgarien einen Sehbehindertenverband gibt, hat es bisher noch keine Ausstellung gegeben, die speziell für diese Menschen eingerichtet worden ist“, erzählt Alberto Stajkow. „Jeder Mensch besitzt ein Kunstbedürfnis, denn die Kunst bereichert unsere geistige und Erlebniswelt. Mir als Fotografen fiel es nicht schwer, die Bilder zu synthetisieren und für den Tastsinn aufzubereiten. Dazu werden Bildaufbereitungsprogramme verwendet – die Bilder werden fotografiert, bearbeitet und auf besonderem Papier gedruckt, das thermisch weiterbearbeitet wird. Jedes tastbare Bild wurde dann von einem Experten begutachtet, denn da ich sehen kann, empfinde ich die Bilder ganz anders, als ein Mensch mit Sehstörungen.

Alberto Stajkow fügte hinzu, dass bei der Anfertigung von tastbaren Bildern aber auch Probleme aufkommen, denn die Grundlagen sind nicht vereinheitlicht. Es wäre gut, wenn man für sie, ähnlich wie bei der Blindenschrift, Standards schaffen könnte. So würden die sehbehinderten Menschen, gleichgültig woher sie kommen,  keine Probleme beim Ertasten des Bildes haben. Welche Ideen hat der Gründer der Stiftung „Graphia“ noch?

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Ich würde gern Filme für sehbehinderte Menschen machen“, erzählt Alberto Stajkow. „Es gibt ja auch Filme für hörbehinderte Menschen, die spezielle Begleittexte enthalten. Entsprechende Texte könnten für Sehbehinderte zwischen den Dialogen der Schauspieler eingeblendet werden, in denen beschrieben wird, in welchem Umfeld die Handlung stattfindet.Eine andere Idee von mir betrifft ein Projekt für die Ertastung von Denkmälern. Wie bei den Bildern, könnten auch hier Audiotexte gemacht werden. Auf diese Weise würden die sehbehinderten Menschen eine bessere Vorstellung vom Stadtbild erhalten.

Zurück zur Ausstellung in der Nationalen Kunstgalerie „Quadrat 500“ in Sofia. Welche Eindrücke haben nun die Sehbehinderten? Einige Kinder, die die Exposition als erste besuchten, sagten uns:

Alles ist ausgezeichnet gemacht. Weil es das erste Mal ist, dass ich eine solche Ausstellung besuche, bin ich vom Effekt sehr angenehm überrascht. Die Organisatoren haben es wirklich geschafft, uns einen Eindruck von den Bildern zu geben. Es wäre natürlich schön, wenn diese Initiative fortgesetzt wird und weitere Bilder in die Ausstellung aufgenommen werden.

Man hat bekannte bulgarische Bilder gewählt, damit auch wir einen Eindruck von ihnen erhalten und darüber sprechen können“, sagt ein weiteres Kind. „Die Menschen, die die Ausstellung aufbereitet haben, haben perfekte Arbeit geleistet und wir müssen sie in ihrer weiteren Arbeit bestärken. Uns wird nun die Möglichkeit gegeben, auch Bilder zu betrachten, was bisher nicht möglich war.“

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: Boschidar Janew



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