Klettern ist eine Leidenschaft. Wenn man sich ihr einmal hingegeben hat, lässt sie einen nie wieder los. Davon kann Bergsteiger Nikolaj Petkow ein Lied singen. Seine ersten Versuche waren bereits 1973. Seitdem bezwang er unzählige Gipfel auf sechs der sieben Kontinente. Mount Everest gehört natürlich auch dazu, sogar zwei Mal. Nikolaj Petkow bestieg das Dach der Erde 1984 und 2004.
„In Bulgarien kann man sehr gut klettern“, sagt der Bergsteiger. „Die natürlichen Felsenwände im Balkangebirge, wie bei Wratza, Karlukowo, Drjanowo, Weliko Tarnowo und Lakatnik, sind für Kletterer wie Paradies auf Erden. Diese Felsen liegen nicht in einer großen Höhe, sorgen aber wirklich für eine große Herausforderung an die Kletterer, weil sie einen hohen Schwierigkeitsgrad aufweisen, insbesondere im Winter. Wer sich für Eisklettern begeistert, kann es im Rila-Gebirge und wieder im Balkangebirge tun. Da Bulgarien nun mal südlich der Alpen liegt, sollte man schon von einem begrenzten Kletterzeitraum ausgehen und sich über die Wetterlage im Voraus informieren“, rät Nikolaj Petkow.
Obwohl noch nicht sehr verbreitet, hat der Bergsteiger und Kletterer Nikolaj Petkow einen Tipp für die Fans des Deep Water Soloing, oder einfacher gesagt: des Solokletterns über tiefem Wasser, das dabei als eine riesige „Abfederungsmatte“ dient. So kann auf Sicherung verzichtet und trotzdem ohne Lebensgefahr in einem hohen Schwierigkeitsgrad geklettert werden.
„Diese Art des Kletterns ist in Bulgarien in der Tat nicht sehr verbreitet, aber die eingefleischten Fans können sich an die steile Schwarzmeerküste bei Tjulenowo und Kamen Brjag begeben“, erzählt Nikolaj Petkow weiter. „Im August sind die Bedingungen am besten und dann treffen sich dort auch alle Kletterer aus Bulgarien.“
Wie Nikolaj Petkow bereits gesagt hat, ist Lakatnik mit seinen steilen Felswänden im Balkangebirge ein beliebtes Ort für die Kletterfreunde in Bulgarien. Die ersten Kletterer versuchten sich dort bereits in den 1930er Jahren. Dort, hoch über der Schlucht, ragt das so genannte Adlernest gen Himmel. Es ist ein kleines, knallrotes Holzhäuschen, das Platz für nur drei Personen bietet und nur mit einem Seil erreicht werden kann. Das Adlernest wurde bereits 1938 von begeisterten Kletterern aus Sofia und der Umgebung von Lakatnik gebaut.
„Die Felsen bei Lakatnik sind besonders populär unter Kletterern“, führt Nikolaj Petkow weiter aus. „Wegen der globalen Klimaerwärmung ist es auch in dieser Region wärmer geworden, was das Klettern selbst im Winter möglich macht. Doch, neben Lakatnik gibt es inzwischen auch andere Gebiete, die unter Kletterern sehr beliebt geworden sind, wie Tetewen und Ribaritza im Westteil des Balkangebirges. Und auch in der Gegend von Drjanowo ist es für Kletterer sehr gut geeignet und wird in Zukunft sicher auch sehr populär“, sagt Nikolaj Petkow.
„Wir dürfen die Hauptstadt Sofia mit dem Hausberg Witoscha nicht vergessen, obwohl die Felsen hier nicht sehr viele Möglichkeiten bieten. Doch, für die Kletterer aus Sofia reichen sie vollkommen aus, wenn man nicht viel Zeit hat, um durch das Land zu reisen. Schließlich ist das Gebirge nur eine halbe Autostunde vom Stadtzentrum entfernt. Im Sommer sind die Felsen Reznjowete beliebt, und im Winter kann man am Wasserfall von Bojana sogar Eisklettern“, sagt Nikolaj Petkow.
Im August hat das Internationale Olympische Komitee beschlossen, dass der Klettersport in Tokio 2020 olympisch wird. Bulgarien hat seine Geheimfavoriten, wie Peter Iwanow aus Sofia, der in diesem Jahr den Europapokal für Junioren gewonnen hat. Doch, worauf die Anfänger achten sollen, das erfahren wir vom Bergsteiger Nikolaj Petkow.
„Sie müssen in den ersten Jahren sehr vorsichtig sein. Unter uns, Bergsteigern und Kletterern, heißt es nicht von ungefähr, wenn man in den ersten drei Jahren nicht verunglückt, wird es später nur noch schwieriger“, scherzt Nikolaj Petkow. „Je jünger und unerfahrener man ist, umso leichtfertiger geht man mit den Gefahren im Gebirge um. Mit der Erfahrung kommt der Automatismus im Bewegungsablauf und so steigt die Sicherheit. Natürlich ist niemand gegen Fehler immun“, sagt der erfahrene Bergsteiger und Kletterer Nikolaj Petkow abschließend.
Deutsche Fassung: Vessela Vladkova
Fotos: Privatarchiv
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