Draußen ist es eng und stickig, die bulgarische Metropole scheint nach Atem zu ringen und genau so geht es auch ihren Bewohnern. Auf der Suche nach frischer Luft versuchen immer mehr von uns, dem Großstadtchaos zu entfliehen, um etwas zur Ruhe zu kommen. Ein kreatives Team scheint mit der Initiative „Park(ing) Day“ eine Lösung gefunden zu haben. Es setzt auf die Umgestaltung von Parkplätzen in schmucke Parks und Grünanlagen. Der „Park(ing) Day“ wurde 2005 in San Francisco ins Leben gerufen, wo das Designerstudio „Rebar“ einen Parkplatz in einen kleinen Stadtpark umgewandelt hat. Derart wollte man die Menschen bewegen, sich Gedanken über die Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Raums und der Infrastruktur der Stadt zu machen, in der sie leben. In Sofia findet diese Initiative heute das sechste Jahr in Folge statt.
„Wir wollen einen Dialog über die Aufteilung des Stadtraums initiieren und darüber, was im Rahmen eines Parkplatzes alles passieren kann, wenn er nicht mit Autos zugestellt ist“, erläutert der Organisator des „Park(ing) Day“ in Sofia Simeon Wassilew. „Ich bin mir sicher, dass es auch diesmal viele interessante Ideen geben wird.“
Die Teilnehmer am „Park(ing) Day“ können ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Sie müssen lediglich beachten, dass sie die Grenzen des jeweiligen Parkplatzes nicht überschreiten. Wie sieht es aber beim Design aus?
„Die Designer müssen den Ideen des „Park(ing) Day“ Rechnung tragen, und sich mit Themen wie Städteentwicklung, Umweltschutz, alternativen Verkehr etc. engagieren“, sagt Simeon Wassilew.
Er hat uns verraten, dass der diesjährige Gewinner bereits bekannt ist – das ist die Firma „Viridis Achitects“. Ihre Art-Installation „Park(ing)-Schwarm“ stellt einen Schwarm von Hunderten von Vögeln dar, die über einem Parkplatz im Zentrum Sofias schweben. Die Vogelfiguren wurden aus Draht und Papier gebastelt und werden zum Verkauf angeboten. Die Mittel daraus will man in die Errichtung von Futter- und Nistplätzen in mehreren Parks in Sofia investieren.
Die Initiative findet zunehmend mehr Anhänger. In diesem Jahr hat sich eine Rekordzahl an Kandidaten gemeldet, die den Wunsch haben, Parkplätzen ein neues Antlitz zu verleihen. Und wie reagieren die Bürger?
„Die Reaktionen sind stets sehr positiv, selbst von Seiten der Autofahrer. Man würde vermuten, dass sie nicht gerade zufrieden sein würden, wenn man ihnen die Parkplätze wegnimmt. Genau das Gegenteil ist aber der Fall. Viele Fahrer halten an, schauen interessiert zu, wollen mehr über das Event wissen und äußern den Wunsch, sich daran zu beteiligen“, erzählt Simeon Wassilew.
All das kommt dem Park(ing) Day in Sofia bestimmt zugute. Es stellt sich aber auch die Frage, ob wir über ausreichend Parkanlagen verfügen.
„Die Sofioter Stadtgemeinde unternimmt diesbezüglich positive Schritte“, meint Simeon Wassilew. „Nennen wir zum Beispiel die neue Grünanlage im Herzen Sofias. Natürlich sind mehr solche Orte nötig, wo die Leute ausgehen und sich erholen können und keineswegs nur Parkplätze“, sagte abschließend der Veranstalter des Park(ing) Day in Sofia Simeon Wassilew.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Boschidar Janew
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