Jenseits der bulgarischen Grenze schlängelt sich im Schatten der Bäume unweit der serbischen Stadt Pirot eine schmale malerische Straße bergauf ins Dorf Rasovci. "Von diesem Thorwege Augenblick läuft eine lange ewige Gasse rückwärts", heißt es in Nietzsches "Also sprach Zarathustra", dem Buch für alle und keinen. Einer der Wege der ewigen Wiederkunft führt in die westlichen bulgarischen Randgebiete oder in den Osten Serbiens, je nach dem, von welcher Seite der bulgarisch-serbischen Grenze aus man die Welt betrachtet. Ein Ort, an dem Geist und Lebensfreude der Armut trotzen.
Mehr über das Dorf Rasovci am Ufer des Visočica erfahren wir von der Reisebüroangestellten Ljuba Patschewa:
"Der Name des Dorfes wird in einem türkischen Dokument aus dem 15. Jahrhundert erwähnt. Man geht davon aus, dass der Name von Hras abstammt. So hieß vermutlich der Bojar, der das Dorf gegründet hat. Später entfiel das H und übrig blieb Rasovci. Während der türkischen Fremdherrschaft war das Dorf nebst anliegenden Ländereien bulgarisch. Im Zuge des im März 1878 von Russland und dem Osmanischen Reich unterzeichneten Friedensvertrags verlief die Grenze Bulgariens zunächst westlich von Pirot und Nis. Der darauffolgende Berliner Vertrag (Juli 1878) und der Friedensvertrag von Neuilly (1919) lassen das Landesgebiet Bulgariens jedoch deutlich schrumpfen."
Einst zählte das Dorf über 1.500 Einwohner, die mehrheitlich der Viehzucht nachgingen. Darüber hinaus gab es eine Woll- und Lederfabrik in der Gegend. Heute leben nicht mehr als 70-80 Menschen im Dorf. Die meisten definieren sich als ethnische Serben, gestehen jedoch offen ein:
"Unsere Geschichte und unsere Traditionen haben viel gemein. Und zwar nicht erst seit der Christianisierung, sondern schon in der vorchristlichen Zeit. Ganz offensichtlich sind wir uns auch im geistigen Bereich sehr ähnlich, was aus der Sprache und den Bräuchen hervorgeht", erklärt der Ritter des Templer-Ordens Milan Vidoevic – gelernter Historiker, von Beruf Schriftsteller. Er versteht sich als Hüter des hiesigen Gotteshauses, das sich in einer der zahlreichen Höhlen in den Karstfelsen der Gegend befindet.
Zehn Jahre lang war es in Vergessenheit geraten, der Zugang zur Höhle erschwert. Erst voriges Jahr wurde es auf Initiative der Serbischen Orthodoxen Kirche und der Einwohner des Dorfes rekonstruiert und ein bequemer Weg zur Höhle angelegt
"Das Interessante an der Sache ist, dass sich die Kirche in einer Höhle befindet, wo einst auch Mönche gelebt haben", erklärt Milan Vidoevic. "Sie beherbergt das einzige nicht kanonische Fresko des jungen Jesus. Einige Experten datieren es in das 12.-13. Jahrhundert. Meiner Ansicht nach ist das Fresko jedoch deutlich älter und stammt möglicherweise bereits aus dem 9. Jahrhundert. Jesus ist als junger Novize dargestellt, d.h. vor seiner Zeit als geistiger Lehrer. Seine ungewöhnliche Mönchskleidung stammt von den Essäern. Die Essäer sind eine religiöse Gemeinschaft aus der Zeit von Jesus in Judäa. Ihr Mönchsmodell wurde später auf das Christentum übertragen und wird bis heute gepflegt. Die Prinzipien und Vorschriften, nach denen die Klöster der Gegenwart funktionieren, sind nach dem Vorbild dieser jüdischen Gemeinschaft: Einsiedlerleben, Keuschheit und ein Leben für Gott und Gebet."
Das Fresko, von dem Milan Vidoevic berichtet, stellt Christus in einem Lebensabschnitt dar, der nicht im Evangelium beschrieben ist. Das Haar auf seinem Haupt ist typisch für Männer, denen allmählich eine Glatze bekommen. Deshalb hat man dem Fresko auch den Namen "kahlköpfiger Jesus" gegeben.
"Auf dem Fresko in der Peter- und Paulskirche ist Jesus weiß gekleidet und trägt einen blauen Gürtel, was die typische Bekleidung der Novizen war. Nirgendwo in der christlichen Welt ist bisher eine solche Darstellung von Jesus bekannt, weder auf einem Fresko noch auf einer Ikone", verweist Milan Vidoevic. "Auch der Schöpfer dieses Werks ist unbekannt. Vermutlich war es ein Mönch, der in dieser Höhle gelebt hat. Er liebte Jesus offenbar vor ganzem Herzen und hat sich daher beim Ausmalen nicht an den Kanon gehalten."
Andere Erforscher der Kirche gehen davon aus, dass sie im 14. Jahrhundert von Ikonenmalern ausgemalt wurde, die Fürst Lasar aus Sinai kommen ließ, um die Kirche in Krusevac auszumalen. Die Kirche steht seit 1981 unter Denkmalschutz.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Miglena Iwanowa und Privatarchiv
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