Verborgen inmitten bewaldeter Berge, von wenigen Nonnen oder Mönchen bewirtschaftet, versunken in Stille und Erinnerungen an die Vergangenheit – so stellen sich die meisten ein typisch bulgarisches Kloster vor. Deshalb sind kindliches Stimmengewirr, Kinderzeichnungen, Bälle und flinke Beinchen auf dem Hof des Kremikowtzi-Klosters für uns Besucher eine angenehme Überraschung. Zumal ja niemand behauptet, dass Spiel und Spaß christliche Tugenden behindern!
"Gott lehrt uns, dass wir Kindern den Weg in die Kirche nicht versperren dürfen", sagt der Abt des Georgklosters Serafim Janew. Auch in diesem Jahr hat er mit Gleichgesinnten ein orthodoxes Ferienlager für Kinder aus der Region organisiert. Solche Sommerlager seien sehr nützlich und würden von den Kindern sehnsüchtig erwartet, erzählt Vater Janew. Die Idee kam beim Besuch einer Schule in Gorna Malina auf.
"Die Kinder lernen viele nützliche Dinge. Allerdings werden sie in der Schule zum stereotypen Auswendiglernen angehalten", bemängelt Vater Serafim. "Sie lernen Dinge, die ihnen später im irdischen Leben behilflich sind. In dieser materiellen Welt ist der Mensch jedoch mehr als nur Materie. An erster Stelle stehen Menschlichkeit und Moral. Das lernt man nicht in der Schule. Aus diesen Erwägungen heraus ist unsere Idee entstanden. Im Kloster, in einer völlig anderen computerfreien Umgebung, kann der Nachwuchs die Welt von einer anderen Seite kennen lernen. Die Kids suchen Antworten auf Fragen nach dem Sinn des Lebens, sie lernen, was es heißt, Mensch zu sein und seinen Nächsten zu achten. Hier ist kein Platz für Aggressivität, Neid und Vorurteile. Hier sollen die Kinder Freunde werden."
Die orthodoxen Ferienlager für den Nachwuchs finden bereits das vierte Jahr in Folge statt. Pionier dieser Idee ist das Hadschi-Dimo-Kloster bei Gotze Deltschew, das vor zwei Jahrzehnten das erste Lager dieser Art organisierte. Die anfallenden Kosten werden von der entsprechenden Diözese übernommen. Auch im Kuklen-Kloster bei Plowdiw gibt seit dem Vorjahr orthodoxe Ferienlager. Im Kremikowtzi-Kloster geht es eine Woche lang um christliche Werte. Gespräche und interessante Spiele vermitteln Grundkenntnisse über den christlichen Glauben.
"Heute wird die Kirche mit dem Gebäude an sich sowie mit den Erbischöfen und Priestern gleichgesetzt, die dort ihren Dienst tun", meint Vater Serafim. "Die Kirche sind jedoch wir alle. Nur wenn wir uns als wahre lebendige Kirche vereinen, als Gemeinschaft, können wir etwas erreichen. Es ist nicht einfach, ein solches Lager zu organisieren. Dazu braucht es eine solide Gemeinschaft. Hier geht es um mehr, als nur um die Unterbringung der Kinder im Kloster. Gott sei Dank haben wir hervorragende Lehrer, die Theologen, Pädagogen, Psychologen und Logopäden zugleich sind und Kindern mit Problemen mit Rat und Tat zur Seite stehen."
Die Ferien und das Kirchenjahr gehen ihrem Ende entgegen. Im nächsten Sommer wollen Priester Serafim Janew und Erzbischof Grigorij erneut nach Unterstützung suchen, um den Nachwuchs in einem der ältesten Klöster um Sofia zu versammeln. Die Kirche, so Vater Serafim, könne den Kindern geistige Werte vermitteln und ihnen damit die Aggressivität nehmen. Man sollte nicht vorrangig nach materiellen Werten streben, da man so sein gesamtes Leben im Streben nach Wohlstand vergeude, gibt der Priester abschließend mit auf den Weg.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Privatarchiv
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