Zwischen den Bergen des Sredna Gora und des Stara Planina gelegen, erfreut sich die Region um Kasanlak eines milden Klimas sowie fruchtbarer Böden. Nicht von ungefähr ist die Gegend seit Urzeiten ununterbrochen besiedelt. Davon zeugen über 1.500 registrierte Kulturdenkmäler, einschließlich Grabhügel, Nekropolen und Festungen.
"Besonders interessant ist jene Zeit, in der der Thraker-Stamm der Odrysen die Gegend um Kasanlak besiedelte", erzählt Krasimira Stefanowa vom Iskra-Geschichtsmuseum in Kasanlak. "Die Odrysen gründeten ein eigenes Reich, was insbesondere ein Verdienst von Seuthes III. war. Die Hauptstadt Seuthopolis liegt leider auf dem Grund des Koprinka-Stausees. Das Reich von Seuthes hatte nur kurze Zeit Bestand. In der Folgezeit führten die Thrakerstämme, die unsere Breiten besiedelten, untereinander Krieg. Die Odrysen waren der einzige Thrakerstamm, der in einem Reich vereint war."
Auf Seuthopolis stieß man in den Jahren 1948-1954. In jener Zeit ging es der Bevölkerung jedoch mehr um Strom, Wasser und die Bewässerung ihrer Felder. Kulturdenkmäler waren zweitrangig. Und so wurde beschlossen, Seuthopolis zu fluten... 1984 wurde der Stausee zu Prophylaxezwecken abgelassen. Krasimira Stefanowa bot sich die Möglichkeit, mit einem Kollegen die Stadt auf dem Stauseegrund zu betreten.
"Das war ein unvergessliches Erlebnis", erinnert sie sich. "Das Wasser ist ein wunderbares Konservierungsmittel. Es erhält einfach alles – Mauerwerk, Straßen, Wohnbauten. Die Ausgrabungen von Seuthopolis waren eine Schule für die bulgarische Archäologie."
Das Erbe der Thraker kann man in beeindruckenden Hügelgräbern besichtigen. Genannt seien Ostruscha, Schumanetz, Goljama Arsenalka, Helvetia, Svetitza und Grifoni. Nicht zu vergessen das Grabmal Golyama Kosmatka, die letzte Ruhestätte von Seuthes III. (330-300 v. Chr.). An dieser Stelle sei daran erinnert, dass der Bronzekopf des thrakischen Herrschers im vergangenen Jahr in der Louvre-Ausstellung "Epos der thrakischen Könige – Ausgrabungsfunde in Bulgarien" zu sehen war. Eine Perle in der Krone der Thrakerkultur ist zweifellos auch das Thraker-Grabmal von Kasanlak. Die 1944 freigelegte Stätte steht seit 1979 auf der Welterbeliste der UNESCO.
"Das Grabmal beeindruckt mit seinen weltweit einzigartigen Fresken aus dem 4.-3. Jahrhundert. v. Chr.", schwärmt Krasimira Stefanowa vom Geschichtsmuseum in Kasanlak. "Zudem waren die Thraker ausgesprochen geschickte Juweliermeister. Auch die erhaltenen Schmuckstücke aus jener Zeit sind ein Kleinod der weltweiten Juwelierskunst."
Zum Schutz der Grabstätte wurde 1974 eine originalgetreue Nachbildung gebaut, die nun von Tausenden Touristen besucht wird. Die Fresken wurden von einem Team unter Prof. Ljuben Praschkow nachgestaltet.
"Als Kind war ich 1966 in der originalen Grabstätte. Meine Mutter war Mikrobiologin und untersuchte damals die Fresken nach Mikroorganismen. Damals wusste ich noch nicht, dass ich mich dem Erhalt unserer Kulturdenkmäler für die nachfolgenden Generationen widmen werde", erzählt Krasimira Stefanowa vom Geschichtsmuseum in Kasanlak abschließend.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: bulgariatravel.org
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