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Nach dem Brexit-Votum wird es Bulgarien in der EU nicht besser gehen

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Erster EU-Gipfel nach dem Brexit-Votum. Und wohl letzter Auftritt David Camerons neben Bojko Borissow.
Foto: BGNES

Auch wenn sich die möglichen Szenarien für die Zukunft der EU nach dem Brexit-Votum mehren, bleibt die Gefahr, dass der EU-Haushalt ohne Großbritanniens Beitrag schwere Verluste erleiden wird, ganz real. Für Bulgarien handelt es sich laut Expertenschätzungen immerhin um Subventionen in Höhe von 500 Millionen Euro, die direkt aus London kämen.

Bulgarien ist bekanntlich ein ausgesprochen EU-freundliches Land. Im Unterschied zu Großbritannien. Es war der britische Premier Lord Palmerston, der vor rund 150 Jahren einen Grundsatz der Politik formulierte, der lautet: "England hat keine ewigen Freunde und keine ewigen Feinde, es hat nur ewige Interessen." London verlässt die EU, weil sie nicht länger zu seinen Interessen zählt. Bulgarien bleibt, weil es genau andersherum sieht.

Seit dem Beitritt 2007 genießt das Land tatsächlich große Vorteile, hat aber auch zahlreiche Vorwürfe und Androhungen hinnehmen müssen. Unterm Strich ist es aber gut gelaufen für Bulgarien. Dazu leistete Großbritannien keinen all zu großen Beitrag, denn das Vereinigte Königreich genießt seit Beginn an einen Sonderstatus in der EU und hielt sich fern von den kontinentalen Problemen. Bulgarien wiederum gehörte erst gar nicht zu seinen strategisch wichtigen Partnern – weder politisch, noch wirtschaftlich. Und auch in Bulgarien schaut man auf die Insel mehr oder weniger nur, wenn es um Fußball geht. Angesichts dieser Gegebenheiten bedeutet der Brexit für die bilateralen Beziehungen nichts weltbewegendes. Doch, jede Regel hat ihre Ausnahmen. Die erste ist, dass Bulgarien und Großbritannien Verbündete in der NATO bleiben, was in der heutigen Zeit des Säbelrasselns in Europa – Gott bewahre – fast noch wichtiger zu sein scheint, als die europäische Integration oder der freie Markt.

Eins steht noch heute fest – das Geld in den EU-Töpfen wird nach Großbritanniens Austritt weniger, und das werden die EU-Schlusslichter, wie Bulgarien, zu spüren bekommen. Mehr noch – Bulgariens Beitrag in den EU-Haushalt wird unweigerlich steigen müssen, denn das britische Loch muss gestopft werden.

Der Brexit hat auch einen anderen Aspekt – mehr als 200.000 Bulgaren arbeiten oder studieren auf der Insel. Viele von ihnen unterstützen ihre Familien in Bulgarien. Wie es mit ihnen weiter geht, ist noch völlig unklar. Aber Erschütterungen sind nicht ausgeschlossen, zumal der Migrationzustrom nach Großbritannien einer der Hauptgründe für das Brexit-Referendum war.

Der Handel und die Investitionen zwischen Bulgarien und Großbritannien werden nicht leiden, da sie ohnehin eine untergestellte Rolle für die bulgarische Wirtschaft spielen. Außerdem ist wohl kaum zu erwarten, dass Großbritannien als Handelspartner der EU vollkommen in die Bedeutungslosigkeit versinkt. Und die Briten werden nach wie vor ihren Urlaub in Bulgarien verbringen, weil der Grund dafür nicht die EU-Mitgliedschaft ist, sondern die günstigen Pauschalreisen in die bulgarischen Berge und an die bulgarische Schwarzmeerküste.

Erschütterungen sind in der Londoner City zu erwarten, wo die großen Weltbanken nicht länger bleiben werden. Für Bulgarien wird der erwartete Umzug nach Frankfurt oder Paris aber keine Rolle spielen. Was eine Rolle spielen würde, wäre natürlich der Zerfall der Europäischen Union, wovon derzeit noch niemand laut nachdenkt, aber insgeheim befürchten es viele. Doch, Prognosen aufzustellen, wäre heute übertrieben und konterproduktiv.

Deutsche Fassung: Vessela Vladkova



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