Am 26. Juni vor 50 Jahren wurde in Russe das Nationale Museum für Transport und Kommunikationen eingeweiht. Es wurde im ersten Bahnhofsgebäude in Bulgarien eingerichtet. Anlässlich des Jubiläums trafen wir uns mit Zlatina Stefanowa, die an der Bulgarischen Staatseisenbahn BDŽ als Expertin für „Traditionen und Tourismus“ arbeitet.
„Mit dem Bau der ersten Eisenbahnlinie in Bulgarien, der Bahnstrecke Russe-Warna, wurde die britische Gesellschaft der Brüder Barcley beauftragt. Der Vertrag wurde im Oktober 1863 unterzeichnet, der erste Spatenstich erfolgte am 21. Mai 1864. Zwei Jahre später, am 7. November 1866 wurde die Bahnlinie eingeweiht. Die Bauarbeiten begannen gleichzeitig in der Donaustadt Russe und der Schwarzmeerstadt Warna und wirkten sich positiv auf die Entwicklung der Städte und den Ausbau ihrer Häfen aus“, weiß Zlatina Stefanowa zu berichten.
Einige namhafte bulgarische Revolutionskämpfer haben bei der Eisenbahn gearbeitet, drunter Todor Kableschkow, Sachari Stojanow, Ilarion Dragostinow und Georgi Ikonomow. Wieso es dazu kam, erläutert Zlatina Stefanowa.
„Der Bau von Eisenbahnstrecken fiel mit dem Befreiungskampf der Bulgaren gegen die türkische Fremdherrschaft zusammen“, sagt Zlatina Stefanowa. „Der Ideologe und Organisator der bulgarischen Revolutionsbewegung Wassil Lewski hat den Revolutionskämpfern geraten, sich am Bau und später an der Verwaltung der Eisenbahn zu beteiligen, um sie später für die Zwecke der künftigen Revolution nutzen zu können. Aus diesem Grund waren viele Leiter des Aprilaufstandes im Jahr 1876 Eisenbahnarbeiter.“
Welche Rolle haben die Bahntransporte nach der nationalen Befreiung 1878 gespielt, wollten wir weiter von Zlatina Stefanowa wissen?
„Die bulgarischen Politiker waren sich nach der Befreiung bewusst, dass das Eisenbahnnetz alle Gebiete Bulgariens erfassen und die Bahn dem Staat gehören muss. In seiner Eigenschaft als Ministerpräsident brachte Petko Karawelow das Eisenbahngesetz ein, das am 18. Februar 1885 gebilligt wurde. Damit ging die Eisenbahn in Staatseigentum über. Die erste Eisenbahnlinie, die von Bulgaren gebaut und am 23. Juni 1888 fertig gestellt wurde, war der 106 km lange Abschnitt zwischen Zaribrod, Sofia und Wakarel. Die Aufsicht über die Bauarbeiten führte Ingenieur Iwan Grosdew“, so Zlatina Stefanowa.
Drei Museumsausstellungen in Russe zeugen von der Geschichte der Eisenbahn in Bulgarien. Der „Alte Bahnhof“ zeigt wichtige Momente aus der Entwicklung der Bahntransporte und deren Wechselwirkung mit der Donauschifffahrt. „Im Park-Museum“ sind Züge von Mitte des 19. bis zu den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ausgestellt, darunter spezialisierte Güter-, Postwagen etc. Besonders sehenswert ist die Sammlung „Salonwagen“ mit einzigartigen Exponaten – Luxuswagen, mit denen Sultan Abdülaziz, Alexander von Battenberg und Zar Boris III. unterwegs waren.
Derzeit wurden vier Dampflokomotiven wiederhergestellt, die sich für normale Gleise eignen, eine bedient auch die Schmalspurbahn zwischen den Städten Septemwri und Dobrinischte. Zwei der Passagierwagen dort sind Retrowagen. Sofia verfügt auch über eine Dampflok, die 1941 in Deutschland hergestellt wurde. Sie konnte seinerzeit eine Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern entwickeln und gehört zu den schnellsten Dampflokomotiven in der bulgarischen Eisenbahngeschichte. Und eine weitere deutsche Dampflok aus dem Jahr 1942 wurde im vergangenen Jahr grundsaniert.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: bereitgestellt vom Nationalen Museum für Transport und Kommunikationen
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