Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Glanz und Elend auf Bulgarisch

БНР Новини
Foto: BGNES

Die führenden zehn bulgarischen Unternehmen mit den größten Gewinnen haben 2014 insgesamt rund 650 Millionen Euro Gewinn abgerechnet. Zur gleichen Zeit haben mehr als die Hälfte der Rentner in Bulgarien monatlich mickrige 150 Euro erhalten. Diese offiziellen Angaben machen deutlich, wie weit sich die Schere in den Einkommen der verschiedenen sozialen Schichten in Bulgarien geöffnet hat. Von „sozialer Marktwirtschaft“ kann also keine Rede sein (obwohl speziell in der Landesverfassung verankert), wenn die Angestellten in den Banken, den Versicherungen und im Energiebereich ein durchschnittliches Monatsverdienst von 1.000 Euro erhalten, andere wiederum mit 65 Euro im Monat über die Runden kommen müssen.

Jeder wird entsprechend seines Beitrags entlohnt und eine Grenze nach oben kann und darf es nicht geben. Doch was sollen die Menschen tun, die sich im Ruhestand befinden? Sie haben ihren Beitrag bereits geleistet und können nicht mehr aktiv werden. Derart viele minderbemittelte Bürger sind wiederum keinesfalls von Vorteil und keinem von Nutzen, weder für die Politiker, noch für die Wirtschaft. Die Gewinne der Banken würden weitaus größer ausfallen, wenn nicht 70 Prozent, sondern lediglich 10 bis 15 Prozent keinerlei Bankkonten hätten.

Am 1. Juli werden die Renten in Bulgarien aktualisiert werden. Sie werden eine Erhöhung erfahren und dann durchschnittlich bei 170 Euro monatlich liegen. Eine solche Aktualisierung wird laut Gesetz einmal jährlich durchgeführt. Die Erhöhung wird in diesem Jahr 2,6 Prozent für alle Renten betragen; das sind monatlich rund 3,50 Euro mehr. Die Höchstrente wird ihrerseits weiterhin 455 Euro sein. Natürlich ist keiner auf diesen kümmerlichen Anstieg stolz und keiner freut sich darüber, weil der Betrag verschwindend klein ist und das Leben der Rentner keinesfalls verändern wird. Diese wiederum werden immer mehr, weil das Durchschnittsalter der Bulgaren ständig steigt. Die jungen Menschen reisen aus, um nach besseren Lebensbedingungen zu suchen. Das verheißt nichts Gutes – für keinen, weder für die arbeitenden Menschen, noch für die Rentner und ebenfalls auch nicht für die jungen Menschen. Die Armut breitet sich weiter aus und das wirkt sich wie eine Bremse für die Wirtschaft aus. Wenn sich diese nur schwach entwickelt oder gar stagniert, ist kein Geld übrig, mit dem die Renten erhöht werden können. Es ist also ein Teufelskreis, aus dem man nicht heraus kann. Das gilt aber anscheinend nur für Bulgarien, denn im restlichen Europa führen die Menschen im Ruhestand ein würdiges Leben. Wie das möglich ist? Also mit Korruption, Mafia, Missbrauch und Betrug mit Sicherheit nicht. Es wird das Gegenteil erreicht. Man muss einfach den Weg beschreiten, den die anderen bereits gegangen sind, um sie aufzuholen.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Neues Verfahren bietet Unternehmen Zugang zu über 1 Milliarde Lewa

Das Verfahren für Projekte zur Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen im Rahmen des Wiederaufbau- und Nachhaltigkeitsplans ist jetzt eröffnet und es werden entsprechende Vorschläge angenommen. Es geht um viel Geld, die Fristen..

veröffentlicht am 28.09.24 um 10:05

EBRD senkt Wachstumsprognosen, ist aber optimistisch in puncto Inflationsrückgang

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) hat ihre Wachstumserwartungen für die Regionen, in denen sie investiert, leicht nach unten korrigiert. Das bulgarische Wirtschaftswachstum wird im Jahr 2025 bei 2,9 Prozent liegen, das sind..

veröffentlicht am 26.09.24 um 13:02

Bulgarien will von der EU die Einstellung ukrainischer Eierimporte fordern

Bulgarien wird auf der bevorstehenden Tagung des EU-Agrarrates am 23. September in Brüssel einen Stopp der Eierimporte aus der Ukraine beantragen. Das kündigte der bulgarische Minister für Landwirtschaft und Ernährung Georgi Tachow an, der an..

veröffentlicht am 20.09.24 um 12:35