Bis Ende dieser Woche ist in Sofia eine interessante Ausstellung des Bildhauers und Malers Wenzislaw Sankow zu sehen. „Die letzten Bürger von Calais“ bringt uns zurück in das 14. Jahrhundert während des Hundertjährigen Krieges, als 1346 die Engländer unter König Eduard III. die Hafenstadt belagert hielten. Die Geschichte wiederholt sich im 21. Jahrhundert – niemals vollständig, wie man weiß, dafür aber in unserer Zeit nicht minder grausam. Bei Calais entstand eine Zeltstadt der Flüchtlinge, die seit Jahren versuchen, irgendwie nach Großbritannien zu gelangen. Warum hat sich der Künstler entschlossen, seine Ausstellung dieser historischen Parallele zu widmen?
„Wir leben in einer Dauerkrise – finanziellen, moralischen und nun auch Flüchtlingskrise“, sagt Wenzislaw Sankow. „Was ist aus unseren Werten geworden? Bis vor kurzem gab es die Bezeichnung `Weltbürger`. Plötzlich stellt sich heraus, dass wir weder Weltbürger sind, noch uns einig sind. Und noch etwas – unser Zivilisationsmodell verfügt über keine Schutzmaßnahmen. Wie sollen wir uns verhalten? Wie sollen wir darauf reagieren, was heute in der Welt passiert?“, fragt der Künstler, und sagt nachdenklich weiter:
„Die Idee der Demokratie ist nicht auf Persönlichkeiten zu setzen, sondern auf Wählerstimmen. Heute zählt die Quantität, was ist aus der Qualität geworden? Man findet sich im politischen Gerede nicht wieder“, behauptet Wenzislaw Sankow.
Der Bildhauer interpretiert in seiner Ausstellung Rodins berühmte Skulpturengruppe „Die Bürger von Calais“. Der moralische Horizont sei ihm zufolge – und das sei die einzige Rettung für alle – das Motto: Rette sich, wer kann. Dann aber hören wir sofort auf, Bürger zu sein. Und in Rodins Skulpturengruppe ist jeder Bürger in seiner Not für sich, und doch schließen sich alle zur Gemeinschaft zusammen. Wenzislaw Sankows Parallele zu unserer Zeit:
„Die Festung Europa ist in Europa selbst aufgegeben“, behauptet der Bildhauer. „Der Geist, um den es uns eigentlich gehen sollte, ist schon längst aufgegeben und an seiner Stelle ist die Konsumgesellschaft getreten“, resigniert der Künstler. Und diese Resignation ist auch in seinen Werken in der Sofioter Ausstellung zu spüren – Entfremdung, Einsamkeit und Leid.
Deutsche Fassung: Vessela Vladkova
Fotos: Weneta Pawlowa
Die Hauptaufgabe der bulgarischen Kulturinstitute im Ausland ist es, die Errungenschaften der bulgarischen Kultur in ihrer ganzen Vielfalt dem Publikum des Gastlandes zu präsentieren. „Unser Programm soll abwechslungsreich sein und jeder soll..
“ Das bulgarische Volkskulturhaus ist eine einzigartige Institution, die die Spiritualität und die Traditionen unseres Volkes über Jahrhunderte bewahrt hat. Seinen „nur“ 115. Geburtstag feiert das Volkskulturhaus „15. September 1909‘“ in..
Aufgrund des großen Interesses organisiert die Kunstgalerie in Kasanlak einen zweiten Rundgang „Auf den Spuren von Iwan Milew“. Er startet heute Abend um 18.00 Uhr im Innenhof der Kirche „Hl. Johannes der Täufer“ (Georgi-Benkovski-Straße..