Wenn man dort, wo „die Götter die Zunge sanft mit süßem Tau beträufeln und die Worte wie Honig aus dem Munde gleiten“ mit Beredsamkeit glänzt, muss man schon ein ganz großes Talent sein. Namentlich in Griechenland, in der Heimat der Redekunst, hat Anna-Maria Atanassowa bewiesen, dass sie zu jenen Auserwählten gehört, die in der Lage sind, Kathedralen aus Worten aufzutürmen und sich ehrfürchtig vor der Erhabenheit der Sprache verneigen.
Beim EUROPA Moot Court Competition im griechischen Kavala wurde Anna-Maria der Preis als bester Redner zuerkannt. Damit ist sie die erste Bulgarin, die diese Auszeichnung erhalten hat. Zudem errang sie mit ihren Kommilitonen Iwan, Emanuil und Teodora von der Sofioter Kliment-Ohridski-Universität den dritten Platz im Teamwettbewerb.
„Dieser Wettbewerb zählt zu den bedeutsamsten auf dem Gebiet des EU-Rechts. Dabei treten in der Endrunde acht Teams gegeneinander an“, erzählt Anna-Maria Atanassowa. „Der Fall war mit Wettbewerbs- und Urheberrechten verbunden. Jedes Team musste die Verteidigung des Klägers und des Angeklagten vorbereiten. Dabei wurde ein Prozess vor dem Europäischen Gerichtshof simuliert, welcher einen Beschluss in Auslegung Europäischen Gemeinschaftsrechts erlassen musste.“
Der Fall war hochinteressant. Ein Pharmaunternehmen patentiert ein Medikament zur Behandlung von Lungenkrebs. Jedoch stellt sich heraus, dass diese Substanz schon 60 Jahre zuvor entdeckt wurde. Das Unternehmen hat aber bereits einer anderen Firma die Lizenz erteilt, dieses Medikament herzustellen und bezieht dafür die entsprechenden Gebühren. Letztendlich erklärt das Gericht das erteilte Patent wegen mangelnder Neuheit für nichtig, die Lizenzverträge werden aufgelöst und man zieht vors Gericht. Der zweite Fall betrifft das Kartellrecht und die europäische Richtlinie über Vorschriften für Schadensersatzklagen wegen Zuwiderhandlungen gegen wettbewerbsrechtliche Bestimmungen. Namentlich in diesem Fall schlüpft Maria in die Rolle des Klägers.
In Vorbereitung auf den Wettbewerb studieren und kommentieren Maria und ihre Teamkollegen gemeinsam mit ihrem Trainer Iwan Stojnew englischsprachige Literatur. Englisch ist nicht nur die Wettbewerbssprache. Auch die Hauptwerke sind vorrangig in Oxford und Cambridge veröffentlicht. So gelingt es Anna-Maria vor der Jury zu glänzen, obwohl Englisch nicht ihre Muttersprache ist.
„Wahrscheinlich habe ich sie mit meinen Antworten beeindruckt“ erzählt Anna-Maria. „Im Wettbewerb sind die Kernargumente der Verteidigung von Bedeutung. Noch wichtiger ist es jedoch, wie der Teilnehmer die Fragen des Gerichts beantwortet. Die Richter unterbrechen und stellen viele und unterschiedlichste Fragen. Dabei werden schnelles Denken und schnelle Antworten verlangt. Offensichtlich habe ich die Fragen zu ihrer Zufriedenheit beantwortet“, meint Anna-Maria.
Da sie in einer offenen Welt mit unbegrenzten Möglichkeiten lebt, tritt die Studentin im dritten Studienjahr, die von einer Karriere als Anwältin für EU-Recht träumt, ab September ein Praktikum beim Europäischen Gerichtshof an. Dank ihres Rednerpreises wird sie in Luxemburg einen Generalanwalt bei der Erarbeitung von begründeten Schlussanträgen unterstützen.
„Ich stelle mir vor, mich mit echten Fällen zu befassen, zu denen der Generalanwalt einen begründeten Vorschlag unterbreiten muss“, erzählt Maria begeistert. „Ich hoffe, dass ich dazu Informationen aus verschiedenen Quellen zusammentragen, relevante Fälle recherchieren, diverse Artikel lesen und dabei viel lernen werde. All das ist für mich sehr aufregend.“
Anna-Maria träumt davon, eines Tages in Bulgarien Fälle wie in Kavala zu lösen. Ein Statement zum heimischen Justizsystem lehnt sie ab, weil sie als Studenten noch keinen umfassenden Einblick habe. Momentan paukt sie Französisch – die offizielle Amtssprache des Europäischen Gerichtshofs. In ihrer begrenzten Freizeit treibt sie Sport, geht Tanzen oder taucht mit einem Lieblingsbuch in die Welt der Romantik ein.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Privatarchiv
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