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Festival des chinesischen Kinos in Sofia weckt Interesse

Einzelbild aus dem Film „Nie yin niang“

In der vergangenen Woche fand die zweite Ausgabe des Festivals des chinesischen Kinos statt. Das Leinwandforum wurde vom Institut Konfuzius in Sofia und dem Kulturzentrum des Sofioter Universität „Heiliger Kliment von Ohrid“ organisiert. Der Eintritt für alle Filmvorführungen war frei – die Besucher brauchten nur eine alte Kinokarte für das „Haus des Kinos“ vorzuzeigen. Die Auswahl der Filme traf Dr. Andronika Martonowa; sie ist Expertin auf dem Gebiet des asiatischen Kinos am Kunstinstitut der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften.

Dem Festival liegt die Idee zugrunde, dass die besten chinesischen Gegenwartsfilme popularisiert und die einstige traditionelle Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Kinowesens wiederbelebt werden muss“, sagt die Kinoexpertin. „Das chinesische Kino war in Bulgarien auch vor 1944 und danach bekannt. Nach der Wende zur Demokratie gerieten diese Beziehungen ins Hintertreffen, dabei entwickelt sich die chinesische Kinematografie auf eine ausgesprochen interessante und international anerkannte Weise. Alle angesehenen Kinofestivals in der Welt gehen nicht ohne eine chinesische Beteiligung ab. Oscars und andere Preise sind nicht ausgeblieben. Bulgarien darf sich diese wunderbare Gelegenheit nicht entgehen lassen und muss die heimischen Kinofreunde mit den neuesten chinesischen Produktionen vertraut machen. Für die zweite Ausgabe des Festivals haben wir insgesamt neun Streifen ausgesucht, die in den letzten 10 bis 15 Jahren entstanden sind. Es sind alles beeindruckende Filme von Regisseuren aus China, Hongkong und Taiwan. Bei einigen der Streifen handelt es sich um Koproduktionen. Unsere Wahl betraf verschiedene Genres, einschließlich Musical, einen biographischen Film, Action, ein Jugend- und Kinderfilm, Fantasy und Trickfilm, ein traditioneller chinesischer Film mit verschiedenen Kampfkünsten, Drama und moderne Komödie. Kurz gesagt – wir wollten ein möglichst breites Spektrum vorstellen.

Unter den bemerkenswerten Filmen ist „Nie yin niang“ des Regisseurs Hou Hsiao-Hsien, der als einer der besten Filme des Jahres 2015 eingestuft wurde. Auf dem Festival in Cannes hat er gleich zwei Preise errungen.

Das ist ein besonderer Film, weil er die Kampfkünste nicht in der von Hollywood her bekannten Arten und Weise zeigt“, erzählt Dr. Andronika Martonowa. „Es wird die Geschichte eines Mädchens erzählt, das als Kind von einer Dao-Nonne zu einem Mörder erzögen wird. Es ist ein ausgesprochen dramatischer Film, der tief in die menschliche Psychologie eindringt. Der Film sprengt das Genre und ist gleichzeitig poetisch, ergreifend und provozierend. Der Regisseur gehört zu den führenden Kinomachern Chinas.“

Das chinesische Kino ist in allen Genres präsent. Jährlich werden über 200 Streifen produziert, die in der ganzen Welt popularisiert werden.

In China vergibt der Staat Aufträge an die Filmindustrie, es werden aber auch Filme von unabhängigen Regisseuren produziert“, erzählt weiter die Kinoexpertin. „Sie machen Dokumentar- und Trickfilme und haben durchaus etwas zu sagen. Die Botschaften sind allgemeinmenschlich. Die Chinesen verstehen es glänzend, ihre Geschichte vorzustellen. Es wird auf bestimmte Epochen und Dynastien akzentuiert. Themen sind ferner der Chinesisch-japanische Krieg, der Bürgerkrieg, der Zweite Weltkrieg, die japanische Invasion und die Marionettenregierung in der Mandschurei. Auch die Gegenwart bietet ausreichend Stoff – erinnert sei an die Folgen der Kulturrevolution, die Öffnung Chinas zur Welt und der Übergang zur neuen Gesellschaftsordnung. Die Filme zeigen vor allem die Auswirkungen auf den gewöhnlichen Menschen, wie ihn die Veränderungen deformieren und wie er mit ihnen fertig wird. In den letzten Jahren ist ferner der Umweltschutz ein brennendes Thema. Aus den Meinungen der Besucher des Festivals geht deutlich hervor, dass es einer stärkeren Popularisierung des chinesischen Kinos in Bulgarien bedarf. Das Interesse ist groß und die Menschen werden angeregt, mehr über China in Erfahrung zu bringen. Es ist also mehr als sinnvoll, solche Festivals zu organisieren. Die Welt ist groß und die kulturelle Vielfalt ist ausgesprochen bunt, so dass wir unseren geistigen Horizont erweitern und diese fernen Kulturen näher kennenlernen müssen“, sagte abschließend Dr. Andronika Martonowa, Expertin auf dem Gebiet des asiatischen Kinos am Kunstinstitut der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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