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Auf der Suche nach bulgarischen Wurzeln in Pirot

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Die mittelalterliche Burg "Momtschilow Grad“
Foto: Miglena Iwanowa

Seit einigen Jahren ist die Kleinstadt Pirot in Serbien zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Sofioter geworden. Die Stadt selbst ist nur 80 Kilometer von Sofia entfernt und über eine verhältnismäßig gute Straße mit dem Auto oder den Linienbussen, die täglich verkehren, bequem zu erreichen.

Pirot ist eine gemütliche Kleinstadt und das große Gegenteil zur hektischen Metropole Sofia. Das Leben dort fließt träge dahin – übrigens bedeutend langsamer, als der Fluss Nischawa, der den Ort in zwei Teile teilt. Die Menschen sind freundlich und zuvorkommend und die Atmosphäre erinnert an fast vergessene Zeiten. Ein buntes Treiben herrscht einzig jeweils am Samstag, der Markttag ist. Die Waren ziehen die Sofioter wie ein Magnet an, denn sie sind im Vergleich zu Bulgarien billiger und außerdem schmeckt alles viel besser, weil es noch nicht in EU-Normen gezwängt wurde. Hier ist alles noch echt und die Händler selbst sind meist die Produzenten selbst. Doch die Bulgaren entdecken auch andere Dinge, die ihnen sehr bekannt vorkommen und das hat seine Gründe:

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Schaut man zurück in die Geschichte, sieht man, dass das Schicksal der Stadt eng mit Bulgarien verbunden war“, erzählte uns der Reiseführer Wollen Antow. „Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist ein serbischer Einfluss spürbar. Die Stadt und das umliegende Gebiet sind seit den Zeiten des Khans Krum bulgarisch, der im Jahre 809 die Region um das heutige Sofia dem Ersten Bulgarenreich einverleibte. Im Mittelalter gehörte Pirot zu den westlichen, nach der Ausweitung des Reiches auch zu den mittleren Territorien Bulgariens. Aus diesem Grund stehen alle mittelalterlichen Kulturdenkmäler, die man dort und in der Umgebung besichtigen kann, eng mit Bulgarien in Verbindung.

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Doch darüber spricht man in Serbien nur ungern. Der Reiseführer setzt fort: „Über die mittelalterliche Geschichte von Pirot wird nicht viel erzählt; das gilt auch für die Jahrhunderte danach, obwohl da die Quellen zahlreicher und unmissverständlicher sind“, sagt Wollen Antow. „Bei der Befreiung von der osmanischen Fremdherrschaft 1878 marschierten serbische Truppen ein. Es erging an die dortige Bevölkerung die Empfehlung, sich als Serben eintragen zu lassen, was natürlich nicht geschah. Der dort residierende Metropolit Ewstatij von Pelagonien erklärte, dass seiner Gemeinde nur Bulgaren angehören würden. Sofort unternahm Serbien Repressalien gegen die örtliche Bevölkerung. Der hohe geistliche Würdenträger selbst wurde festgenommen und sogar gefoltert, musste jedoch auf Druck Russlands hin freigelassen werden. Die Geschichte nahm jedoch ihren Lauf und Pirot wurde 1878 serbisch und ist es bis heute.


Die Ikone von Hl. Iwan von RilaKehren wir zu den Sehenswürdigkeiten zurück, die die Bulgaren von heute in die Gegend lockt: „In Pirot selbst ist es die mittelalterliche Burg, die in ihrem heutigen Aussehen auf das 14. Jahrhunderts zurückgeht“, erzählt Reiseführer Antow. „Sie ist ein Wahrzeichen der Stadt und steht in enger Beziehung zur bulgarischen Geschichte. Man nennt sie „Momtschilow Grad“, d.h. die Stadt des Momtschil. Dieser wirkte eigentlich an der Ägäischen Küste Thrakiens und den Rhodopen, die Legenden versetzen ihn jedoch nach Pirot. Die mündlichen Überlieferungen berichten, dass er diese Region beherrscht habe, so dass die Burg seinen Namen trägt. Die Bürg selbst gehört zu den verhältnismäßig gut erhaltenen mittelalterlichen Wehranlagen, ist aber in neuerer Zeit etwas verwahrlost worden. Nun laufen aber auch da Renovierungsarbeiten, in die auch die Parkanlage, in der die Burg steht, einbezogen wurde.

Jahrhunderte hindurch pflegte Pirot enge Beziehungen zur Balkanstadt Tschiprowtzi – beide Städte gehörten zu den bedeutendsten Zentren der bulgarischen Teppichwebkunst. Pirot war seit alters her ein Marktort und hierher brachten die Weberinnen aus Tschiprovtzi ihre Teppiche, wo sie zusammen mit den in Pirot hergestellten vor allem von Händlern aus Dubrovnik gekauft und nach Bosnien, Montenegro, Skopje, Thessaloniki bis hin nach Konstantinopel gebracht wurden. Im Regionalmuseum in Pirot kann man so manch schöne Teppiche bewundern. Neben dem Museum gehören ferner die zwei Kirchen von Pirot zu den Sehenswürdigkeiten. Sie wurden 1834 bzw. 1870 gebaut und darin kann man die Ikonen sehen, die Werke der Meister der Samokow-Schule in Bulgarien sind.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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