Mit Sicherheit zählt der Streifen "Und der Ball geht weiter" von Regisseur Georgi Balabanow zu den besten Dokumentarfilmen der 20. Jubiläumsausgabe des Sofia Film Fests.
Georgi Balabanow ist ein Schützling der Staatsakademie für Theater und Film, kurz NATFIZ. In den 1980er-Jahren geht er nach Paris und dreht dort mehrere Dokumentarfilme, die auf Festivals in Oberhausen, Venedig, Paris und New York Auszeichnungen erhalten. Erinnert sei daran, dass die vorherige Film-Fest-Ausgabe mit seinem Streifen "Die Akte Petrow" eröffnet wurde, dessen Drehbuch vom Oskarpreisträger Jean-Claude Carriere stammt. In seinem neuen Film geht es um die bulgarische Hauptstadt Sofia - als Abbild der Wende in Osteuropa. Über diese erzählen der ewige Dissident Nikolaj Kolew mit dem Beinamen "der Barfüßige" und sein Freund Krasimir Rajdowski - ein früherer Spion der Staatssicherheit und der Psychiater Nikolaj Mihajlow, der öffentliche Erscheinungen von ihrer psychologischen Seite analysiert. Ferner der frühere Abgeordnete Pawel Tschernew, der dieser Tage verstorben ist, der Fernsehmoderator Martin Karbowski, der bekannte Popfolk-Sänger Azis...
"Irgendwann musste ich mich für Leute entscheiden, die ich kenne und mit denen gewisse Zeit arbeiten musste", meint Georgi Balabanow. "Immerhin hat die Arbeit relativ viel Zeit in Anspruch genommen, in welcher man Kontakte knüpft und Vertrauen aufbaut."
Zu den Haupthelden des Film zählt auch Elena Atzarowa, die Meinungsumfragen in der Hauptstadt durchführt. Sie ist seit knapp zehn Jahren in diesem Metier tätig. In ihren Umfragen trifft sie oft auf Armut und Perspektivlosigkeit.
"Meine Arbeit, d.h. Umfragen durchzuführen, fußt auf meinen Ehrgeiz, die Gesellschaft umzuerziehen und die Leute anzuregen darüber nachzudenken, was sie sind und ob sie glücklich sind. Auch sollen sie sich über andere Dinge Gedanken machen, etwa, ob Nichtwähler Verantwortung tragen und was sich ändern würde, wenn ich einen bestimmten gesellschaftlichen Standpunkt vertreten würde. Das ist mein Beitrag für die Menschen und die Gesellschaft. Möglicherweise stellen sich diejenigen, die Bulgarien regieren, ja eines Tages in den Dienst ihres Landes."
Der Streifen ist eine bulgarisch-französische Koproduktion. Finanziert wurde er von vom französischen Fernsehsender Arte. Chefproduzent ist Helene Badinter mit ihrer Firma "Ladybirds Films". Sie gilt als einer der aktivsten Produzentinnen moderner französischer Dokumentarfilme. Zudem hat sie bulgarische Wurzeln. Gedreht wurde der Streifen ausschließlich in Bulgarien.
"Meine Mutter ist zu meinem Glück Bulgarin", erzählt Helene Badinter. "Meine Großeltern sind ebenfalls Bulgaren. Als kleines Kind kam ich jedes Jahr nach Bulgarien. Das letzte Mal war ich vor 15 Jahren hier. Nach dem Tod meiner Großeltern bin ich dann nicht mehr hierher gekommen. Ich will damit sagen, dass ich eine Französin in Frankreich bin, mein Vater ist Franzose. Das Thema Bulgarien weckt stets mein Interesse. Auch als Georgi Balabanow zu mir ins Büro kam und mir von seiner Filmidee erzählte. Er wollte von Sofia erzählen, von den Menschen, die dort leben, von der Geschichte des Landes, die an diesem Ort konzentriert ist."
Für welche Zielgruppe ist der Film gedacht? Das Pariser Publikum habe in diesem Film beispielsweise Frankreich gesehen, erzählt Georgi Balabanow. Und auf dem kürzlich in Zagreb zu Ende gegangen Dokumentarfilmfestival ZagrebDox habe ihm ein junger Regisseur gesagt, genau wie bei uns.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: siff.bg
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