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Nach dem Cerro Torre haben Bulgaren nun den Artesonraju im Visier

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Foto: Privatarchiv

Irgendwo an der Grenze zwischen Argentinien und Chile, wo sich die Winde von Atlantik und Pazifik ein Stelldichein geben und eisige Winter gegen heiße Sommer um die Oberhand kämpfen, ziehen Granitberge mit Steilwänden trotz nicht allzu großer Höhe Bergsteiger aus aller Welt an. Darunter auch die vier Bulgaren Martin Marowski, Viktor Waroschki, Grigor Watew und Ruslan Wakrilow, die zwei Monate lang die bekannten Wände Europas hinter sich lassen und in Patagonien auf eine Expedition namens "Schwanz des Drachens" gehen.

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"Jeder Bergsteiger sucht neue Herausforderungen", erklärt Viktor. "Auf den ersten Blick sehen alle Berge gleich aus. Jedoch ist jeder Berg anders. Genau das hat uns neugierig auf die Anden gemacht, die so ganz anders sind als die Alpen."

"Dieser Teil der Patagonischen Anden lässt sich mit keinem anderen Gebirge vergleichen", fügt Martin Markowski hinzu. "Von weitem machen Felszinnen mit 1.500-1.600 Meter hohen Steilwänden auf sich aufmerksam. Diese einzigartigen Gebilde sind unbeschreiblich", schwärmt der Expeditionsleiter Martin Markowski von der rauen Schönheit dieser Berge.

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"Bergvorland ist eher selten. Die großen Berge erscheinen schlagartig, den drum herum gibt es nichts anderes als Ebenen", fügt Viktor hinzu. Am 6. Januar 2016 um 16 Uhr Ortszeit besteigen Martin und Viktor als erste Bulgaren den schmalen schneeweißen Gipfel des Cerro Torre - des 3128 m hohen Turm-Bergs.

Allein für den Weg zum Fuße des Berges hätten sie  ganze 30 Tage gebraucht, erzählt Martin und weiter: "Dort kommt es vor allem auf das Wetter an. Vor allem auf die Winde, die bis zu 200m/h erreichen. Der Berg ist für sein schlechtes Wetter berühmt, das uns einen ganzen Monat lang verfolgte. Nur einen oder zwei Tage hatten wir Glück. Wir machten große Touren  von über 20 km pro Tag. Wir kamen bis irgendwohin voran, dann zwang uns der Wind zur Umkehr nach El Chaltén, einem Städtchen am Fuße der Bergzinnen. Und so kämpften wir einen Monat lang vergeblich gegen die Naturgewalten."

"Selbst während des Aufstiegs waren wir uns nicht sicher, ob wir es bis ganz nach oben schaffen werden, da die Eispilze auf der Gipfelpyramide jedes Jahr anders und zuweilen absolut unzugänglich sind. Wir wussten nicht, ob wir vor den letzten 50-100 Metern nicht doch noch umkehren müssen. Das wir den Gipfel erreicht haben, war für uns eine große Überraschung und Leistung. Der Augenblick, von dem wir ein ganzes Jahr lang geträumt hatten, war etwas sehr Besonderes. Ich erinnere mich, dass ich vor Freude den Verstand verlor", erzählt Viktor.

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Was macht den Cerro Torre für die Bergsteiger der Welt so unwiderstehlich?

"Vor allem sein verblüffendes Aussehen", schwärmt Viktor Waroschki. "Eine Felsnadel, die scheinbar aus dem Himmel auf genau diesen Platz gefallen ist, da die Berge in der Umgebung nichts mit ihrer Struktur und Größe gemein haben. Dieser Gipfel ist unzugänglich, wohin man auch schaut. Von allen Seiten riesige Wände. Die Form selbst ist sehr schön anzusehen. Auch ist der Berg historisch gesehen ein absolutes Enigma - die Dispute um seine Ersteigung dauern Jahrzehnte."

"Der Berg ist ein Traum für jeden Bergsteiger", meint Martin Markowski. "Wir haben uns ein Jahr lang auf diesen Berg vorbereitet, jedoch schon lange davor von ihm geträumt. Er ist ein emblematischer Meilenstein. Ohne ihn geht gar nichts", fügt Martin Markowski hinzu.

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Lange Zeit galt der Cerro Torre als unbesteigbar. Die ersten  Besteigungsversuche wurden in den 1950er-Jahren unternommen. Seine erste Besteigung erfolgte erst im Jahre 1974. Eine weitere bulgarische Errungenschaft, die in die Geschichte eingeht, ist die Pionierroute "The Approach Team Line" über die Felsnadel El Mocho, veröffentlicht in der namhaften Ausgabe für Bergsteigen alpinismus.com:

"Eines unserer Hauptziele war eine neue bulgarische Route in Patagonien", erzählt Viktor Waroschkin "Die Wahl der Nordwand des El Mocho war logisch, da sie ganz in der Nähe unseres Basislagers unterhalb der Nordwand des Cerro Torre war. Die Routenwahl ist eine schwierige Aufgabe und erfordert reichlich Erfahrung. Bereits auf unseren ersten Erkundungstouren haben wir die Struktur der Wand studiert. Wir nutzten jede kurze Schönwetterphase, um auf unserer Route voranzukommen. Eine neue Kletterroute hat nicht mit einer altbewährten Route gemein. Eine neue Route zu kreieren erfordert viel Intuition und noch mehr Erfahrung. Man ist der Erste und muss Entscheidungen treffen, die einem erspart bleiben, wenn man auf den Spuren eines anderen unterwegs ist."

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Bis Herbst soll der Dokumentarfilm über die Patagonien-Expedition fertig sein. Danach erwarten die Anden sie erneut in ihrer ganzen Herrlichkeit - dieses Mal der 6.025 m hohe Artesonraju, der uns vom Paramount-Pictures-Logo bekannt ist, sowie der 6.344 Meter hohe Siula Grande, der zu den beeindruckendsten Bergen der peruanischen Anden zählt.

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: Privatarchiv



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