Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Wird "Poseidon" die begrabene South-Stream-Pipeline wiederbeleben?

БНР Новини
Foto: BGNES

Dieser Tage wurde bekannt, dass Russland trotz allem am gescheiterten South-Stream-Projekt festhält. Die Pipeline sollte Erdgas von Russland über das Schwarze Meer nach Bulgarien befördern und von da aus weiter nach Mittel- und Westeuropa. Staatspräsident Waldimir Putin hatte am 1. Dezember 2014 höchstpersönlich verkündet, das Projekt sei gestorben. Die Schuld für die gescheiterten Pläne schob er Bulgarien und Brüssel zu.

Der russische Staatsmonopolist und Gasgigant Gazprom hat sich offenbar noch nicht endgültig vom Südlichen Gaskorridor verabschiedet. Dieser schien, nachdem auch das Turkish-Stream-Projekt gescheitert ist, endgültig gestorben. Da die Ausbaupläne für den Norden des Alten Kontinents seitens einer Reihe europäischer Staaten auf heftigen Widerstand stoßen, braucht Russland unbedingt eine Gaspipeline im Süden Europas.

Vor diesem geopolitischen Wirrwarr hat Gazprom dieser Tage mit dem italienischen Energieversorger Edison und der griechischen DEPA eine Absichtserklärung über Gaslieferungen unterzeichnet. Das russische Gas soll über eine Schwarzmeerpipeline über Drittstaaten nach Griechenland und von Griechenland weiter nach Italien gepumpt werden. Russische Wirtschaftsbeobachter kamen einhellig zu dem Schluss, dass damit in der Praxis das South-Stream-Projekt wiederbelebt werde. Denn die Leitung auf dem Grund des Schwarzen Meeres müsste irgendwo in Bulgarien an Land gehen. Dann würde das Gas durch die Poseidon-Pipeline über den geplanten Balkan-Hub nach Griechenland und von dort aus weiter nach Italien gepumpt werden. Dass das neue russische Projekt enorm wichtig ist und "bei Einhaltung der Vorschriften der Europäischen Union", wie Moskau ausdrücklich betont, reelle Realisierungschancen hat, wird von der Tatsache untermauert, dass Gazprom-Chef Alexei Miller Wladimir Putin die Pläne persönlich präsentierte und von diesem dafür grünes Licht bekam.

In Bulgarien hält man sich derzeit mit Kommentaren zu diesem Thema zurück. Es ist bekannt, dass die Regierung an ihren Plänen festhält, unser Land zu einem Gasdrehkreuz für Süd- und Mitteleuropa zu machen. Das an der Schwarzmeerküste geplante Gasdrehkreuz hat sogar schon einen offiziellen Namen – Balkan-Hub. Bisher wusste man zwar noch nicht genau, was über dieses Drehkreuz eigentlich verteilt werden soll, jetzt scheint die Sache jedoch Konturen anzunehmen. Vor dem Hintergrund der bitteren Erfahrung mit dem aus rein politischen und geostrategischen Gründen gescheiterten South-Stream-Projekt ist das Schweigen der bulgarischen Regierung zu diesem frühen Zeitpunkt nur allzu verständlich. Sie hat offenbar die richtige Schlussfolgerung gezogen: die Pfanne sollte erst auf den Herd, wenn der Fisch im Netz ist.

Es besteht jedoch kein Zweifel, dass "Poseidon" kombiniert mit "South Stream 2" ganz im Interesse unseres Landes wäre. Sowohl, was die Verringerung der Gasabhängigkeit Bulgariens betrifft, als auch unter regionalem Aspekt. Denn Mehreinnahmen aus dem Gastransit und mehr Einfluss in Europa lehnt niemand so ohne weiteres ab.

Übersetzung: Christine Christov



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Trotz politischer Krise weist Bulgarien eine stabile Wirtschaftsentwicklung auf

Die politische Krise im Land hat keine kurzfristigen Auswirkungen aus die Wirtschaft, kommentierte Dozent Krassen Stantschew vom Institut für Marktwirtschaft. „Die politische Krise betrifft diejenigen, die stark reguliert sind, vor allem die großen..

veröffentlicht am 22.08.24 um 11:19

Regierung unterstützt Produktion und Export von Solarmodulen

Die Regierung genehmigte ein Memorandum of Understanding zwischen der bulgarischen Regierung und „Smart Solar Technologies“ AG für die Umsetzung eines vorrangigen Investitionsprojekts „Fabrik zur Herstellung von Solarmodulen und Solarzellen“...

veröffentlicht am 22.08.24 um 09:05

Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich um 7,6 Prozent gesunken

5,41 Prozent betrug die Arbeitslosenquote im Land im Juli 2024, meldete die Arbeitsagentur. Im vergangenen Monat gab es 152.844 arbeitslose Personen und 14.542 haben eine Arbeit aufgenommen. Auch die Zahl der Stellenangebote ist gestiegen,..

veröffentlicht am 16.08.24 um 17:05