Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Schilder aus sozialistischen Zeiten bringen uns auch heute noch zum Schmunzeln

БНР Новини
Foto: Privat

Die älteren Bulgaren haben mit Sicherheit die emaillierten Schilder aus sozialistischen Zeiten in Erinnerung, die in heimischen Straßen, Produktionshallen und an öffentlichen Orten zu sehen waren. Auf ihnen prangen oft kurios anmutende Sprüche, die nach wie vor spaßig klingen. Auf diese emblematischen Straßenschilder haben es viele passionierte Sammler abgesehen. Wenn sich aber Sammlerleidenschaft und der Beruf des Historikers paaren, kann das überraschende Ergebnis eine Ausstellung in der Scheune sein. In einer Scheune hat nämlich Plamen Sabew, der Direktor des Geschichtsmuseums in der nordostbulgarischen Stadt Popowo, seine Schildersammlung zu Schau gestellt.

Ich interessiere mich für Dinge, deren Zeit bereits abgelaufen ist und die weggeworfen werden, aber auch für den Geist jener Zeit, die reich an Verboten war und sie den Leuten einzubläuen versuchte. Genau diesen Zweck mussten diese Schilder meiner Meinung nach erfüllen“, sagt Plamen Sabew. „Meine Philosophie ist eine andere – Erziehung kann nicht über Verbote, Mahnungen und Anweisungen erfolgen. Doch das war zu jener Zeit so üblich. Wir sollten auch anhand dieser Schilder die Erinnerung daran am Leben erhalten“, meint er.

„Ein zugelassener Ausschuss ist Katastrophe für das gesamte Kollektiv“, lautet der Spruch auf dieser Schild, was auf Bulgarisch ziemlich zweideutig klingt, weil das Wort „brak“ sowohl „Ausschuss“, als auch „Ehe“ bedeuten kann.

Die Schilder sind Zeugnisse jener Zeit, wie würden sie aber in den Augen unserer Nachfahren in sagen wir 1.000 Jahren aussehen?

Sie werden auf jeden Fall eine Erinnerung an uniformierte Zeiten sein“, glaubt Plamen Sabew. „Nur wüsste ich nicht zu sagen, ob die Gesellschaft in 1.000 Jahren nicht noch uniformierter wäre – wenn die Menschen nicht mehr denken, sondern programmiert werden, wohin sie zu gehen, was sie zu tun haben usw. - die Anweisungen auf den Schildern befolgend. Ohne ein Phantast zu sein, nehme ich an, dass eine Zeit der Ordnung, der Normen und Rahmen eintreten könnte. Derzeit sind Schilder nicht in Mode, aber wir sammeln die aus früheren Zeiten und erinnern uns voller Sehnsucht an sie, obwohl das auch nicht lobenswert ist.

Das Schild, das Plamen Sabew gern in seiner Sammlung haben würde, lautet: „Die Volksmiliz ist das schlagende Herz der Partei“ – Der fragliche Geistesblitz eines nicht besonders intelligenten Parteigenossen ist ziemlich zweideutig und erweckt unbeabsichtigte Assoziationen. Im Unterschied zu früher hat die Nachwendezeit keine originellen Aufschriften geboren, sondern nur die Technologie der alten kopiert, meint der Historiker. Obwohl die neuen Schilder auch aus Emaille gefertigt sind und den originellen ähneln, sind sie nicht authentisch. „Beim Kapitalismus wird der Mensch durch den Menschen ausgebeutet, beim Sozialismus ist es umgekehrt“ lautet beispielsweise eine der zahlreichen Imitationen im Internet.

Echte Schilder kann man noch im Altmetallhandel oder in der Nähe alter Gebäuderuinen finden. „Wenn man sie von einem Freund bekommt, sind sie ein Geschenk, das viele Erinnerungen wachruft“, sagt Plamen Sabew, dem die Geschichte des Fundes viel wichtiger ist als der Fund an sich. Eines Tages will er seine Sammlung dem Museum in Popowo vermachen, wie er das bereits mit seiner Sammlung von antiquarischen Büchern mit Autogrammen getan hat.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Foto: Nationales Archäologisches Reservat Deultum - Debelt

Flasche mit Abbildung der Chimära in römischer Nekropolebei Debelt entdeckt

Archäologen haben in einem Grab aus dem 2. Jahrhundert in der südlichen Nekropole der römischen Kolonie Deultum in der Nähe des Dorfes Debelt (in Südostbulgarien) eine sehr seltene und wertvolle Glasflasche entdeckt. Das Besondere daran ist, dass..

veröffentlicht am 09.11.24 um 10:25

Die Stiftung Theodora von Auersperg beginnt ihre Arbeit in Bulgarien

Der Schutz von Tieren und benachteiligten Kindern sowie die Förderung verschiedener kultureller Initiativen sind von grundlegender Bedeutung für die Verbesserung des Lebensumfelds in unserem Land. Die talentierte Pianistin Nadeschda Zanowa..

veröffentlicht am 04.11.24 um 08:40

Marijan Iwanow gegenüber Radio Bulgarien: Bulgarien hat sich in den letzten 20 Jahren sehr positiv verändert

Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Zufällen, die es manchmal in ein Märchen verwandeln. Eine Begegnung während einer bulgarischen Disco-Nacht in den USA veränderte das Leben unseres Landsmannes Marijan Iwanow und heute ist er glücklich mit seiner..

veröffentlicht am 30.10.24 um 08:40