Die Nächstenliebe ist wie alle Formen der Liebe ein Mysterium und lässt sich nur schwer erklären. Wenn man sich jedoch die Fotos von Raditsch Banew betrachtet, bekommt man einen Hauch von ihr zu spüren. In seiner Wanderausstellung „Adoptierte Kindheit“ wird das Schicksal von ausgesetzten Kindern, die in Aufnahmefamilien erzogen werden, in 20 Aufnahmen geschildert.
Als der Fotograf Raditsch Banew vor einigen Monaten eine Presskonferenz der Nationalen Vereinigung für Kinderfürsorge besuchte, ahnte er noch nicht, dass ihn diese Veranstaltung dazu bringen werde, durch zehn bulgarische Städte zu reisen, um die verschiedenen Schicksale von ausgesetzten Kindern zu fotografieren.
„Es beeindruckte mich vor allem, wie die Menschen ihre Herzen geöffnet, diese Kinder in ihre Familien aufgenommen haben und wie ihre eigenen behandeln“, erzählt der Fotograf. „Die Gefühle in diesen Familien sind ganz echt und nicht durch verwandtschaftliche Verbindungen bedingt; und dennoch spürt man ein inniges Verhältnis zwischen Eltern und Aufnahmekind. In all den Schicksalen, die ich fotografiert habe, spürt man die ganz persönliche Zuwendung, damit diese Kinder gleiche Chancen, wie ihre Altersgenossen bekommen, die von vornherein in normalen Verhältnissen aufwachsen. Die Aufnahme dieser Kinder an sich ist schon bemerkenswert. Recht schnell haben sie Zukunftsträume, die auch wahr werden können.“
In Bulgarien gibt es über 2.000 Aufnahmefamilien; jeden Monat werden rund 100 ausgesetzte Kinder in einer dieser Familien untergebracht, besagt die Statistik der Vereinigung für Kinderfürsorge. Unter diesen Kindern sind auch Bisser und Tarzan, denen Raditsch Banew als erste begegnet. Die beiden Jungs sind von klein auf von einem Heim in ein anderes verlegt worden, bis sie schließlich Elena Atanassowa zur Obhut gegeben wurden.
„Diese beiden Kinder stehen mir besonders nahe, weil ich ihre Entwicklung und ihren Weg in Richtung eines vollwertigen Lebens aus nächster Nähe verfolgt habe“, erzählt der Fotograf.
Anfangs hätten sie Probleme gehabt, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen. Während Bisser ein verschlossener Junge gewesen ist, der anscheinend auf die ganze Welt bitter böse ist, erwies sich Tarzan als ein Raufbold – zuhause und in der Schule. Heute sind sie der Stolz ihrer Pflegemutter. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht bringt sie es auf einem der Fotos zum Ausdruck.
„Ich wollte vor allem auch meine Position zeigen“ sagt Raditsch Banew über die dargestellten Emotionen. „Diese Fotos sind nicht gestellt; die gezeigten Gefühle sind echt und gerade sie wollte ich zeigen. Ich wollte raus aus der offiziellen Statistik und die Gefühle der Menschen in den Vordergrund stellen. Damit will ich die Notwendigkeit der Unterbringung von solchen Kindern in Pflegefamilien verdeutlichen.“
Raditsch Banew hat in den 90er Jahren zum ersten Mal zum Fotoapparat gegriffen. Es war die Zeit der Wende in Bulgarien, in der es an Ereignissen auf den Straßen nur so wimmelte. Auch die Kunst begann sich in jenen Jahren ihren Weg auf der Straße zu bahnen. Und da die Fotografie als Dokumentarkunst aufgefasst werden kann, ist Raditsch Banew auch heute noch der Ansicht, dass sich alles um die Straße dreht, auf der man das Antlitz unserer Zeit entdecken kann. Die Kinder sollten aber auf der Straße spielen und nicht auf ihr leben, lautet das Fazit der Wanderausstellung „Adoptierte Kindheit“.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Raditsch Banew
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