Es geht spannend zu im heimischen Banksektor. Während die Bevölkerung in gar nicht so weiter Vergangenheit mit Nachrichten über Bankinsolvenzen, dringende Staatshilfen, Bankprüfer und unbediente Kredite konfrontiert wurde, scheint die Lage momentan geradezu rosig zu sein. Und doch gibt sie uns zu denken, denn Jahresprofite von 20 Prozent und Null-Prozent-Zinssätze sind wir hierzulande nicht gewohnt.
Die Banken quellen sprichwörtlich vor Geld über. Ihr Eigenkapital ist in einem einzigen Jahr um über 450 Millionen Euro angestiegen und die Bankeinlagen sind um 2 Milliarden Euro auf 21 Milliarden Euro geklettert. All diese Zahlen müssten uns freuen, wäre da nicht ein besorgniserregender Umstand: Der Geldbestand in den Banken wächst, nicht aber die Kredite. Sprich –die riesigen Geldberge bringen der realen Konjunktur keinen realen Nutzen. Wo kommen aber die kolossalen Gewinne der Banken und enormen Ersparnisse der Bevölkerung bei dem bescheidenen Wirtschaftswachstum von 3 Prozent her? Es gibt keine Investitionen und keinen Konsum, zumindest nicht in hohem Umfang, um derart imposante Gewinne und Ersparnisse zu bewirken. Das Gegenteil ist der Fall: die Investitionen fließen hauptsächlich aus Brüssel nach Bulgarien und unsere Landsleute haben ihren Verbrauch auf das Nötigste zurückgeschraubt, um ihr mühsam verdientes Geld nicht leicht wieder zu verlieren und völlig mittellos dazustehen, denn Risiken lauern ihnen auf Schritt und Tritt auf.
Die krasse Dissonanz zwischen enormen Geldbergen und bescheidenen Wirtschaftsaktivitäten hat die Bulgarische Nationalbank BNB dazu bewogen, den Leitzinssatz auf Null Prozent zu senken. Das sollte günstigere Kredite für die Unternehmer und Haushalte und somit eine Belebung der Wirtschaft zur Folge haben. Bei einem Währungsrat in Bulgarien wird der positive Effekt der Senkung der Leitzinsen aber stark begrenzt sein. Das ist aber das einzig Rationale, was die Bulgarische Nationalbank unter diesen Umständen tun konnte.
Die Spannbreite zwischen einem Null-Prozent-Leitzinssatz und 20 Prozent Bankprofiten ist wirklich sehr groß. Das eine reflektiert auf das andere. Wie die positiven und negativen Effekte ausfallen werden, wird sich in Zukunft zeigen. Eins ist aber jetzt schon klar: Die bulgarischen Banken werden in diesem Jahr Stresstests unterzogen, damit ihre Kreditportfolios gesäubert und bis zu einem Grad gefestigt werden, um eventuellen Erschütterungen auf dem Markt standhalten zu können, die vor knapp einem Jahr die viertgrößte Bank in Bulgarien ins Jenseits befördert haben. Die jüngsten Angaben über die Gewinne der Banken und die Senkung der schlechten und unbedienten Kredite stimmen zuversichtlich und stellen eine gute Garantie für die Stabilität des Bankensystems in Bulgarien dar.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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