Ohne Investitionen sind ein Wirtschaftswachstum sowie eine Erhöhung der Einkommen und der Lebensqualität undenkbar. Diese Regel liegt der Wirtschaftspolitik weltweit aller Staaten zugrunde. Nicht zufällig versucht jede Regierung auf verschiedene Weise ausländische Investitionen anzulocken und inländische Kapitalanlagen mittels verschiedenen Präferenzen, zusätzlichen Dienstleistungen und Steuernachlass usw. zu fördern.
Dieser Tage wurde bekannt, dass 2015 die ausländischen Investitionen in Bulgarien im Vergleich zum Vorjahr um ganze 40 Prozent gestiegen sind. Der Anstieg ist beeindruckend, obwohl es sich konkret lediglich um eine Milliarde Euro handelt. Mit dieser Summe kann man kaum etwas Nennenswertes in der Wirtschaft bewegen und lediglich etwa einigen Hundert Menschen Arbeit beschaffen. An dieser Stelle sei dahingestellt, weshalb das Interesse der ausländischen Investoren an Bulgarien so gering ist. Einige Zahlen, die ebenfalls dieser Tage bekannt gegeben wurden, drängen jedoch Fragen über die örtlichen Investitionen und den inneren Konsum auf, zumal einige Wirtschaftsexperten davon überzeugt sind, dass ein erhöhtes Wirtschaftswachstum vor allem aus inneren Investitionen und Verbrauch generiert werden könne. Ja, das mag wohl sein, doch die Bulgaren sind derzeit weder auf einen erhöhten Konsum aus, noch hegen sie irgendwelche Investitionspläne. Das kann zumindest aus den jüngsten statistischen Angaben der Bulgarischen Nationalbank BNB geschlussfolgert werden, laut denen die Einlagen der Bürger und privaten Unternehmen stetig steigen und mittlerweile 74 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht haben – insgesamt 32 Milliarden Euro. In nur einem Monat seien die Sparguthaben um 190 Millionen Euro angewachsen. Diese für Bulgarien enorme Summe schlummert in den Banken und bringt nicht einmal einen nennenswerten Zuwachs mittels Zinsen, denn sie sind verschwindend klein. Auf den entwickelten Finanzmärkten werden Hunderte Möglichkeiten angeboten, sein freies Kapital anzulegen, wobei die Sparguthaben nur eine davon sind. Zusätzliche Gesundheitsversicherung, zusätzliche Rentenversicherung, Lebensversicherung, Immobilieninvestitionen, Investitionen in staatlichen Wertpapieren und Aktien, Investitionen in Form von Gold und Kunstgegenständen und was noch nicht alles! Von überall regnet es an Angeboten, sein Geld anzulegen, um Gewinne zu erzielen.
All das gibt es auch in Bulgarien – es steht aber nur eher auf dem Papier, denn die Finanzinstrumente, die in der Welt erfahrungsgemäß zum greifen kommen, sind hierzulande eher abgespeckte und verlotterte Versionen. Noch dazu besitzen die Bulgaren nicht die erforderliche Finanzkultur und haben nicht das nötige Wissen über das Kapital, um das Beste für sich und entsprechend für ihr Geld zu wählen. Um ehrlich zu sein, reichen die Ersparnisse der Durchschnittsverbraucher auch kaum zu rigorosen Investitionsgeschäften, denn was kann man weltbewegendes mit rund 1.000 Euro anstellen!?!?
Es bildet sich ein Teufelskreis – die Bulgaren sparen, weil ihr Geld für Investitionsgeschäfte nicht ausreicht, während die Investitionen am Wirtschaftswachstum nicht teilnehmen, weil insgesamt eine Unsumme in den Banken auf Eis liegt. Offensichtlich muss dieser Kreis durchbrochen werden und am naheliegendsten erscheinen Innovationen und digitale Technologien, die eine hohe Arbeitsproduktivität und zugleich hohe Gewinne bei verhältnismäßig niedrigem Startkapital aufweisen. Sie verlangen aber eine solide Bildung und profundes Fachwissen, an denen es in Bulgarien zunehmend mehr mangelt...
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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