In Sofia gibt es mehrere Kirchen, die dem heiligen Nikolaus von Myra geweiht sind. Die bekannteste unter ihnen ist die russische Kirche im Zentrum, die mit ihren kleinen vergoldeten Zwiebelkuppeln die Blicke der Passanten auf sich zieht. Sie wurde erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts errichtet und sorgt mit ihrer russischen Architektur für Abwechslung im Stadtbild. Das große Gegenteil stellt die Nikolauskirche in der Tzar Kalojan Straße dar. Sie liegt versteckt in einer Seitenstraße und stellt keinen Blickfang dar, zumal nur die Hälfte von ihr über den Erdboden herausragt. Dafür ist sie aber sehr alt und hat in all den Jahrhunderten kein leichtes Schicksal gehabt.
Versetzen wir uns zurück in die Geschichte der heutigen bulgarischen Hauptstadt Sofia, die in römischer Zeit Serdika hieß. Nachdem der römische Kaiser Konstantin der Große die Glaubensfreiheit im Reich ausrief, was dem Christentum einen immensen Auftrieb gab, entstand auch in Serdika eine Reihe von christlichen Kirchen. Selbst im Palast Konstatins, der zuweilen hier residierte, entstand eine Kapelle. Einige Jahrhunderte später verleibten die Bulgaren die Stadt ihrem Reich ein und die Gebietsverwalter zogen in die einstige Residenz Konstantins ein, die anscheinend noch verhältnismäßig gut erhalten gewesen sein muss. Natürlich erfuhr das Bauwerk in all den Jahrhunderten viele Um- und Ausbauten, was auch an der Hofkapelle nicht vorbeigegangen ist. Im 13. Jahrhundert sah sich der örtliche Feudalherr, Sebastokrator Kalojan, genötigt, die Kirche von Grund auf zu erneuern. Seitdem ist sie als Nikolauskirche bekannt. Auf seine Veranlassung wurde auch in der Vorfestung Bojana eine Kirche erneuert und mit herrlichen Wandmalereien versehen, die heute zu den wertvollsten Kunstschätzen des bulgarischen Mittelalters zählen. Mit großer Sicherheit wird die Palastkirche nicht minder, wenn nicht sogar noch schöner gewesen sein, doch das Schicksal war ihr nicht hold.
In den Zeiten der Osmanischen Fremdherrschaft verwahrlosten die meisten Kirchen, die nicht abgerissen, oder in Moscheen verwandelt wurden. Die Nikolauskirche war zu klein, um das Interesse der Fremdherrscher auf sich zu ziehen. Sie wurde halb verschüttet, denn Sofia war zu einer orientalischen Stadt geworden, in der anfallender Schutt und Müll nicht beseitigt wurden. Und so hob sich das Straßenniveau in den Jahrhunderten gleich um mehrere Meter an – die Reste der Nikolauskirche versanken förmlich in den Boden.
Während der bulgarischen Wiedergeburt im 18. und 19. Jahrhundert erinnerte man sich wieder des alten Gemäuers und setzte die Kirche halbwegs wieder instand. Sie blühte aber erst wieder auf, als Bulgarien 1878 seine Neugründung erfuhr. Die kleine Kirche wurde in eine dreischiffige Basilika umgebaut, allerdings ohne auf ihre antike und mittelalterliche Geschichte zu achten.Vater Nikolaj, den wir in der Kirche antrafen, erzählte uns einige interessante Tatsachen, die nicht in den Reiseführern stehen:
„Bemerkenswert ist, dass unsere Kirche im Verlaufe von 12 Jahren eine russische Kirche war“, erzählt der Geistliche. „Das geschah 1934, als das Königreich Bulgarien diplomatische Beziehungen zu Sowjetrussland aufnahm. Die Sowjetvertretung veranlasste, dass die damaligen russischen Geistlichen aus der russischen Nikolaus-Kirche im Zentrum vertrieben wurden, weil sie angeblich dem Sowjetstaat feindlich gegenüber standen. Sie fanden in unserer Kirche Aufnahme und hielten hier ihre Gottesdienste ab.“
Es kam der Zweite Weltkrieg und mit ihm die angloamerikanischen Bombenabwürfe, die vielen Menschen das Leben kosteten, aber auch unwiederbringliche Schäden am Stadtbild anrichteten. Unter den Opfern ist leider auch die altehrwürdige Nikolauskirche. Durch ein Wunder blieb einzig die große Altarikone des Heiligen Nikolaus und Teile große Teile der Ikonosthase erhalten. Den 1944 an die Macht gekommenen Kommunisten lag der Wiederaufbau von Kirchen keinesfalls am Herzen und so blieb die Ruine bis 1970 stehen, als es dem bulgarischen Patriarchen Kyrill gelang, eine Baugenehmigung zu erwirken. Es erfolgten eingehende archäologische Untersuchungen und die Nikolauskirche wurde auf den Überresten der mittelalterlichen Wandzüge wieder originalgetreu aufgebaut. Allerdings führt der neue Eingang direkt in die Empore; das Kirchenschiff liegt ein Stockwerk darunter. Es erfolgte auch eine Ausmalung, denn von den alten Fresken waren nur kärgliche Spuren geblieben. Einzig an der Nordwand beließ man als Zeitzeugnis eine noch aus antiker Zeit stammende Mauer unverputzt, verbirgt sie aber hinter einem Vorhang.
„Neben den Wandmalereien gibt es in der Kirche eine Reihe von schönen Holzschnitzereien“, setzt Vater Nikolaj seine Erzählung fort. „Man vermutet, das die schöne Ikonosthase aus der Kapelle des ehemaligen Königsschlosses „Wrana“ bei Sofia stammt. Die alte Ikonosthase der Nikolauskirche wurde hingegen in der Andreaskirche in der Opaltschenska Straße eingebaut, doch darüber liegen keine genauen Angaben vor. Neben der Ikone des heiligen Nikolaus besitzen wir auch eine sehr wertvolle Ikone der Gottesmutter, die einst in der Christi-Erlöser-Kirche stand, die ebenfalls im Krieg stark beschädigt und später abgerissen wurde; heute steht an ihrer Stelle die BulBank.“
Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow
Fotos: svetinikolay-sofia.info
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