Der bulgarische Wald ist ein enormer Naturreichtum, auf den wir zu Recht stolz sein können. Deshalb sind die Bulgaren um seinen Erhalt und dessen nachhaltige Nutzung bemüht. Natürlich lauern auch hier Gefahren. Welche, erfahren wir vom WWF-Experten Alexander Duntschew. Er sucht nach Möglichkeiten zum Schutz von historisch alten Wäldern und strebt nach Gesetzesänderungen für ein besseres Management der bulgarischen Wälder.
"Der Wald ist mehr als nur ein Rohstofflieferant für die Industrie, d.h. er hat nicht nur wirtschaftliche Bedeutung. Andererseits steigt das wirtschaftliche Interesse an den bulgarischen Wäldern. Der Holzertrag steigt alljährlich um rund eine halbe Million Kubikmeter", erklärt Alexander Duntschew. "Das geht natürlich zu Lasten der anderen Waldfunktionen. Die soziale Funktion des Waldes besteht nicht nur im Brennholzsammeln, sondern auch im Ausbau des Tourismus. Sehr oft stammen die Anzeigen über illegalen Holzschlag von Tourismusvereinen oder Bürgern. Wenn ein Wald immer mehr der Axt weichen muss, dann verliert er mit der Zeit sein touristisches Potential."
Nach Ansicht der Bulgaren wird in den heimischen Wäldern zu viel großflächig gefällt. Und so forderten die Bürger 2015 ein befristetes Moratorium auf Holzexporte ein. Bulgarien exportiert Rohholz, einschließlich Brennholz, in die Nachbarstaaten. Namentlich diese umstrittene Praxis hatte zu dem zeitweiligen Exportstopp geführt. Aufgehoben wurde es mit einer Nachbesserung der Rechtsnormen zur besseren Kontrolle des Holzschlags. Die im Sommer 2015 verabschiedeten Rechtsmaßnahmen sollen mittels Einrichtung eines öffentlichen Informationssystems für mehr Transparenz und eine direkte Kontrolle durch die Bürger sorgen. Verabschiedet wurden einfache Maßnahmen zur Begrenzung des illegalen Holzschlags. So wurde u.a. ein Verbot für die Holzernte und Holztransporte bei Nacht erlassen. Zudem müssen die Lastwagen künftig mit GPS-Systemen ausgerüstet werden.
Trotz strikteren Vorkehrungen würden Zuwiderhandlungen in einzelnen Fällen von den Kontrollbehörden gedeckt, da letztere einem starken politischen und Korruptionsdruck ausgesetzt seien, so Duntschew. Deshalb appellieren die Umweltschützer für mehr Verantwortung seitens der Forstunternehmen.
Seit einigen Jahren wird immer sichtbarer, dass der illegale Holzschlag als auch die anderweitige Vernichtung der Natur schwere Folgen für die ganze Gesellschaft haben. Angefangen von Hochwassern und Erdrutschen bis hin zu Austrocknung und Trinkwasserverschmutzung. Auch die Wälder leiden unter den Umweltvergehen. 2015 erlitten sie infolge von Schnee, Eis, Wind und Bränden enorme Schäden, was wiederum die Funktionen dieses bulgarischen Reichtums eindämmt.
Meinungsumfragen belegen, dass der Schutz der Wälder in der bulgarischen Gesellschaft das führende Thema ist. Der Dialog zwischen Umweltschutzorganisationen und staatlichen Behörden weitet sich aus. Das eröffnet die Möglichkeit gemeinsamer Kontrollen in den Wäldern, womit die Manipulierung der Ergebnisse gestoppt werden soll. Zudem gibt es eine Reihe gemeinsamer Projekte, wie etwa zum Schutz von Au- und historisch alten Wäldern. Der WWF hat gemeinsam mit Mitarbeitern der Forstverwaltung 25.000 Hektar der letzten historisch alten Wälder außerhalb der Schutzgebiete kartiert.
In staatlicher Unterstützung wurde die öffentliche Plattform gis.wwf.bg ins Leben gerufen. Dort kann jeder einen gegebenen Wald lokalisieren und dann beim Landesforstamt prüfen, ob es für den gegebenen Standort eine Holzschlag-Genehmigung gibt. Auch kann man ab 2015 über die Notrufhotline 112 illegalen Holzschlag anzeigen. Dank der nachgebesserten Rechtsmaßnahmen können sich die Bürger nun in die Erarbeitung der regionalen Waldbaupläne einbringen. Jeder einzelne kann zum Schutz der heimischen Wälder beitragen. Mehr Informiertheit über die Probleme des bulgarischen Waldes sowie mehr Transparenz bei ihrer Verwaltung und Bewirtschaftung sind die ersten Schritte in diese Richtung.
Übersetzung: Christine Christov
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