Eine alte Faustregel besagt, dass eine Kette nur so stark wie ihr schwächstes Glied ist. Die jüngsten Hackerattacken in Bulgarien haben den bulgarischen Behörden zum Nachdenken gegeben. Ihre Zahl ist zwar im Vergleich zum Vorjahr gesunken, dafür aber sind sie gezielter und verheerender geworden, stellen die Experten des Nationalen Zentrums für Cybersicherheit fest. Besonders auffällig wurde es am Tag der Kommunalwahlen Ende Oktober, als die Internetportale zahlreicher staatlicher Institutionen stundenlang blockiert geblieben sind, darunter der Zentralen Wahlkommission und des Präsidentenamtes.
Der Bulgare Krassimir Gadschokow arbeitet seit über zehn Jahren im Bereich Informationssicherheit für eine der größten kanadischen Telekommunikationsgesellschaften. Aus seiner Erfahrung weiß er, dass im Netz viele Risiken lauern.
„Beim privaten Internetsurfen von Zuhause verbreitet sich in letzter Zeit ein Virus, der nach einer bestimmten Zeit die gesamte Information auf der Festplatte kryptiert und anschließend die Meldung versendet, dass man eine bestimmte Summe zu zahlen hat, um den Schlüssel für den Zugang zur Information zu bekommen“, berichtet Krassimir Gadschokow. „Diese Hackerattacke ist sehr erfolgreich, denn sobald jemand versucht, das Problem im Alleingang zu lösen, wird er scheitern. Ebenfalls weit verbreitet ist der Weg über die Mails. Man bekommt eine Nachricht von der eigenen Bank mit der Aufforderung, das Passwort oder den Benutzernamen für das Onlinebanking auszutauschen. Zunächst glaubt man der Nachricht, weil man ja die eigene Bank dahinter vermutet. Es sind aber Hacker, die dann mit dem neuen Passwort Zugang zum Konto bekommen. Die bulgarischen Banken sind da sehr vorsichtig und das ist gut so, denn die meisten von ihnen haben die elektronische Unterschrift eingeführt“, sagt Gadschokow.
Er hat eine Zusatzsoftware zu einem der meist benutzten Browsern im Internet entwickelt, welche die sog. „anonymen Medien“ blockiert. Gemeint sind Medien, die keine Information über Eigentümer und Herausgeber veröffentlichen.
„Wenn sich jemand im Internet über bestimmte Themen informiert, muss er wissen, wer hinter diesem Medium steht“, argumentiert Krassimir Gadschokow. „Mir ist aufgefallen, dass viele Onlinemedien Informationen anderer Quellen einfach kopieren und ins Netz stellen, ohne Quellenangabe. Ich finde aber, dass man auch im Internet Verantwortung tragen muss. Deshalb habe ich meine Software entwickelt“, sagt Krassimir Gadschokow.
Ihm zufolge gibt es mittlerweile Technologien, die effektiv gegen Hackerattacken sind. Sie hätten die Blockade der Internetportale der bulgarischen Institutionen am 25. Oktober abgewehrt, behauptet der Experte. Das bedeutet, dass trotz der Attacke die Informationen gesichert geblieben sind. In Bulgarien sind inzwischen fast alle staatlichen Institutionen dagegen gewappnet. Mehr noch – das wird dringend notwendig sein, da das Projekt der E-Regierung voranschreitet und einen sicheren Schutz der Information erfordert. Krassimir Gadschokow und weitere Experten auf dem Gebiet der Informationssicherheit haben eine Analyse veröffentlicht, die besagt, dass der Cyberschutz der Regierungsseiten im Internet rund 250.000 Euro jährlich kostet. Solange dieser Schutz nicht gewährt ist, ist schwer auch an Onlinewahlen zu denken. Was nach dem Referendum passieren wird, bei dem sich zwei Drittel der Wähler für eine Onlinewahl ausgesprochen haben, ist noch unklar.
„Die Durchführung des Referendums gleichzeitig mit den Kommunalwahlen war falsch“, kommentiert Krassimir Gadschokow, der in Kanada lebt und die Onlinestimmabgabe unterstützt. „Die Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen ist grundsätzlich niedrig, dadurch hat auch das Referendum an Legitimität verloren. Überhaupt werden den Volksbefragungen in Bulgarien ständig Steine in den Weg gelegt, so dass sie möglichst nicht stattfinden oder aber ihre Ergebnisse nicht anerkannt werden. Das muss endlich geändert werden“, fordert Krassimir Gadschokow.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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