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2010: Kristalina Georgiewa – Die Bulgaren sind gleichberechtigte Europäer

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Foto: BGNES

„Alles was in der Welt passiert, geht uns etwas an. Umso öfter wir die Augen verschließen und sagen, dass uns das nicht betrifft, umso mehr wir uns mit unseren eigenen Problemen abkapseln und unseren Horizont einengen, desto schwieriger können wir in unserem Land selbst Entscheidungen treffen. Deshalb meine ich, dass die Bulgaren mit einer Haltung, die uns mit der Welt verbindet, ein Fenster Bulgariens öffnen, was unserem Land ungemein hilft.“ Das sagte Kristalina Georgiewa in einem Interview unmittelbar bevor sie den Posten der Vizepräsidentin der EU-Kommission zuständig für Haushalt und Personal übernahm. Das ist ihr zweites Mandat als bulgarische EU-Kommissarin. 2010 übernahm sie das Ressort „Humanitäre Hilfe und Krisenschutz“. Noch im gleichen Jahr wurde sie zur „Kommissarin des Jahres“, wie auch zur „Europäerin des Jahres“ ausgerufen. Damit wurde ihr Einsatz bei der Bewältigung der humanitären Katastrophen auf Haiti und in Pakistan gewürdigt.

Kristalina Georgiewa ist von der Ausbildung her eine promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin, die an der Universität für National- und Weltwirtschaft Sofia unterrichtete. Ihr Fachgebiet ist die Umweltwirtschaft. Als sie 1993 zur Weltbank wechselte, wurde sie ebenfalls für umweltökonomische Themen zuständig. 15 Jahre später war sie bereits Vizepräsidentin der Weltbank. Im Sommer 2009 trat Kristalina Georgiewa im bulgarischen Parlamentswahlkampf für die konservative Partei GERB auf. Nachdem im Jahr darauf die bulgarische Kandidatin für den Posten einer EU-Kommissarin, Rumjana Schelewa, bei der Anhörung durchfiel und auf dieses Amt verzichten musste, setzte das Kabinett Borissow auf Kristalina Georgiewa als zweite Kandidatin. Das Ressort „Humanitäre Hilfe und Krisenschutz“ war ihr nicht neu, da sie sich bereits in der Weltbank mit dieser Thematik eingehend beschäftigt hatte, so dass sie bei der Anhörung keinerlei Probleme hatte. In ihrer Rede an die EU-Abgeordneten sagte sie:

Meine Damen und Herren Abgeordnete, für mich ist es eine Ehre und ein Privileg, heute vor Ihnen zu stehen als Kandidat-Kommissarin für das neue Ressort „Internationale Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Krisenschutz“. Dieses Amt stellt eine hohe Verantwortung dar, denn für die Notleidenden in der Welt ist es das wichtigste Ressort der Europäischen Kommission. Wir in der Europäischen Union müssen eine bedrückende Tatsache zugeben – die Zahl der Naturkatastrophen hat sich weltweit erhöht. Das ist eine Möglichkeit, dass sich die humanitäre Hilfe und der Zivilschutz integrieren, denn sie arbeiten ohnehin Hand in Hand. Ich habe erfahren, dass mehr als 90 Prozent unserer Mitbürger von Europa verlangen, dass es eine höhere Verantwortung innerhalb der Krisenbewältigung übernimmt.

Am 9. Februar 2010 übernahm Kristalina Georgiewa den Posten der Kommissarin für humanitäre Hilfe und Krisenschutz in der Kommission Barroso II. Das war kaum ein Monat nach dem schweren Erdbeben auf Haiti, so dass ihr Mandat als Kommissarin mit der Bewältigung vieler Aufgaben begann. Es musste die humanitäre Hilfe koordiniert werden, die die Europäische Union als wichtigster Geber gewährte. Weitere Bewährungen folgten für Kristalina Georgiewa nach dem heftigen Erdbeben in Chile und den Überschwemmungen in Pakistan. Ihre Arbeit war keinesfalls Schreibtischarbeit – sie reiste auch an die Orte, die eine Hilfe benötigen, um auch die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die jeweiligen Probleme zu lenken. Überall bei Konflikten und Katastrophen ist Hilfe gefragt, so dass Kristalina Georgiewa an der Verbesserung der Krisenbewältigung arbeitete, am Aufbau eines europäischen Freiwilligenkorps teilnahm und viele andere Initiativen einleitete und förderte.

Laut der französischen Zeitung „Le Monde“ sei Georgiewa einer der wenigen „Lichtblicke“ der Europäischen Kommission. Das Blatt schrieb: „Auf ihrem Posten als Kommissarin für humanitäre Hilfe und Krisenschutz hat die Bulgarin das fast Unmögliche erreicht, nämlich Europa eine Seele zu geben, an der es bereits seit Jahren fehlt.

In ihrem zweiten Mandat, diesmal in der Kommission Juncker, wurde Kristalina Georgiewa Vizepräsidentin der Kommission für Haushalt und Personal. Die Wahl auf diesen Posten schätzte Staatspräsident Rossen Plewneliew als großen Erfolg für Bulgarien ein. Es ist aber auch ein großer persönlicher Erfolg. „Ich werde weiterhin mit Herz arbeiten“, sagte Kristalina Georgiewa nach ihrer Ernennung. „Es ist für mich eine große Freude; die Wahl ist ein Ergebnis unserer fünfjährigen Arbeit. Und das ist sehr wichtig: wir Bulgaren müssen das Gefühl bekommen, dass wir gleichberechtigte Europäer sind!

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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