Die Vergangenheit besteht nicht einzig aus offiziellen historischen Tatsachen, sondern auch aus ganz individuellen Erlebnissen. Und gerade das versucht das Projekt „Meine bulgarische Geschichte“ zu zeigen. Es gibt unzählige kleine Begebenheiten, die jenseits der Geschichtswerke geblieben sind und die von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Sie werden nun in eine virtuelle Karte eingetragen und jeder kann seinen Beitrag leisten.
In verschiedenen Städten des Landes werden Zusammenkünfte organisiert, an denen sich die Bürger beteiligen und ihre Geschichten erzählen, die wiederum aufgenommen und sofort auf der virtuellen Karte erscheinen. Unter den Ideenvätern des Projekts ist Boschidar Iwanow. Über die weitere Zukunft des Projekts sagt er folgendes:
„Die Zusammenkünfte werden fortgesetzt, da sie sich als effektiv erwiesen haben. So können wir Menschen erreichen, die uns viele Tatsachen erzählen können, die jedoch keinen Zugang zum Internet haben“, sagt Boschidar Iwanow. „Nach den Treffen in Bansko und Raslog werden wir nun die nächste Runde in Blagoewgrad starten. In den darauffolgenden Monaten sind dann Plewen und Weliko Tarnowo an der Reihe. Wir denken jetzt schon darüber nach, wie unsere Plattform „Meine bulgarische Geschichte“ auch in der Schule eingesetzt werden kann. Wir werden uns mit Schulen kurz schließen, um herauszubekommen, wie das Projekt in den Lehrprozess eingebunden werden kann, natürlich unter der Bedingung, dass man es als nützlich erachtet. Wir stellen uns vor, dass über das interaktive Interface, das unsere Plattform anbietet, der Unterricht interessanter gestaltet werden kann.“
Gibt es Geschichten, die überraschend sind?
„Die interessantsten Geschichten sind gerade die persönlichen“, antwortet Boschidar Iwanow. „Sie hängen mit wichtigen geschichtlichen Ereignissen zusammen. Aus der Region von Bansko, Raslog und Blagoewgrad haben wir einige Familiengeschichten aufgezeichnet, in denen es um den Aufstand am Eliastag 1903 geht. Daran haben sich ganze Familien beteiligt. Es gibt viele namhafte Persönlichkeiten, die man einzig in der Region kennt. Auf sie ist man in den dortigen Städten und Dörfern äußerst stolz – sie sind aber nirgendwo anders bekannt. Sie sind einfach aus der offiziellen Geschichte „herausgefallen“, finden aber nun in unserer Plattform eine Aufnahme.“
Mittlerweile hat das Team von „Meine bulgarische Geschichte“ über 300 Geschichten gesammelt. Einige darunter betreffen nicht nur Bulgarien, sondern auch andere Länder. Eine der Zielgruppen des Projekts sind ferner die Auslandsbulgaren. Sie können ebenfalls zur Vervollständigung der virtuellen Geschichtskarte beitragen. Aufgenommen wurden bereits Erzählungen aus den USA, Kanada und Südamerika. Angesprochen werden vor allem namhafte Bulgaren, die im Ausland leben und arbeiten. Die Karte ist noch lange nicht erschöpft und bietet viel Platz für interessante persönliche Familienerinnerungen mit geschichtlicher Bedeutung.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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