Am Mittwoch dieser Woche fand in Sofia die Premiere des Dokumentarfilms „Der Weg der Buchstaben“ von Dessislawa Najdenowa und Ralitza Dimitrowa statt. Der Dokumentarfilm wurde anlässlich des 1200. Jahrestages der Geburt des Slawenapostels Method gedreht.
Der heilige Method war der ältere Bruder des heiligen Kyrill – beide legten den Grundstein für das slawische Schrifttum. Der Film versucht die Entwicklung dieses Schrifttums bis in unsere Tage zu verfolgen. Vorgestellt werden historische Schriften und Abbildungen, wie auch zeitgenössische Interpretationen des Werks der Brüder. Zu Wort kommen Wissenschaftler verschiedener Nationen, die sich nicht immer einig sind. Der Film zielt darauf ab, einige schablonenhafte Vorstellungen vom Leben und Werk Kyrill und Method richtig zu stellen. Ferner wird versucht, die Frage zu beantworten, warum ihre epochalen Leistungen bis heute wirksam sind. War Method lediglich die „rechte Hand“ seines jüngeren Bruders Konstantin-Kyrill, oder der eigentliche Täufer der Bulgaren, Slowaken, Tschechen und Polen? Diese und eine Reihe anderer Fragen versuchen die Filmemacher zu beantworten, die den gleichen Weg durchwanderten, den einst Kyrill und Method und ihr Schrifttum hinter sich legten. Worauf stießen sie während ihrer Dreharbeiten in zehn Ländern?
„Für uns war sehr interessant zu sehen, wie das Werk von Kyrill und Method in den einzelnen Ländern weiterlebt“, sagt die Drehbuchautorin Dessislawa Najdenowa. „Wir suchten insbesondere nach den kleinen, ganz menschlichen Geschichten. In Italien stießen wir auf zwei bulgarische Künstlerinnen, die sich vom Kyrillischen Alphabet inspirieren lassen. In der Slowakei wiederum erfuhren wir die Geschichte eines Holzschnitzers, der ebenfalls vom Werk der beiden Brüder beflügelt wird. Diese und viele andere interessante Geschichten erzählen wir in dem Film.“
Welchen Stellenwert genießt heute das Werk Kyrill und Methods?
„Für gewöhnlich bringen wir ihr Werk mit dem 9. Jahrhundert, der Zeit in der sie lebten und wirkten, in Verbindung und erwarten, dass uns jene Epoche vorgestellt wird“, erzählt weiter Dessislawa Najdenowa. „Unser Ziel bestand jedoch darin, jenseits dieser Geschichte zu gehen und die Bedeutung zu beleuchten, der ihr Werk bis heute in Europa und insbesondere den slawischen Ländern beigemessen wird. Natürlich gehen wir auch auf ihr Leben ein; wir setzen aber den Akzent auf jenes, das sich als zukunftsträchtig erwiesen hat.“
Gehen auch Legenden in den „Weg der Buchstaben“ ein?
„Eine der ältesten Legenden ist die der Taufe des heiligen Wenzel und der heiligen Ludmila durch den heiligen Method“, sagt Dessislawa Najdenowa. „Das ist eine mittelalterliche Legende, die aus dem 9. oder 10. Jahrhundert mit dem Ziel geschaffen wurde, die Unabhängigkeit des damaligen tschechischen Reiches zu untermauern. In unserem Film rücken wir insbesondere die Bedeutung von Kyrill und Method in den Vordergrund, die sie für die Unabhängigkeit und die Identität der slawischen Staaten gespielt haben. In dieser Beziehung wurden sie und ihr Werk zuweilen mythologisiert.“
Welche Rolle kommt dem mittelalterlichen Bulgarien zu, das das Werk der beiden Brüder fortgesetzt hat?
„Es muss betont werden, dass wir ohne das mittelalterliche Bulgarien heute wohl kaum über Kyrill und Method und ihr Werk sprechen würden“, ist Dessislawa Najdenowa überzeugt. „Während der Herrschaft des bulgarischen Fürsten Boris fanden ihre Schüler Aufnahme, die nach dem Tode von Method im Jahre 885 aus Großmähren vertrieben wurden. In Bulgarien bekamen sie die Möglichkeit, das Werk ihrer Lehrer fortzusetzen. Während der Herrschaft des Nachfolgers von Boris, Zar Simeon, bildete sich eine ganze Literatenschule, die neue Werke schuf. Von hier aus wurden dann diese Bücher in Russland, Kroatien und anderen Ländern verbreitet.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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