Umsetzbare Konzepte zur Verminderung von Staus in den Städten sind auf dem Vormarsch und kommen in einigen Staaten bereits zur Anwendung. Beispielsweise werden Fahrgemeinschaften oder das organisiertes Mitfahren gefördert. In einigen europäischen Staaten erhalten Mitarbeiter von ihren Arbeitgebern zusätzliche finanzielle Anreize, wenn sie zur Arbeit radeln. Zudem belegen Studien, dass jedes vermietete Elektroauto für vier Fahrzeuge weniger auf den Straßen sorgt.
Die bulgarische Vereinigung für Elektrofahrzeuge (BAEPS) erarbeit derzeit ein Projekt zur Installierung von fünf Schnellladestationen an Schlüsselstandorten in Sofia zur kostenfreien Nutzung. Hier sollen die Batterien der Elektroautos in 30-40 Minuten aufgeladen werden. Darüber hinaus sind solche Ladestationen entlang der Thrakia-Autobahn geplant. Ab kommenden Jahr sollen Elektroautos mit zwei halbstündigen Aufladestops von Sofia nach Burgas fahren können. Damit will man die Elektrofahrzeuge über den innerstädtischen Verkehr hinaus etablieren. Auch E-Carsharing-Projekte in Sofia, Plowdiw, Warna und Burgas sind im Gespräch.
"Die Beweggründe für das Umsteigen vom herkömmlichen Fahrzeug auf ein Elektroauto sind sowohl wirtschaftliche Vorteile als auch die gestiegene Sensibilität für die Luftverschmutzung in unseren Städten", meint BAEPS-Präsident Angel Nikolow. "Der anfänglich höhere Kaufpreis für Elektroautos wird durch niedrigere laufende Kosten wettgemacht. Für 100 km fallen lediglich zwei Lewa Stromkosten an, was bei herkömmlichen Wagen einem Kraftstoffverbrauch von einem Liter pro 100 km entsprechen würde. Auch ist der gesamte Service preisgünstiger. Unsere Berechnungen haben ergeben, dass die Wartung von Elektroautos bei über 20.000 jährlich zurückgelegten Kilometern (oder durchschnittlich 55 km pro Tag) günstiger ist."
In den Großstädten wurden bereits erste Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität umgesetzt - Elektroautos sind von der Kfz-Steuer befreit und können in diversen Parkzonen in Sofia und anderen Großstädten gebührenfrei parken. In Sofia war die Elektromobilität auch bei den kürzlich durchgeführten Kommunalwahlen ein Thema.
"Im nationalen Aktionsplan für 2014 war im Bereich der öffentlichen Auftragsvergabe für Elektroautos und Infrastruktur eigentlich ein verbindlicher Anteil von 6% festgelegt", erklärt BAEPS-Präsident Angel Nikolow weiter. "Unsere bei der Agentur für öffentliche Auftragsvergabe eingeholte Auskunft hat jedoch ergeben, dass insgesamt nur fünf solcher Aufträge vergeben wurden, was sehr wenig ist. Hier sollten die staatlichen Behörden mit gutem Beispiel voran gehen und eine konkrete Zahl für den Anteil von Elektroautos am Neuwagenaufkommen vorgeben. Das ist zwar gesetzlich festgelegt, wird aber in der Praxis nicht umgesetzt."
Wie wird sich der Verkehr in Bulgarien entwickeln, wollten wir abschließend von BAEPS-Präsident Angel Nikolow wissen.
"Ich hoffe, dass in fünf Jahren fünf Prozent der Fahrzeuge auf unseren Straßen Elektroautos sind", so Angel Nikolow. "Das wäre nicht schlecht, denn das würde eine kritische Masse an Elektroautos auf den Straßen bedeuten, die auffällt. Paradox ist, dass es erstens derzeit nur sehr wenig Elektroautos gibt und sie zweitens nicht auffallen, da sie sehr leise und emissionsfrei unterwegs sind. Auch würden wir uns über erfolgreiche E-Carsharing-Projekte freuen, da gerade diese zu mehr Popularisierung der Elektromobilität beitragen. Wenn man solche Fahrzeuge kostengünstig mieten kann, würde man vielleicht darüber nachdenken, sich selbst ein Elektroauto anzuschaffen."
Übersetzung: Christine Christov
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