Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Mit Antonia Hubantschewa durch die Urwälder Südamerikas und Afrikas

БНР Новини
6
Foto: Privatarchiv

Sie lebte einmal ganz in der Nähe der aktiven Vulkane auf Hawaii, arbeitete am Smithsonian Institute für Tropenforschung im Herzen des Panama-Kanals und erforschte im afrikanischen Malawi das Leben der Fledermäuse. Die interessantesten Abenteuer habe sie jedoch in Bulgarien erlebt. Das zumindest behauptet die quicklebendige Fledermausforscherin Antonia Hubantschewa.

"Ich habe nie geglaubt, dass ich so viele Orte der Welt kennen lernen werde. Ich stamme aus einer recht armen Familie, die nie die Möglichkeit hatte, zu verreisen. Und dann auf einmal konnte ich die ganze Welt sehen", erzählt Antonia. Ihre Berufswahl trifft sie buchstäblich in 15 Minuten. So lange dauerte nämlich die Präsentation von jungen Wissenschaftlern über das Leben der Fledermäuse. Was genau findet sie an den Tierchen so spannend, die von vielen auch "fliegende Mäuse" genannt werden?

Снимка

Снимка"Ich fand es sehr interessant, dass das Säugetiere sind, über die wir nur sehr wenig wissen", begründet Antonia ihre Berufswahl. "Sie sind zwar klein und flaumig, haben aber mit Mäusen nichts zu tun. Und sie sind unglaublich intelligent! Wie Hunde! Ich wage zu behaupten, dass mein Hund deutlich dümmer ist als die meisten Fledermäuse", erzählt Antonia.

Wie geht man mit Fledermäusen um? Sind diese Tiere zutraulich?

"Fledermäuse sind sehr zutraulich. Für mich gibt es nichts Schöneres, als eine Fledermaus in meiner Hand fressen zu sehen. Sie schmatzen dermaßen laut und mit solch einem Vergnügen, dass sie einem richtig Appetit auf Insekten machen! Sie verstehen es einfach, die Welt und das Leben zu genießen."

Heute bevorzugen viele bulgarische Nachwuchsforscher eine Karriere im Ausland. Warum hat sich Antonia für Bulgarien entschieden?

"Forschungsarbeit ist überall auf der Welt schwierig und unterbezahlt. Die Konkurrenz ist riesig. Hier bewerben sich die klügsten Köpfe der Welt um Forschungsgelder. In Bulgarien muss man einfach etwas aktiver sein. Heute ist die Welt weitaus offener. Meine Generation hat das Riesenglück, überall hin reisen zu dürfen und sich für alles bewerben zu können. Höchstwahrscheinlich erhält man eine Ablehnung. Das hindert jedoch nicht daran, es einfach zu probieren. Ich bin von jungen Menschen umgeben, die genau wissen, was sie wollen. Das  inspiriert mich und macht mich glücklich."


Снимка

Auf Reisen geht Antonia, ohne sich vorab über ihre Reiseziele zu informieren. Ist das nicht riskant?

Снимка"Meine erste große Reise trat ich an, ohne zu wissen, wohin es mich verschlägt. Ich hatte weder Vorurteile, noch große Erwartungen. Ich habe dort mehr erlebt, als jene, die sich die Mühe gemacht haben, sich vorher über ihr Reiseziel zu informieren. Das sind zwei unterschiedliche Strategien. Mit den Jahren wird aus einer Zufälligkeit aus Zeitmangel eine Gewohnheit - und zwar den Ort und die Menschen ihre eigene Geschichte erzählen zu lassen."

Antonia hat die ganze Welt bereist. Ihre größte Leidenschaft ist und bleibt jedoch Lateinamerika.

"Lateinamerika hat mich bereits in meiner Kindheit in seinen Bann gezogen. Mit einem Gedicht von Kipling, in dem es heißt: `Brasilien, Brasilien, werde ich Brasilien sehen, bevor ich alt werde?` Letztendlich heißt es, dass man das Land nur zu Gesicht bekommt, wenn man dorthin fährt. Und so geistert Lateinamerika seit meiner Kindheit in meinem Bewusstsein herum. Mit seinen Dschungeln, so wild, so unberührt! Jetzt bin ich sehr glücklich, denn in einer Woche fahre ich nach Gayana in den lateinamerikanischen Urwald. Dort drehen wir einen populärwissenschaftlichen Film über das Leben der Fledermäuse, speziell einer Fledermausart - groß, orange, mit riesigen schrecklichen krummen Nägeln, mit denen sie in den dunklen Wassern der Bäche auf Fischfang geht. Ich hoffe, dass wir mehr über diese Tiere berichten können, die sonst nur mit Magie und Negativem in Verbindung gebracht werden."

Vor einigen Monaten ist Antonia von einer Forschungsreise aus Afrika zurückgekehrt. Was hat sie dort besonders beeindruckt?

"Neben einigen Malaria-Plasmodien und diversen Wunden habe ich von dort die Gewissheit mitgebracht, dass dieses Leben voller Überraschungen ist und sich nicht kontrollieren lässt. Wenn wir uns wirklich Mühe geben und alles tun, was wir können, dann passieren uns vielleicht nicht die Dinge die wir wollen, dafür aber immer etwas Schöneres!"

Снимка

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: Privatarchiv



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Wie die Fußball-EM einen Dorfplatz in Bulgarien zu neuem Leben erweckt

„Es braucht nicht viel, um Voraussetzungen für ein geselliges Beisammensein zu schaffen.“ Diese Worte des jungen Stanislaw Grosdanow wurden zur treibenden Kraft für das „Erwachen“ eines bulgarischen Dorfes inmitten des Fußballsommers auf dem Alten..

veröffentlicht am 01.07.24 um 14:25

Bulgarien und Rumänien arbeiten an der Verbesserung der Schifffahrt auf der Donau

Die Bedingungen für die Schifffahrt auf der Donau werden im Rahmen des mit 10 Millionen Euro dotierten EU-Projekts DISMAR verbessert, berichtete die BTA unter Berufung auf Iwelin Sanew, Geschäftsführer der Exekutivagentur zur Erforschung und..

veröffentlicht am 30.06.24 um 11:25

Die Bulgarische Orthodoxe Kirche wählt heute einen Patriarchen

Für den 30. Juni wurde eine Patriarchen-Wahlversammlung einberufen, auf der das Oberhaupt der Bulgarischen Orthodoxen Kirche und Metropolit von Sofia gewählt werden soll, nachdem der bulgarische Patriarch und Metropolit von Sofia Neofit von uns..

veröffentlicht am 30.06.24 um 09:25