Im Jahr ihres 100. Jubiläums erlebte die bulgarische Leinwandkunst neben den unterschiedlichsten Veranstaltungen auch die 33. Ausgabe des Festivals für bulgarische Langfilme „Goldene Rose“. Austragungsort war die Schwarzmeerstadt Warna. Die bulgarische Filmkunst bewies, dass sie dem Publikum durchaus noch so einiges zu sagen hat – die vorgestellten 13 Langfilme bewiesen es.
Zu den Tendenzen im bulgarischen Kino befragten wir die Kinokritikerin Antonia Kowatschewa, Direktorin der Bulgarischen Nationalen Filmothek und Jurymitglied des Festivals.
„Es war ein qualitativ starkes Festival“, sagt die Kritikerin, die sich ansonsten sehr zurückhaltend über das neue bulgarische Kino äußert und weder überschwänglich begeistert, noch unnötig pessimistisch ist. „Geboten wurde ein sehr weites Spektrum an Genres und Formen. Unter den 13 vorgestellten Langfilmen sind acht Debütfilme. Das bekräftigt die Tendenz der letzten Jahre, dass eine neue Generation die bulgarische Filmkunst erobert hat. Und so werden nicht nur aktuelle Themen aufgegriffen, sondern auch auf neue Weise behandelt. Das Programm war überaus interessant, so dass es die Jury nicht einfach hatte. Bei derart gezeigter Meisterschaft, ist es schwer, eine Wichtung vorzunehmen und Preise zu verteilen, die viel mehr Filme verdient haben.“
Was die Debütarbeiten anbelangt, können sie in zwei Gruppen eingeteilt werden. In der einen geht es um klassische Debütfilme angehender Filmschöpfer; in der anderen sind es Erstlingswerke bereits anerkannter Regisseure, die jedoch bislang ausschließlich Dokumentar- oder Kurzfilme produziert haben.
„Diese wiederum wenden sich vor allem fundamentalen Problemen in der bulgarischen Gesellschaft zu“, fügt Antonia Kowatschewa hinzu. „Hervorheben will ich das Werk von Maja Witkowa – „Viktoria“ – ein recht langer Streifen, der ernst, risikoreich und provokativ ist. Es beeindruckt ferner der Film von Georgi Balabanow „Die Akte Petrow“, der bislang hervorragende Dokumentarfilme produziert hat. Die genannten Werke setzen sich erneut mit der kommunistischen Vergangenheit und der Wende auseinander, zudem aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln; beide Filme gehen die Problematik grundverschieden an.“
Auf Antonia Kowatschewa machte auch der Film „Die Frau in meinem Leben“ einen großen Eindruck. Die Regie führte Antonij Dontschew. Erzählt wird die Geschichte zweier junger Kurden, die bereits als Kinder zusammenfanden. Die Konflikte in der Welt trennt jedoch das Paar – beide begeben sich auf die Suche zwischen Grenzen und geopolitischen Veränderungen.
„Die Filmschöpfer haben sich redlich bemüht, dass ihre Werke auch vom breiten Publikum verstanden werden, ohne dabei jedoch Abstriche in der Qualität zu machen“, sagt weiter die Kinokritikerin. „Daher haben wir in der Jury viel darüber gestritten, wem der große Preis, die „Goldene Rose“ zugesprochen werden soll. Um den Ersten Preis stritten „Familienreliquien“ von Iwan Tscherkelow und „Pechvögel“ von Iwajlo Christow. Meiner Ansicht nach verdienen beide aus unterschiedlichen Gründen eine „Goldene Rose“.“
Die „Goldene Rose“ ging schließlich an „Pechvögel“; wie es in der Begründung hieß: wegen der „wahrheitsgetreuen Schilderung der geistigen Einsamkeit und Ausweglosigkeit der jungen Menschen in Bulgarien, wie auch des hohen schauspielerischen Könnens und der visuellen Effekte“. Den Sonderpreis der Stadt Warna erhielt der Streifen „Familienreliquien“, der als „ein Film hingebungsvoller und talentierter Leinwandkünstler“ bezeichnet wurde. Auszeichnungen gingen ferner an die Filme „Bartergeschäft“, „Mit dem Gesicht nach unten“, „Leichensammler“, „Durst“ und „Während Aja schlief“.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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