Über die Fledermäuse hat man sicher viele Geschichten gehört, allerdings erweisen sich die meisten von ihnen als unwahr. Sie sind weder Mäuse, noch Vögel, und brüten schon mal gar nicht. Zum Bedauern vieler sind die Fledermäuse auch keine Vampire. In der Nacht der Fledermäuse im Naturkundemuseum in Sofia lösten sich eben viele Tabus wie Seifenblasen in der Luft. Die Besucher haben ein nettes und ziemlich unbekanntes Tierchen ins Herz geschlossen, ohne das unser Leben gar nicht so süß wäre. Ja, so ist es, denn ohne die Fledermäuse würden wir die Schokolade nicht kennen! Daher brauchen die Fledermäuse einen Schutzengel und haben ihn in Sofia gefunden. Es ist Antonia Hubantschewa, eine junge Wissenschaftlerin am Naturkundemuseum, die von den Fledermäusen nur so schwärmt.
"Es ist nicht fair, alle Menschen über einen Kamm zu scheren und das gilt auch für die Fledermäuse", sagt Antonia Hubantschewa. "Auf unserer Erde gibt es mehr als 1200 Fledermausarten und nur eine von ihnen saugt Blut. Also darf man sie nicht alle Vampire nennen. Außerdem sind Fledermäuse sehr nützlich. Sie sind nicht nur sehr schön und schlau, leben sehr lang und sehen überhaupt nicht aus, wie Mäuse. Sie sind eher mit den Füchsen verwandt, oder gar mit den Hunden, weil sie mindestens genauso intelligent sind. Auch die Fledermäuse schützen den Menschen, auch wenn wir es nicht immer wissen. Deshalb müssen wir uns um sie kümmern, denn ohne die Fledermäuse wäre die Natur nicht vollendet", sagt die junge Forscherin.
Welche Geheimnisse hütet das Leben der Fledermäuse? Antonia Hubantschewa hat die halbe Welt bereist, um sich selbst zu überzeugen, wie viele Fledermausarten es gibt.
"Nur wenige wissen, dass im Dschungel in Lateinamerika eine Fledermausart heimisch ist, die nicht nur einfach Frösche frisst. Die Frösche dort stimmen ein Lied an und fallen so selbst in die Falle. Denn wenn der Frosch singt, um ein Weibchen anzulocken, hört die Fledermaus dieses Lied und frisst den Frosch", erzählt Antonia Hubantschewa. Und weiter:
"Kürzlich war ich in Afrika, wo ich Fledermäuse erforscht habe, die den Saft des Baobab-Baumes trinken", erzählt die Naturforscherin weiter. "Gebe es keine Fledermäuse, hätten wir den Geschmack der Tequila und des Kakaos nicht gekannt. Manche Fledermausarten bestäuben nämlich die Kakaopflanzen", sagt Antonia Hubantschewa.
Das gilt auch für die Agave-Pflanze, aus welcher ja die Tequila gemacht wird. Mit seinen 33 Fledermausarten ist Bulgarien eigentlich ein fledermausarmes Land. Antonia Hubantschewa denkt aber nicht so.
"Ganz im Gegenteil – Bulgarien ist ausgesprochen interessant für die Forscher", behauptet sie. "Die Fledermäuse in Bulgarien unterscheiden sich voneinander so stark, wie etwa der Adler vom Spatz. Manche Fledermäuse haben so lange Ohren, wie groß ihr Körper ist. Zugleich sind hier Fledermäuse heimisch, die zu den Winzlingen ihrer Art zählen. Sie wiegen gerade mal vier Gramm. Wichtiger Unterscheid ist, dass alle Fledermausarten in Bulgarien ausschließlich Insekten fressen", sagt die Naturforscherin.
Die Menschen leben im Irrtum, dass die Fledermäuse nur in dunklen Höhlen leben. Und so übersehen wir sie im Alltag. Dabei sind die Fledermäuse überall, sagt Antonia Hubantschewa.
"Schaut man genau hin, wird man sie sehen", behauptet sie. "Unlängst habe ich festgestellt, dass selbst an meinem Balkon Fledermäuse leben. Sie haben es sich über meinen Blumen gemütlich gemacht. Es stellte sich heraus, dass ihre Exkremente der perfekte Dünger für meine Blumen sind! Man darf keine Angst haben, wenn die Fledermäuse in unserer unmittelbaren Nähe leben. Ganz im Gegenteil – sie sind eine bedrohte Art und man sollte sich freuen, wenn man sie sieht", sagte abschließend Antonia Hubantschewa vom Naturkundemuseum in Sofia.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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