Phantasiebilder auf dem Wasser, aber keine starren Abbildungen, sondern Farben, die ineinander fließen, wie wechselnde Stimmungen oder ausgelassenes Kinderlachen. Die Wasseroberfläche wird zur Leinwand, auf der vitale, farbenfrohe Bilder entstehen. Die Künstlerin Anschela Minkowa erlag schon oft dem Zauber der alten Malkunst auf Wasser Ebru.
„Ebru ist eine sehr alte Maltechnik, die in Persien ihren Anfang nahm und über die Seidenstraße in das Osmanische Reich gelangte“, erzählt die Künstlerin. „Ebru bedeutet so viel wie „Wasseroberfläche“ oder das „Antlitz des Wassers“. Obwohl es ungewöhnlich ist, auf Wasser zu malen, wurde diese komplizierte Technik von den östlichen Völkern bis zu Perfektion entwickelt. Im 17.-18. Jahrhundert kam sie dann auch nach Europa. Sie wird auch als Marmorierkunst oder türkisches Marmorpapier bezeichnet, weil die Abbildungen einer Marmoroberfläche gleichen.“
Wie zu Anbeginn dieser Kunst ist beim klassischen Ebru alles natürlich – die Farbpigmente pflanzlichen oder mineralischen Ursprungs werden mit einem Pinsel das destillierte Wasser geträufelt; das zuvor mit Harzen eingedickt wurde. Die Pinsel werden aus Stutenschweifhaaren und Rosenholz gefertigt. Einst haben die alten Meister Blumen, Tiere, Menschen, vor allem aber Tulpen und Rosen gemalt. Die Tulpen symbolisierten ihre Liebe zum Allmächtigen und die Rosen waren ein Ausdruck ihrer Verehrung für den Propheten Mohamed. Heute gewinnt die alte Kunst neue Dimensionen.
„Ebru weist eine gewisse Verwandtschaft zur abstrakten Kunst auf, weil man nie sicher ist, was genau entstehen wird, jedes Mal ist das ein einzigartiger Farbentanz auf dem Wasser“, schwärmt Anschela Minkowa. „Wir spielen wie Kinder und erschaffen dabei ganze Universen, die die Seele ansprechen und uns mit Gott eins werden lassen. Ich wende die klassische Ebru-Technik an und sie steigert die magischen Momente, weil sich alles auf das Endergebnis auswirkt – die Luft, die Temperatur, die Stimmung des Malers, bizarre Dinge, die wir nicht einmal benennen können. Manchmal entstehen wunderbare Sache, ein anderes Mal sind sie nicht ganz so spektakulär, aber es ist immer wieder ein faszinierendes Erlebnis.“
Ebru ist eine kurzlebige Kunst. Die Erinnerung daran bleibt nur auf dem Papier, nicht aber das eigentliche Werk in seinem ganzen Glanz. Das stimmt Anschela Minkowa aber bei weitem nicht traurig. Sie wartet lieber mit einer alten Weisheit auf: „Erfasse den Augenblick und er wird es dir danken!“ Allerdings sollte man sich nicht anmaßen, diesen Augenblick besitzen zu wollen, ergänzt sie. Die Kunst Ebru ist eine Möglichkeit, mit der Vergänglichkeit alles Irdischen in Berührung zu kommen, uns dem Augenblick hinzugeben, zu meditieren, meint die Künstlerin. Um auf Wasser zu malen, müsse man keine konkrete Idee haben, sondern sollte, wie beim Spielen, seinen Gefühlen und Stimmungen freien Lauf lassen, rät Anschela Minkowa. Sie hat die Kunstakademie in Sofia absolviert und blickt auf zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland zurück. Ebru sei aber ihre neue Liebe und wie jede Liebe ist auch diese Kunst recht launisch und fordernd, aber sie bereichert auch. Und da sie von den Wellen der Liebe getragen wird, arbeitet die Künstlerin an ihrem ersten einmaligen „Buch für Lob und Beschwerden in puncto Liebe“.
„Es geht darum, wie Liebe in Kunst transformiert wird, die vielen Menschen nicht zugänglich ist. Wenn eine Liebe endet, meinen viele, das wars. Ich bin da anderer Ansicht – niemand kann einen anderen Menschen besitzen. Die einzige Art, das zu erzielen, ist diesen Menschen künstlerisch wiederzugeben und so von der Realität in die Welt der Kunst zu versetzen,“ sagte abschließend Anschela Minkowa.
Sollten auch Sie Lust verspüren, Ihre erste Zeichnung auf Wasser zu kreieren, wenden Sie sich an Anschela Minkowa und ihr „Wasserlabor“ im Sofioter Kulturhaus „G.S. Rakowski“.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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