Aus dem Traum von einem Drehkreuz für russische Gaslieferungen nach Westeuropa wird wohl nichts. Seit Jahren, und insbesondere nachdem South Stream zu Turkish Stream geworden ist, sucht Bulgarien nach alternativen Bezugsquellen für seine Gasversorgung. Die großen Vorkommen im Kaspischen Raum wären so eine Alternative.
Vor etwa zwei Monaten besuchte Ministerpräsident Borissow Baku und traf mit dem aserbaidschanischen Staatspräsidenten Ilham Aliew zusammen. Im Mittelpunkt stand das Thema Gas. Dieses Thema dominierte auch die Visite in dieser Woche in Turkmenistan, das an der östlichen Küste des Kaspischen Meeres liegt. Die ehemalige Sowjetrepublik ist weltweit der viertgrößte Gasförderer, belegen verschiedene Quellen. Dem bulgarischen Regierungschef Bojko Borissow ging es bei den Unterredungen mit dem turkmenischen Präsidenten Berdimuhamedow also erstrangig um die Möglichkeit, dass Bulgarien über die geplante Transkaspische Pipeline Erdgas aus Turkmenistan bekommt. Die Fernleitung soll am Boden des Kaspischen Meeres verlaufen und Kasachstan, Turkmenistan, Aserbaidschan, Georgien und die Türkei verbinden. Durch die Gasnetzverbindung zwischen Bulgarien und der Türkei, an der gerade gearbeitet wird, könnte das Gas unser Land erreichen.
Es handelt sich um ein sehr ehrgeiziges Projekt mit noch sehr vielen Unbekannten. Insbesondere zum Unterwasserabschnitt. Die finanzielle Absicherung des Projekts steht ebenfalls noch in den Sternen. Als unsicher gilt auch die Sicherheit, bedenke man, dass während der Unterredungen des bulgarischen Ministerpräsidenten in Turkmenistan die Erdgasleitung zwischen Baku und Erzurum in der Türkei zum zweiten Mal binnen weniger Wochen gesprengt worden ist.
Die Suche nach alternativen Liefermöglichkeiten für Gas aus so weit entfernten Ländern über noch unbestehenden Pipelines wäre sehr überheblich, wenn es nur im nationalen Interesse wäre. Es ist aber eine gesamteuropäische Bestrebung, sich von Russland als Haupt-, bzw. größten Gasversorger loszulösen. Denn die Idee von einer Transkaspischen Pipeline liegt bereits auch in Brüssel auf dem Tisch. Im Juni fand die erste offizielle Tagung der Arbeitsgruppe aus EU, Aserbaidschan, Georgien, Turkmenistan und der Türkei statt. Im Herbst geht es weiter.
Der Besuch der bulgarischen Regierungsdelegation in Aschchabad war der erste unter der Leitung eines Ministerpräsidenten und die Erwartungen sind, dass aktive bilaterale Beziehungen aufgebaut werden. An Themen vom gemeinsamen Interesse dürfte es nicht fehlen – Terminals an der bulgarischen Schwarzmeerküste für Transitlieferungen von West- und Mitteleuropa über Bulgarien nach Asien und umgekehrt, Schienenverkehr zwischen Asien und Europa über Warna und dem Schwarzen Meer und rein bilaterale Themen, wie bulgarische Beteiligung an Infrastrukturprojekte in Turkmenistan. Bulgarien sucht also nicht nur neue Bezugsquellen für seine Gasversorgung, sondern auch neue Absatzmärkte außerhalb der EU.
Deutsche Fassung: Vessela Vladkova
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