Die Nationalgalerie in Sofia zeigt derzeit eine umfangreiche Ausstellung mit nahezu 80 Selbstbildnissen bulgarischer Künstler. Die Idee dazu hatte Nikolaj Nedeltschew, der ein passionierter Sammler und Mäzen ist. Einzelheiten teilte er uns selbst mit:
„Als mich vor Jahren mein Freund, der Maler Koljo Karamfilow, mit dem ich in engem Kontakt stand, oft in sein Atelier einlud, seine neuesten Werke zu sehen, erwarb ich häufig das eine oder andere Bild und kehrte mit bis zu vier Werken nach Hause zurück“, erzählt Nikolaj Nedeltschew. „Mit einem Mal bemerkte ich, dass ich bereits eine kleine Sammlung von 15 oder 16 seiner Arbeiten besitze. Bis dahin hatte mich noch nicht die Sammelleidenschaft erfasst. Diese kleine Sammlung spielte aber das auslösende Moment. Wie jeder Anfänger begann ich alles möglich zu sammeln, bis mir bewusst wurde, dass es nicht so weitergehen kann und ich einen speziellen Akzent in meiner Sammlung brauche. Und da ich gerade ein Triptychon von Wichroni Popnedelew mit drei Selbstbildnissen erworben hatte, kaufte ich wenig später auch ein Selbstbildnis von Sliwen Blaschew und es reifte die Idee, mein Augenmerk auf die Künstlerselbstbildnisse zu richten.“
Das Interessante an dieser Sammlung ist, dass sie auf ungewöhnliche Weise vervollständigt wird. Anstatt nach speziellen Werken Ausschau zu halten, setzt sich Nikolaj Nedeltschew mit verschiedenen Künstlern in Verbindung und bestellt sich bei ihnen ein Künstlerbildnis. Er gibt sofort einen Vorschuss und bezahlt den Rest beim Abholen des Werkes. Für Nedeltschew stellte der Name des Künstlers eine Garantie für die Qualität des Bildnisses dar. Und tatsächlich kann die Sammlung als gelungen bezeichnet werden, betrachtet man sich ihre Exposition in der Nationalgalerie in Sofia. Der Mäzen hat natürlich auch Berater – das sind der angesehene Maler Swetlin Russew und die Kuratorin Nadja Timowa, die ihm speziell die jungen Künstler empfahl.
„Die Kunstsammler in Bulgarien bevorzugen die alten bulgarischen Meister“, sagte sie uns. „Sie sind allen bekannt. Das stellt aber meiner Ansicht nach ein Risiko für den Sammler dar, denn diese Maler sind im Ausland meist unbekannt. Und dennoch werden sie in Bulgarien teuer gehandelt, was mir paradox erscheint. Und so ist Nikolaj Nedeltschew eher eine Ausnahme. Ich kenne mit Ausnahme von ein, zwei anderen keine weiteren Sammler in Bulgarien, die zeitgenössische Künstler sammeln, die jedoch auch jenseits Bulgariens bekannte Namen sind. Ich hatte das Glück, Einfluss auf seine Wahl ausüben zu können und wir haben uns auch über die Tendenzen in der modernen Kunst unterhalten, auch wenn das sehr schwer ist, sie zu erkennen und zu definieren.“
Häufig bilden sich die Künstler mit den Attributen ihrer Arbeit ab – Pinsel, Palette, Farbtuben, Leinwand, Stativ etc. Die Sammlung von Nikolaj Nedeltschew enthält jedoch lediglich zwei Bildnisse dieser Art. Das eine gehört Ljuben Sidarow.
„Ich bin mit seinen Kinderbuchillustrationen aufgewachsen“, gesteht die Kuratorin Nadja Timowa. „Das zweite Selbstbildnis mit Künstlerattributen zeigt den Maler aus Plowdiw Rumen Schekow, der sich den minimalistischen abstrakten Formen zugewandt hat. Für mich sind diese Werke besonders interessant“, erzählt weiter die Kunstexpertin und kommt erneut auf die Sammlung von Nikolaj Nedeltschew zu sprechen: „Als man mich einlud, dem Projekt von Nikolaj Nedeltschew anzuschließen, stand bereits eine Liste mit 30 oder 40 Namen bulgarischer Künstler fest“, erinnert sich Nadja Timowa. „Vielleicht weil ich eine gewisse Zeit im Ausland gelebt habe, interessieren mich besonders zeitgenössische Kunstformen. Daher schlug ich vor, auch einer Reihe junger Künstler Beachtung zu schenken. Meiner Meinung haben sie interessantere Werke geliefert…“
Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Nationalgalerie Sofia
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