Zwischen Bulgarien und der Slowakei gibt es eine ganz spezielle geistige Brücke, die eng mit dem Schaffen der Brüder Kyrill und Methodius und deren Schüler verbunden ist. In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts werden die beiden byzantinischen Schriftgelehrten nach Großmähren entsandt, um das Christentum in slawischer Sprache zu predigen. Zur Übersetzung der Bibeltexte schafft Konstantin-Kyrill die Glagoliza – die älteste slawische Schrift. Als Fürst Boris I. später die Schüler der heiligen Brüder in Bulgarien empfängt und die Voraussetzungen zur Verbreitung ihres Werkes schafft, entsteht in der Literaturschule von Ohrid die leichter zu schreibende Kyrilliza – die kyrillische Schrift.
Was die Glagoliza betrifft, regt das komplizierte grafische System der ersten slawischen Schrift die Wissenschaftler und Künstler bis heute zu vertieften Forschungen und Nachdenken an. Und sie inspirierte den Bildhauer Andrej Wrabtschew zu seinem Monumentalwerk „ABC“ – einer Kugel aus schwarzem Stahl mit einem Durchmesser von 2,40 m und einem Gewicht von einer Tonne. Der Bulgare ist auf der diesjährigen 20. Ausgabe des Festivals „Skulptur und Objekt“ in Bratislava der einzige Vertreter der Balkanstaaten. Bis Ende August wird seine Interpretation der Glagoliza im Garten des Präsidialamtes in der slowakischen Hauptstadt die Blicke der Besucher anziehen.
Für Andrej Wrabtschew ist die Nachbildung des grafischen und symbolischen Systems der Glagoliza durch die „Sprache“ der Skulptur eine persönliche Herausforderung.
„Das glagolitische Schrifttum baut auf sehr klaren geometrischen Prinzipien auf. Die Schrift hingegen wurde auf der Grundlage christlicher Symbole und Ideen geschaffen“, erzählt der Bildhauer für Radio Bulgarien. „Es gibt eine Modulfigur, die in sich einen Kreis, ein Kreuz und ein Dreieck enthält. Mithilfe dieses Moduls können alle glagolitischen Zeichen geschrieben werden. Dabei handelt es sich um das grafische Symbol für `Ich bin Gott Jesus Christus von Anfang bis Ende.` In den Heiligenleben wird darauf verwiesen, dass Konstantin-Kyrill – der Philosoph das Alphabet an einem Abend geschrieben hat, obwohl dieser Modul im Grunde genommen die gesamte Glagoliza beinhaltet. Entsprechend liegt die gesamte Logik der Glagoliza im Verbleib oder Wegfall dieser Elemente. Dieses geometrische Prinzip hat eine neue Interpretation der Schrift im Raum ermöglicht, d.h. sie ist zu einem rein räumlichen Problem geworden, das die Skulptur verinnerlicht.“
„In diesem Jahr fand zum 25. Jahrestag des Regimesturzes ein Wettbewerb statt. Aus diesem Anlass habe ich einen symbolischen Zaun kreiert“, erzählt Andrej Wrabtschew weiter. „Wenn man genau hinsieht, verwandelt sich die Skulptur von einem freiheitsberaubenden Zaun in eine Schaukel. Ein Instrument, durch welches man das Gefühl der Freiheit, des Fliegens, des Loslösens von der Anziehungskraft der Erde verspürt.“
Zudem beeindruckt der bulgarische Bildhauer das Publikum mit einem nicht kanonischen Werk.
„Das allerheiligste Herz Jesu` stellt eines der Symbole der katholischen Denomination dar“, erklärt der Bildhauer. „Ein Bestandteil dieses Symbols ist das Feuer, was jedoch in meinem Werk bewusst fehlt. Ich habe es durch Kerzen aus unseren orthodoxen Gotteshäusern ersetzt, worin einige eine Art christliche Eintracht sehen.“
Nach dem Festival in Bratislava wird die ABC-Skulptur die Geschichte der Glagoliza in Wien erzählen – und zwar vor dem Bulgarischen Kulturinstitut Haus Wittgenstein.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Andrey Trebaticky
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